Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals
Luft und sprang ins kalte Wasser. »Mutter, ich war nie zuvor mit einem Mann zusammen. Mit Daniel wollte ich zusammen sein. Es ist nicht aus einer Laune heraus geschehen, sondern ich habe gründlich darüber nachgedacht.«
»Ich habe ja immer gesagt, dass du zu viel denkst«, kam die automatische Bemerkung von Mrs. Whitfield.
»Entschuldige.« An die elterliche Kritik gewöhnt, verschränkte Anna die Finger in ihrem Schoß. »Ich weiß, du willst das alles nicht unbedingt hören, aber ich will auch nicht lügen.«
Liebe, Diskretion und Verwirrung kämpfen miteinander. Die Mutterliebe gewann. »Oh Anna.« Es war eines der seltenen Male, dass Mrs. Whitfield ihre Tochter umarmte. »Geht es dir denn gut?«
Gerührt legte Anna den Kopf an die Schulter ihrer Mutter. »Aber natürlich. Ich fühle mich großartig. Es ist, als ob … ich weiß nicht … als ob ich schwebte.«
»Ja.« Mrs. Whitfield blinzelte. »So sollte es auch sein. Ich weiß, wir haben nie darüber gesprochen, aber dein Studienfach, und dann diese Bücher …« Sie erinnerte sich nur zu gut daran, wie schockiert sie gewesen war, als sie eines mal durchgeblättert hatte. »Ich denke, ich habe mich einfach unnütz und unwissend gefühlt.«
»Es ist überhaupt nicht so, wie es in den Büchern steht.«
»Nein, das ist es wirklich nicht.« Mrs. Whitfield nahm Annas Hände. »Bücher kann man zuklappen. Anna, ich möchte nicht, dass du verletzt wirst.«
»Daniel wird mir nicht wehtun.« Wenn sie nur daran dachte, wie zärtlich er gewesen war, wurde ihr ganz warm. »Um genau zu sein … er will mich heiraten.«
Ihre Mutter seufzte vor Erleichterung. »Ja, mir war, als hätte ich das gehört, aber es klang, als würdet ihr euch streiten.«
»Das war kein Streit, sondern eine Meinungsverschiedenheit. Ich werde ihn nämlich nicht heiraten.«
»Anna!« Streng sah sie ihre Tochter an. »Was soll der Unsinn? Ich gebe ja zu, ich verstehe dich nicht immer, aber ich kenne dich gut genug, um eins zu wissen: Wenn er dir nicht sehr viel bedeuten würde, wäre … wäre nichts passiert.«
»Er bedeutet mir viel. Vielleicht zu viel.« Ihre Selbstbeherrschung begann zu wanken. Anna presste zwei Finger auf ihre Augen. »Und das macht mir Angst. Er will eine Ehefrau, Mutter, fast so wie ein Mann einen Schuh will, der perfekt passt.«
»So ist das nun mal eben bei Männern.« Jetzt auf sicherem Gebiet, setzte Mrs. Whitfield sich weiter zurück. »Manche Männer sind Dichter, andere Träumer, aber die meisten sind einfach nur Männer. Ich kenne genügend Frauen, die meinen, romantische Musik und Kerzenschein seien unerlässlich. Aber in Wahrheit ist es viel simpler.«
Neugierig betrachtete Anna ihre Mutter. Aus Erfahrung wusste sie, dass ihre Mutter nie einen Hang zum Philosophieren gehabt hatte. »Wolltest du denn romantische Musik und Kerzenschein?«
»Aber natürlich.« Mit einem verträumten Lächeln dachte Mrs. Whitfield an die Vergangenheit zurück. »Dein Vater ist ein guter Mann, aber seine Gesetzbücher faszinieren ihn mehr. Ich glaube, Mr. MacGregor ist auch ein guter Mann.«
»Ja, das ist er. Ich will ihn nicht verlieren, aber ich kann ihn nicht heiraten.«
»Anna …«
»Ich werde mit ihm zusammenleben.«
Mrs. Whitfield öffnete den Mund, schloss ihn wieder und schluckte. »Ich glaube, ich brauche einen Drink.«
Anna ging an den Barschrank. »Sherry?«
»Scotch. Einen doppelten.«
Lächelnd goss Anna den Drink ein. »So ähnlich hat Daniel auch reagiert.« Sie brachte ihrer Mutter das Glas. Die leerte es in einem Zug. »Daniel bedeutet mir sehr viel«, setzte Anna wieder an und stieß langsam die Luft aus. »Ich habe mich in ihn verliebt. Das habe ich mir nicht ausgesucht, deshalb habe ich jetzt das Gefühl, ich müsste die Kontrolle zurückgewinnen. Wenn ich ihn heirate, verliere ich alles, wofür ich gearbeitet habe.«
Mrs. Whitfield stellte ihr leeres Glas ab. »Deinen Abschluss.«
»Ich weiß, das verstehst du auch nicht. Niemand scheint es zu verstehen.« Sie fuhr sich durchs Haar. Es fiel ihr auf die Schultern und erinnerte sie daran, dass ihre Kämme noch irgendwo in dem hohen Gras über der Klippe liegen mussten. Die Kämme ließen sich ersetzen, andere Dinge, die sie dort oben verloren hatte, nicht. »Ich weiß, dass ich das Studium nie beenden werde, wenn ich Daniel heirate. Und das könnte ich weder mir selbst noch ihm verzeihen. Ich habe es dir immer zu erklären versucht, Mutter. Ärztin zu werden ist nicht etwas, das ich tun will,
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