Die Macht der Angst (German Edition)
die es verdiente, wie eine Göttin behandelt zu werden, und nicht, diesen Mist durchzumachen.
Kev würde diese Arschlöcher erwischen und ihnen Schmerzen zufügen, wie sie sie sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen konnten. Doch im Augenblick musste er erst mal zur Ruhe kommen.
Er schloss die Augen und verbannte alles in den mentalen Gefrierschrank. Nach ein paar Minuten konnte er wieder durchatmen und die Fäuste entkrampfen. Es waberte kein roter Nebel mehr vor seinem Sichtfeld. Dafür stellte sich nun ein signifikantes anderes Problem.
Je vehementer er versuchte, seine Gedanken in den Gefrierschrank zu zwingen, desto härter wurde sein Penis. Diese spezielle Tür ließ sich nicht mehr schließen.
Edie hatte sie einfach aus den Angeln gehoben.
Sie musste eingedöst sein. Kaum, dass Kev sie an seinen großen, warmen Körper gezogen und sie seinen wummernden Herzschlag an ihrem Ohr gehört hatte, war sie vom Schlaf übermannt worden. Doch fünfzehn Kilometer hinter Gresham wachte sie plötzlich auf. Die Scheinwerfer erhellten die I-84 East, die durch die Columbia Gorge führte. Schroff und dunkel ragten die mit Koniferen bewaldeten Berge der Kaskadenkette auf. Edie versuchte dahinterzukommen, was sich in dieser Nacht abgespielt hatte, aber ihr Hirn ließ nur einen begrenzten Gedankengang nach dem anderen zu.
»Ich frage mich, ob diese Männer wohl etwas mit dem zu tun haben, was meinem Vater heute widerfahren ist«, murmelte sie.
Kev schaute zu ihr hinunter. »Ich dachte, du schläfst. Wir sind fast am Ziel.«
»Glaubst du, dass –«
»Wir reden im Motel weiter.« Seine Stimme klang fast zornig.
Kev hielt sie dicht an seiner Seite, als sie das Motel betraten. Sie checkten bei einem kahlköpfigen Mann ein, der aussah, als wäre er aus dem Bett gerissen worden und könne es nicht erwarten, dorthin zurückzukehren. Endlich fiel die Tür hinter ihnen zu. Edie sah sich in dem beengten Zimmer um, das nach Zigaretten und Raumspray roch, und wurde von solcher Erleichterung überwältigt, dass ihr fast die Tränen kamen.
Kev folgte ihrem Blick. »Tut mir leid, dass es eine solche Absteige ist, aber Mike lässt mich bar zahlen. Ich weiß nicht, wie weit der Arm dieser Kerle reicht, aber ich schätze, er ist lang genug, um mir anhand meiner Kreditkartenzahlungen zu folgen.«
»Das Zimmer ist wunderbar«, versicherte sie ihm. »Ich bin dankbar dafür. Also, denkst du, das Ganze könnte mit Dad in Verbindung stehen? Mit dem Anfall, den er heute Abend erlitten hat?«
Kev schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, es geht eher um dich als um ihn. Aber was ich einfach nicht begreife, ist, warum ich noch am Leben bin.«
»Wie meinst du das?«
»Warum haben sie mich nicht umgebracht? Mir will einfach kein Grund einfallen.«
»Hmm …« Das bereitete ihr ebenfalls Kopfzerbrechen. »Könnte es daran liegen, dass du kämpfst wie ein Berserker? Könnte das der Grund sein?«
Kev tat das mit einer ungeduldigen Handbewegung ab. »Ich bin nicht kugelsicher. Als Entführer hätte ich mir einfach einen Kopfschuss verpasst und mir damit eine Menge Ärger erspart. Aber diese Kerle sind mit Schlagstöcken auf mich losgegangen. Sie hatten Handschellen dabei. Und sie schienen mit mir gerechnet zu haben. Sie verfolgen ein ganz bestimmtes Ziel, aber ich kann mir nicht vorstellen, welches. Da ich noch am Leben bin, muss es um mehr gehen als nur um Geld. Oder nur um dich.«
»Was bedeutet?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Jedenfalls nichts Gutes. Dessen bin ich mir sicher.«
»Darauf wäre ich selbst auch gekommen«, murmelte sie.
Kev stellte den Koffer ab, deponierte die Tüte mit dem Essen auf der Kommode und seinen Seesack auf einem Stuhl. »Ich muss das Zimmer sichern und eine meiner Waffen zusammenbauen. Leg du dich hin. Ruh dich aus.«
Edie stand wortlos da und schaute ihn an. Sie fühlte sich ausgeschlossen und überflüssig. Wie ein hilfloses Mädchen in einem Rüschenkleid, das nichts beizusteuern hat. Wie ein Mühlstein um seinen Hals. Der Gedanke schnürte ihr die Kehle zu. »Willst du dich nicht auch hinlegen?«
»Keine gute Idee.«
»Wieso nicht?«, fragte sie. »Ist das hier denn keine SSZ ?«
Kevs Miene spiegelte Verwirrung wider. Edie verdrehte seufzend die Augen. »Eine sexuelle Sicherheitszone, Dummerchen«, erinnerte sie ihn geduldig.
Er schnaubte grimmig und ohne zu lächeln. »Die Situation hat sich verändert.«
Oh, verdammt. Lief das nicht immer so? Sie raffte ihren Mut zusammen und
Weitere Kostenlose Bücher