Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
Vom Netzwerk:
»Ich möchte ein bisschen mit Keira plaudern. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Ich habe Cola, Diät-Cola und Mineralwasser. Ich könnte Ihnen auch Kaffee oder Tee machen.«
    Keira ließ sich von ihr in die kuschelige Bar-Ecke ziehen. Des zeigte Tom das Labor und erklärte ihm das X-Cog, während er gleichzeitig der Unterhaltung der beiden Frauen folgte. Mentales Multitasking war eine seiner vielen Fähigkeiten, die er Dr. O zu verdanken hatte. Er hörte Avas Fragen, Keiras geplapperte Antworten, Avas bewundernde Einwürfe. Heißes Wasser blubberte, als eine Kanne Tee zubereitet wurde, dann ertönte das zarte Klappern des japanischen Keramik-Teegeschirrs.
    Der Moment der Wahrheit war gekommen. Ava würde ihr gleich die vorbereitende Droge verabreichen. Sie bedachte ihn mit einem fragenden Lächeln.
    Er wandte sich Tom zu. »Ich nehme an, du wirst dir mithilfe deiner eigenen handverlesenen Testperson eine unabhängige Meinung bilden wollen?«, erkundigte er sich leise, nur um ganz sicherzugehen, dass sie alle über das Gleiche sprachen.
    »Ja, genau wie von dir vorgeschlagen«, bestätigte Tom. »Wobei ich mich noch immer frage, was hinterher mit ihr passieren wird. Du warst diesbezüglich nicht sehr deutlich.«
    Hier kam der vertrackte Teil. »Ich hatte doch betont, dass du dem Probanden nicht übermäßig zugetan sein solltest?«
    »Das stimmt, aber du hast mir den Grund nicht erläutert.« Toms Ton war gleichmütig. »Warum soll ich ihr nicht zugetan sein? Was wird mit ihr geschehen?«
    »Es gibt da ein kleines Problem mit den Nebenwirkungen«, erklärte Des. »Um dir, einem Neuling, die Möglichkeit zu geben, persönlich ein X-Cog-Interface durchzuführen, müssen wir der Testperson eine extrem hohe Dosis der Droge verabreichen. Um ihren inneren Widerstand auf ein Minimum zu verringern.«
    »Soll heißen?«
    »Soll heißen, dass es kein ›Hinterher‹ für sie geben wird«, antwortete Des bedauernd. »Zu schade für die ›Schräge Neue Welt.‹ Die Gesellschaft bräuchte wirklich händeringend eine etwas aggressivere Erforschung weiblicher Autoerotik.«
    »Ja, zu schade.« Tom schluckte das mit völligem Gleichmut. »Erzähl mir mehr.«
    »Da ist noch eine andere Sache. Wir haben noch keine funktionierende Verfahrensweise im Hinblick auf die … Entsorgung.«
    »Dieses Thema werden wir heute noch besprechen.« Tom machte eine wegwerfende Handbewegung. »Und sollten wir ins Geschäft kommen, werde ich eine dauerhafte Lösung für dich arrangieren. Falls ich zu dem Schluss komme, dass das Projekt Potenzial hat.«
    »Selbstverständlich«, murmelte Des. Er konnte es kaum erwarten, zu sehen, wie Tom die Kinnlade runterfiel, sobald die Liveshow begann. Er nickte zu den beiden Männern, die hinter ihm auf- und abschritten. »Was ist mit ihnen?«
    »Sie tun alles, was ich für notwendig oder zweckmäßig erachte«, erwiderte Tom. »Es ist in ihrem eigenen Interesse, Diskretion zu wahren.«
    Des behagte es nicht, Fremde an der X-Cog-Demo teilhaben zu lassen, aber Tom wusste, wie man ein Sicherheitsnetz spannte. Er war einer von Dr. Os Protegés gewesen. Des vertraute dem Mann, sofern er überhaupt irgendjemandem vertraute.
    Genau das war der Grund, warum sie während ihres Harvard-Studiums praktisch unzertrennlich gewesen waren. Sie beide verstanden die Macht, die ihnen ihre erweiterten geistigen Fähigkeiten und ihre Freiheit von moralischen und ethischen Bedenken verliehen. Dr. O hatte ihre Schranken eingerissen und sie … nun ja, auf gewisse Weise gottgleich gemacht. Es klang hochtrabend, trotzdem war es buchstäblich wahr.
    Und sie verhielten sich immer sehr vorsichtig, wenn sie ihre kleinen Spielchen trieben. Konsequenzen waren etwas für Schwachköpfe, für Idioten, für Verlierer.
    Doch wie jede große Gabe ging auch diese mit der Bürde der Einsamkeit einher. Es war schön, in Gesellschaft von jemandem zu sein, der verstand.
    »Keira? Alles in Ordnung?«, durchschnitt Avas Stimme seine Tagträumerei.
    Er fuhr herum und sah das Mädchen schwanken, die Hände um den Hals gekrampft. »Mir … mir ist …« Sie würgte, hustete. »Mir ist so … ah …«
    Ihre Stimme erstarb. Die Teetasse glitt ihr aus der Hand und zerschellte auf dem Boden. Ihre Augen waren weit und glasig.
    »Oh nein! Ist dir übel? Komm, lass mich sehen, was ich für dich tun kann«, gurrte Ava und nahm ihren Arm. »Fühlst du dich schwindelig? Hier, setz dich auf diesen Stuhl.« Sie drückte Keira auf einen der rollbaren Bürostühle.

Weitere Kostenlose Bücher