Die Macht der Angst (German Edition)
Interesse?«
»Ich kämpfe nicht mit einem Mädchen«, lehnte Richard Fabian ab. »Keira kann nicht mehr als fünfundfünfzig Kilo auf die Waage bringen. Ich wiege über hundertdreißig. Vergiss es.«
Tom wandte sich an Ken, der den Kopf schüttelte. »Das ist einfach lächerlich.«
»Welch galante Gentlemen«, flötete Avas Stimme aus den Lautsprechern. »Wie wäre es, wenn derjenige, der gegen uns antritt, ein Handicap auferlegt bekommt? Gebt Keira eine Waffe. Würde euch das eure männliche Würde erhalten?«
Ken wirkte noch immer zweifelnd, aber Tom zog ein langschneidiges Messer aus seinem Knöchelholster und reichte es ihm. »Los, tu es, Ken. Das ist ein Befehl.«
Ken nahm die Klinge, dann warf er einen letzten augenrollenden Blick zurück, ehe er die Tür des Vorführraums hinter sich zuzog. Keira stand auf und packte das Messer mit beiden Händen, wobei ihre Augen noch immer wild zuckten.
Sie nahm geschmeidig Angriffshaltung an und hob kampfbereit die Arme, während sie auf Kens Offensive wartete.
Ken attackierte mit einem halbherzigen Vorstoß auf Keiras Gesicht, dann grunzte er, als sie den Schlag blitzschnell parierte. Sie stürzte sich mit dem Messer auf ihn, und er wich mit zornigem Gebrüll zurück, verteidigte sich mit verzweifelten Tritten und Hieben, als Ava/Keira ihn mit sirrender, zustoßender Messerklinge quer durch das Zimmer jagte.
Endlich bekam Ken die Chance zur Gegenwehr. Er nahm Keiras schmalen Arm in einem Kote-gaeshi-Griff gefangen und katapultierte sie durch das Zimmer. Sie krachte gegen die Wand, stürzte wie eine Marionette, deren Fäden gekappt wurden, zu Boden, wo sie keuchend und zuckend liegen blieb.
»Waffenruhe!«, verkündete Ava. »Du hast die Kontaktsensoren abgerissen und das Interface unterbrochen! Auszeit, während ich sie wieder anbringe.«
»Dieses verfluchte Miststück hat mich
geschnitten!
«, bellte Ken und hielt seinen Unterarm hoch. Blut tropfte aus der tiefen Fleischwunde.
»Wie bedauerlich«, gab Ava sich mitfühlend. »Aber ich musste dir auf die Pelle rücken, denn sonst hättet ihr das wahre Spektrum der Möglichkeiten nicht zu sehen bekommen. Aber natürlich hatte ich das Überraschungsmoment auf meiner Seite. Und wenn man den Körper eines anderen Menschen benutzt, schließt man damit jede tödliche Gefahr für das eigene Leben aus. Es ist ein erstaunlicher Paradigmenwechsel. Weil der Körper, der den realen Kampf ausficht, grundsätzlich austauschbar ist.«
»Steck dir deinen Paradigmenwechsel in den Arsch«, knurrte Ken.
»Ach, sei nicht sauer.« Ava nahm ein paar Mullkompressen von einem Bord und rollte einen Streifen chirurgischen Klebebands ab. Sie trat näher an Ken heran, als notwendig gewesen wäre, um seinen Unterarm zu verbinden, anschließend lächelte sie ihn durch ihre X-Cog-Brille an. »Ich verspreche, der nächste Teil der Demo wird für deine Nerven wesentlich leichter zu verkraften sein.«
»Der nächste Teil?« Ken wirkte alarmiert. »Auf keinen Fall.«
»Ein angenehmerer Teil«, hauchte sie. »Ehrenwort. Lass mich nur Keiras Krone in Ordnung bringen und das Interface wiederherstellen. Warte nur. Du wirst schon sehen.«
Und Ken Wanatabe wartete, unterwürfig wie ein wohlerzogener Hund, dem man befohlen hatte, Sitz zu machen. Die meisten Männer reagierten so auf Ava.
Des und Tom wechselten einen Blick. »Und?«, fragte Des, obwohl er die Antwort längst kannte. Er las sie an dem hungrigen Glitzern in Toms Augen ab.
»Wo ist der Haken?«
Des wählte seine Worte mit Bedacht. »Unser Problem ist die Hirnschädigung, die durch die Nebenwirkungen hervorgerufen wird. Keira hat die maximale Dosis bekommen, weil ich wollte, dass du das Interface selbst ausprobierst. Aber sie hat ein begrenztes Zeitfenster. Vielleicht eine Stunde, vielleicht etwas mehr. Würde ausschließlich Ava das Interface durchführen, wären wir mit einer geringeren Dosis ausgekommen, und Ava hätte trotzdem stundenlang mit ihr spielen können. Sie sagt, es sei, als würde man im Geist ein halbwildes Pferd reiten. Schwierig, aber belebend.«
Tom kniff die Lider zusammen; die Vorstellung gefiel ihm. »Hmm. Eine Stunde? Genug Zeit, um einen Auftrag zu erledigen, wenn das Ganze gut geplant ist.«
»Mehr als genug«, pflichtete Des ihm bei.
»Ich werde einen Exklusivvertrag wollen.«
»Ach, lass uns die exakten Details später klären«, meinte Des jovial. »Erst einmal wollte ich, dass du deiner Fantasie die Zügel schießen lässt.«
Tom verzog den Mund zu
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