Die Macht der Angst (German Edition)
stimmte. Und das alles nach außen hin vollkommen legal und transparent. Tom hielt seinen Arsch rigoros aus der Schusslinie, um nie zur Rechenschaft gezogen werden zu können. Das war ein weiteres von Dr. Os Credos.
»Ich habe ein paar Kollegen mitgebracht«, informierte Tom ihn. »Ken Wanatabe, ehemaliger Navy-Seal, und Richard Fabian, ein Ex-Ranger. Mein privates Sicherheitsteam. Sie sind absolut diskret. Und das hier …« Er zeigte zu dem Mädchen. »Das ist Keira. Sie ist meine Inspiration, wenn man so will.«
»Wirklich?« Des schüttelte die kühle, schlanke Hand des Mädchens. »Inwiefern?«
»Ich bin vor Kurzem unter die Kunstmäzene gegangen«, vertraute Tom ihm an. »Keiras Website hat mich völlig umgehauen. Ich habe versucht, sie als meine Assistentin zu gewinnen, aber leider ohne allzu viel Erfolg. Ich brauche kreative Menschen um mich, aber sie ist so verdammt unabhängig, verstehst du? Tja, was soll man machen?«
»Ich kann das nicht«, sagte Keira schroff. »Ich bin Künstlerin, kein Mädchen für alles.« Ihre Rastalocken wippten, als sie ihren herausfordernden Blick auf Des richtete. »Ich helfe Tom dabei, Geld zu verdienen, das ich anschließend in mein eigenes Projekt stecken kann.«
Des setzte eine interessierte Miene auf. »Tatsächlich? Um was für ein Projekt handelt es sich denn?«
»Performance Art«, klärte Keira ihn auf. »Ich arbeite an einer Multimedia-Kunstinstallation, die sich mit weiblicher Autoerotik und deren Veränderung in unserem superschnellen Kommunikationszeitalter auseinandersetzt. Mein Projekt heißt ›Schräge Neue Welt‹. Ich habe jeden Tag tonnenweise Klicks auf meiner Website. Die Sache läuft echt gut an. Tja.« Sie zuckte die Achseln. »Darum bin ich ziemlich beschäftigt.«
»Das klingt faszinierend«, kommentierte Des bewundernd. »Hat Tom Sie auf diesem Weg gefunden? Über Ihre Website?«
»Ich muss dir sagen, ich bin ein Bekehrter«, erklärte Tom feierlich. »Du solltest dir das verrückte Zeug auf Keiras Website mal ansehen. Ich bin süchtig danach.«
Des lachte in sich hinein, als er die Gruppe in das große, unscheinbare Lagerhaus führte, das Avas Schlupfwinkel als Tarnung diente. Er navigierte sie durch die unterirdischen Tunnel, dann öffnete er die Tür zu dem Labor, das für Ava zu bauen und zu unterhalten ihn mittlerweile mehrere Zehnmillionen gekostet hatte.
Der geheime Raum mutete auf den ersten Blick wie ein klassisches Labor an, das in Wahrheit jedoch das X-Cog sowie die zugehörigen Gerätschaften beherbergte. Und dann gab es da noch eine Ecke mit einer weich gepolsterten Chaiselongue, einer Stereoanlage sowie einer gut gefüllten Bar, die eine kunstvoll arrangierte spanische Wand gegen das grelle Licht abschirmte. Ava liebte einen gewissen Komfort.
»Ladies und Gentlemen, darf ich vorstellen: Ava Cheung«, verkündete er.
Ava erschien wie aufs Stichwort. Ein strahlendes Lächeln spielte auf ihren glänzenden Lippen, das Haar wogte ihr offen um die Schultern, ihren dunkel geschminkten Augen haftete etwas Mysteriös-Verruchtes an. Ihre zu knappe Bluse war nach oben gerutscht und gab ihren straffen Bauch frei. Da sie keinen BH trug, zeichneten sich ihre Nippel keck unter dem durchscheinenden Material ab. Diese liederliche Hure. Sie kannte einfach kein Schamgefühl.
Und wie Des das an ihr liebte.
Er drehte sich um, um die Reaktionen zu beobachten. Die Männer starrten sie mit offenen Mündern an. Ava hatte sich heute besonders raffiniert zurechtgemacht. Tatsächlich verspürte sogar er selbst ein leises Kribbeln im Schritt. Er warf einen Blick zu Keira, in der Erwartung, den säuerlich verkniffenen Mund und die typische spontane Abneigung zu sehen, die Ava in der Regel bei Frauen hervorrief, aber Keira schien nicht weniger fasziniert als die drei Männer.
Avas Augen huschten verstohlen zu Des’ Gesicht, während sie Tom zur Begrüßung vermeintlich herzlich umarmte und ihm versicherte, wie sehr sie sich freue, ihn nach all der Zeit endlich wiederzusehen. Sie wies mit dem Kinn zu Keira, stellte Des eine wortlose Frage.
Er nickte.
Ein neues Spielzeug. Lass uns Spaß haben.
Avas entzücktes Lächeln wurde noch heller. Sie gab den Männern die Hand, dann schüttelte sie Keiras, barg sie anschließend zwischen ihren beiden und hielt sie fest. Wie hypnotisiert erwiderte Keira ihren Blick.
»Des, warum führst du deinen alten Freund nicht ein wenig im Labor herum?«, fragte Ava, ohne den Augenkontakt zu dem Mädchen zu unterbrechen.
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