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Die Macht der Disziplin

Die Macht der Disziplin

Titel: Die Macht der Disziplin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Baumeister
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jeher ein disziplinierter Mensch. Seit Jahrzehnten schwimmt sie täglich eine Stunde, doch die Disziplin fällt ihr leichter, seit sie sich mit neuen elektronischen Sensoren wie dem Fitbit-Clip, dem BodyMedia-Armband und dem Zeo-Schlaf-Stirnband kontrolliert. Diese Sensoren messen ihre Bewegungen, Hauttemperatur und -feuchtigkeit und Gehirnwellen und halten sie auf dem Laufenden, wie viel Energie sie über den Tag hinweg verbraucht und wie viele Stunden sie sich im erholsamen Tiefschlaf befindet.
    »Diese Messungen wirken sich auf mein Verhalten aus«, meint sie. »Ich nehme jetzt öfter die Treppe statt den Aufzug, weil ich Punkte für die zusätzlichen Schritte sammele. Wenn ich abends auf eine Party gehe, dann sage ich mir, wenn ich jetzt gehe, dann komme ich um halb zehn ins Bett statt um halb elf. Dann schlafe ich besser und habe morgen früh bessere Schlafwerte. Das hilft mir, das Richtige zu tun, denn ich kann mein Verhalten jetzt mit den Zahlen rechtfertigen.«
    Unternehmen wie Mint.com ist es zu verdanken, wenn heute immer mehr Menschen ihre Finanzen im Griff haben, doch diese Instrumente überwachen nicht nur das Verhalten. Das allein reicht nämlich meist nicht aus, wie der dritte US-amerikanische Präsident Thomas Jefferson 89 erfahren musste. Jefferson zeichnete penibel jeden Cent auf, den er einnahm und ausgab; selbst am 4. Juli 1776, dem Tag, an dem seine revolutionäre Unabhängigkeitserklärung diskutiert und angenommen wurde, hielt er in seinem Haushaltsbuch fest, wie viel er für ein Thermometer und ein Paar Handschuhe ausgegeben hatte. Als Präsident rechnete er genauestens jedes Stückchen Butter ab, das er im Weißen Haus verzehrte, während er gleichzeitig den Franzosen Louisiana abkaufte. Leider verlor er dabei das große Ganze aus dem Blick. Als es ihm irgendwann einfiel, Bilanz zu ziehen, stellte er fest, dass er sich hoffnungslos verschuldet hatte. Seine Buchhalterei hatte ihm ein das Gefühl vermittelt, er habe seine Finanzen unter Kontrolle, aber das genügte nicht. Vielleicht hätte ihm eine Auswertung gut getan, wie sie Mint anbietet.
    Wenn Sie Mint Zugang zu Ihren Kontoauszügen und Kreditkartenabrechnungengewähren, zeigt Ihnen das Programm, wofür Sie Ihr Geld ausgeben und ob Sie mehr Geld ausgeben als Sie einnehmen. Mint kann Sie natürlich nicht dazu zwingen, Ihr Verhalten zu ändern (der Computer kann nur Ihre Auszüge lesen, aber er hat keinen Zugriff auf Ihr Konto), aber es kann Sie immerhin motivieren, es sich bei der nächsten Ausgabe zweimal zu überlegen. Das Programm erinnert Sie beispielsweise an »ungewöhnlich hohe Ausgaben in Restaurants«, wenn Sie mehr Geld in Gaststätten als im Supermarkt lassen. Mint verschickt nicht nur Mahnungen an das verschwenderische Gehirn, sondern belohnt auch gutes Verhalten. Es hilft Ihnen beispielsweise, kurz- und langfristige Ziele aufzustellen – in Urlaub fahren, ein Haus kaufen, für die Rente sparen –, und schickt Ihnen Berichte, die Ihren Fortschritt dokumentieren.
    »Mint kann Ihnen helfen, sich ein Ziel zu setzen, einen Zeitplan aufzustellen und dann Ihre Ausgaben zu kontrollieren«, erklärt Patzer. »Wenn Sie beispielsweise im Monat 100 Dollar weniger in Restaurants ausgeben, können Sie anderthalb Jahre früher in Rente gehen oder Ihren BMW zwei Wochen früher kaufen. Das sind Ziele, die Sie ohne diese Hilfe weder aufstellen noch umsetzen würden. Sie wollen sich einen iPad kaufen, einen Kaffee trinken und mit Ihren Freunden ausgehen. Das Programm zeigt Ihnen, welche Auswirkungen Ihr kurzfristiges Verhalten auf Ihre langfristigen Ziele hat, und hilft Ihnen, Ihre Ausgaben so zu planen, dass es sich tatsächlich lohnt.«
    Bislang weiß niemand, ob und wie gut das System funktioniert, denn Mint ist ein Unternehmen, kein wissenschaftliches Experiment. Es gibt allerdings einige Hinweise, dass es tatsächlich funktionieren könnte, wie Mitarbeiter feststellten, als sie das Finanzgebaren von Nutzern vor und nach ihrem Beitritt verglichen. Es war zwar nicht ganz einfach, die wirtschaftliche Erholung seit 2008 herauszurechnen, die dafür sorgte, dass die Menschen insgesamt wieder mehr Geld ausgaben. Doch die Ergebnisse zeigten, dass die Selbstbeobachtung eindeutige Vorteile bringt. Bei der überwiegenden Mehrheit der Nutzer, nämlich rund 80 Prozent, wurde nach dem Beitritt zu Mint der Aufwärtstrendbei den Ausgaben gebremst, vor allem, wenn sie sich Ziele setzten und Pläne erstellten. Die deutlichsten Auswirkungen zeigten sich bei

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