Die Macht der Angst (German Edition)
einem Grinsen. »Sie kennt kein Halten mehr, mein Freund.«
Des frohlockte innerlich. »Ava hat auch schon mit nichtpharmazeutischen Techniken experimentiert, um den natürlichen Widerstand der Testpersonen abzuschwächen. Damit meine ich sowohl chirurgische Eingriffe als auch elektrische Stimulation. In der Hoffnung, das Interface weniger tödlich und die Probanden wiederverwendbar zu machen.«
»Gehirnmanipulation?«
»Im Wesentlichen, ja«, bestätigte Des. »Aber die Resultate sind nicht vielversprechend. Es scheint, je besser die Gesamtfunktion des Hirns, desto besser das Interface.«
»Wir sprechen also von Einwegartikeln«, folgerte Tom. »Setz ihnen die Krone auf, benutze sie, dann schmeiß sie weg.«
Diese Idee schien ihn nicht sonderlich zu beunruhigen, stellte Des erleichtert fest. »Genau. Und sollte einer in der Notaufnahme oder im Leichenschauhaus landen, wird man nur ein stecknadelkopfgroßes Hirnaneurysma feststellen. Es sind die Hirnblutung und die Hirnschwellung, die sie umbringen.«
Tom dachte nach. »Kostspielig. Aber das sollte kein unüberwindbares Hindernis sein.«
»Ich bin froh, dass du das so siehst. Aber Tom, du verpasst gerade den besten Teil. Ava ist eine Virtuosin, wenn es um feinmotorische Kontrolle geht, sogar bei verkümmerten Muskeln. Sieh hin.«
Tom schaute auf den Bildschirm, dann stieß er fassungslos hervor: »Heilige Scheiße!«
Des leerte sein Bier. »Ein Wunder der Wissenschaft. Hast du eine Ahnung, wie schwierig es für Ava ist, das Mädchen dazu zu bringen? Wir denken nie darüber nach, welch komplexer Prozess abläuft, wenn wir uns einen Gurt anlegen oder eine Hose aufknöpfen, obwohl wir es jeden Tag tun. Sieh nur. Sie jongliert jetzt mit noch einem Ball mehr. Mit zwei, sollte ich wohl besser sagen.« Desmond lachte über seinen eigenen Witz.
Richard Fabian fummelte sich im Schritt herum, während er mit gerötetem Gesicht und der Bierflasche in der vor Aufregung zitternden Hand auf den Bildschirm glotzte.
»Los, gesell dich zu ihnen«, drängte Des den Mann gönnerhaft. »Ava wird nichts dagegen haben, dir eine Rolle zu geben. Sie ist fantastisch im Multitasking.«
Fabian ließ sich nicht zweimal bitten. Er zerrte bereits an seinem Gürtel, als er die Tür zu dem inneren Raum aufstieß.
»Und diese Sex-Show? Willst du mir damit die Möglichkeiten des X-Cog auf dem Markt der Luxus-Entspannung demonstrieren?«, fragte Tom.
Des lachte, als sich der flotte Zweier zu einem flotten Dreier umgruppierte. »Nein, Tommy, das ist nur um des Vergnügens willen. Du müsstest deinen Gesichtsausdruck sehen, Kumpel. Einfach unbezahlbar. Ach, da fällt mir gerade ein: Ich brauche einen Gefallen. Ava und ich haben für den heutigen Abend ein Projekt geplant, um unsere Arbeit zu rationalisieren und ein paar Gelder aufzutreiben. Nichts Kompliziertes. Aber wir bräuchten ein wenig taktische Unterstützung. Könnten wir uns dein Personal ausleihen?«
»Um was geht es bei dem Projekt?« Tom wandte die Augen nicht von dem Bildschirm ab.
»Der Chef von Helix macht uns das Leben schwer«, erklärte Des verständnisheischend. »Charles Parrish. Heute Abend findet ein Bankett anlässlich seiner Pensionierung statt. Seine Tochter Edie wird dort sein. Sie ist mental instabil und wütend, weil er sie enterbt hat. Sie wird eine Ampulle Tamlix 12 mitbringen, offenbar, um ihren alten Herrn ins Jenseits zu befördern. Wir brauchen jemanden, der sich als Servicekraft ausgibt und es ihm verabreicht. Ken würde sich überzeugend in der Uniform eines Kellners machen. Er könnte problemlos als arbeitsloser Schauspieler durchgehen.«
»Hm, sicher. Weih uns später in die Details ein.« Es kostete Tom sichtlich Mühe, den Blick von dem Spektakel auf dem Bildschirm loszueisen. »Eine Sache musst du mir erklären. Du erwähntest, dass ihr ständigen Nachschub an Testpersonen benötigt. Wofür?«
Das brachte Des aus dem Konzept. »Nun ja … um die Technik kosteneffektiver zu machen. Wären die Probanden wiederverwendbar, würde das den Verlust von Leben verringern.«
»Aber nicht zwangsläufig die Kosten«, wandte Tom ein. »Ich kann billige Mädchen en gros aus ehemaligen Sowjetländern bekommen. Tatsächlich verfüge ich über einen Kontakt, der hier vor Ort Frischfleisch verhökert. Wir werden mehr blechen, indem wir einen Mittelsmann einschalten, doch über kurz oder lang können wir diese Ausgaben drastisch reduzieren, wenn die Sache erst ausgereift ist. Was sollen weitere Forschungen
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