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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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ihr umgehen. Er wird sie halten, wenn sie weint. Wenn sie Trost braucht, wird er es ihr vielleicht sogar besorgen. Edie kann sich echt glücklich schätzen.«
    Kevs Muskeln spannten sich ruckartig an. Er bedauerte seinen Mangel an Selbstbeherrschung sofort, als Avas Augen zu leuchten begannen, entzückt darüber, eine Reaktion zu bekommen.
    »Das würde dir nichts ausmachen?«, fragte er heiser.
    »Ganz und gar nicht.« Sie betatschte wieder seinen Schritt. »Ich lasse bei Des die Zügel locker. Wir haben Freiräume in unserer Partnerschaft. Solange er Edie nur irgendwann zu mir bringt. Wie ein Hund, der seinem Herrn einen toten Hasen vor die Füße legt.«
    »Lass sie in Ruhe«, beschwor er sie. »Vergiss sie einfach. Ich bin der, auf den du es abgesehen hast, oder? Mein Verschwinden wird niemand einen Dreck scheren. Sie hingegen ist eine Parrish. Die halbe Welt wird nach ihr suchen. Sie wird euch nichts als Ärger einbringen.«
    »Oh, da liegst du völlig falsch. Wo soll ich nur anfangen?« Cheung wedelte mit den Armen. »Edie ist speziell. Wie du. Wie ich. Sie wird mein fehlendes Bindeglied sein. Du und ich, wir beide haben etwas gemeinsam, weißt du? Wir können ein X-Cog-Sklaven-Interface mehr als einmal durchstehen, ohne an Gehirnblutungen zu verrecken. Und ausgehend von Edies Testergebnissen und Kernspinresultaten von der Oase vermute ich, dass sie es ebenfalls kann. Ich würde einen exklusiven X-Cog-Kontrakt darauf verwetten, dass sie das Zeug dazu hat.«
    Der Gedanke erschütterte ihn bis ins Mark. »Und … wenn du dich irrst?«
    Ava zuckte gleichgültig die Achseln. »Wenn ich mich irre, irre ich mich eben. Dann stirbt sie, aus sämtlichen Körperöffnungen blutend, binnen zwanzig Minuten, und das war’s mit der hübschen Illusion.«
    »Sie würden dich bis ans Ende der Welt hetzen.«
    »Damit befasse ich mich, wenn es so weit ist. Falls alles läuft wie geplant, werden wir sie komplett kontrollieren. Sie wird alles tun, was wir wollen, und wenn wir keine Lust mehr haben zu spielen, wird sie sich praktischerweise mit ihrem Wagen von einer Klippe stürzen oder eine Flasche Bleichmittel trinken. Je nachdem, wonach mir gerade der Sinn steht.«
    Kev quetschte seine Angst in ein winziges Hinterstübchen seines Bewusstseins, um sich dann jedes ihrer Worte in Erinnerung zu rufen, versuchte, irgendeinen Sinn darin zu erkennen, so es denn einen gab. »Dein fehlendes Bindeglied. So, wie du es für Osterman warst«, wiederholte er langsam. »Du sagtest, er habe auch bei dir sein Zeichen hinterlassen. Warst du eins dieser Kinder, an denen er herumexperimentiert hat?«
    »Das einzige, das überlebte.« Ava Cheungs Gesicht gefror zu einer Maske. »Ich bin eine angesehene, preisgekrönte Neurowissenschaftlerin. Ich schreibe für Fachmagazine, entwickle Multimillionen-Dollar-Patente. Ich bin der Grund, warum die Helix-Aktie derart hoch gehandelt wird. Jeder in meinem Fachgebiet hat schon von mir gehört.«
    Und trotzdem vergewaltigst du die Seelen von Menschen, ermordest sie nur so zum Spaß,
dachte er, doch die Jahre in der Küche mit Tony Ranieri hatten ihn gelehrt, wann sein Klugscheißer-Sarkasmus nicht angebracht war. Zum Beispiel wenn man gerade von einer Decke hing und jemand einem die Hoden zerquetschte.
    »Was hat Osterman dir angetan?«, fragte er.
    Ava Cheung hob spöttisch eine Braue. »Du möchtest es wissen? Du darfst zusehen, während ich das Gleiche mit Edie mache. Sie wird meine gehorsame, unterwürfige Hure sein. Genau wie du.«
    Kev versuchte, mit seinem ganzen Körper in sie hineinzuhorchen, seine Furcht und seinen Abscheu zu überwinden, um einen Blick auf das Mädchen zu erhaschen, das sie gewesen war, bevor man sie zerbrochen und in etwas kaum mehr Menschliches transformiert hatte.
    Dieses Mädchen war für Cheung ebenso verloren wie für Kev sein jugendliches Ich. Tatsächlich noch mehr, weil er es fertig gebracht hatte, sich zu schützen. Er hatte diesen Teil abgeschottet, ihn sicher verwahrt, sogar vor sich selbst, so ironisch das auch sein mochte.
    Diese Frau war weit offen gewesen. Man hatte sie ausgeweidet. Sie war innerlich tot.
    Er schaute ihr unverwandt in die Augen. »Er hat dir wehgetan«, folgerte er. »Dich benutzt. Das war falsch.«
    »Spar dir dein Mitleid, sonst wirst du erleben, wie ich dir die Eingeweide rausreiße!«
    »Na gut«, erwiderte er ruhig. »Ich ziehe mein Mitgefühl zurück.«
    »Solch armseliges Gewinsel liegt eine Million Kilometer hinter mir«, informierte sie ihn.

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