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Die Macht der Disziplin

Die Macht der Disziplin

Titel: Die Macht der Disziplin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Baumeister
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– aber nur, wenn diese etwas dafür taten.
    Die vielen Erfolgsgeschichten von asiatischstämmigen Amerikanern haben Entwicklungspsychologen gezwungen, ihre Theorien zur Kindererziehung zu überdenken. Früher geißelten sie einen »autoritären Erziehungsstil« und warnten Eltern, ohne Rücksicht auf die Gefühle der Kinder strikte Ziele vorzugeben und strenge Regeln aufzustellen. Stattdessen rieten sie Eltern zu einem »autoritativen« Stil, der zwar auch Grenzen setzte, aber den Kindern mehr Freiräume zugestand und ihre Wünsche berücksichtigte. Dieser wärmere, fürsorglichere Erziehungsstil sollte besser angepasste und selbstbewusstere Kinder hervorbringen, die in Schule und Gesellschaft bessere Leistungen brachten als Kinder aus autoritären Elternhäusern. Doch Ruth Chao und andere Psychologen stellten fest, dass viele asiatischstämmige Familien eher unter die Rubrik »autoritär« fielen. Diese Einwanderer und oft auch ihre Kinder sahen ihren Erziehungsstil nicht als Unterdrückung, sondern als eine Form der Verehrung. Viele chinesischstämmige Eltern folgten den konfuzianischen Idealen des
chiao shun
149 , was so viel bedeutet wie »ausbilden«, und
guan
, was sowohl »bestimmen« als auch »lieben« bedeutet. An amerikanischen Maßstäben gemessen mögen diese Eltern kalt und streng erscheinen, doch ihre Kinder brachten gute Noten nach Hause und waren im Leben erfolgreich.
    Die unterschiedlichen Vorstellungen zeigten sich in einer Studie aus Los Angeles über Mütter von Kleinkindern. Auf die Frage, was sie zum schulischen Erfolg ihrer Kinder beitragen konnten, antworteten in China geborene Mütter oft, sie wollten ehrgeizige Ziele setzen, strenge Regeln aufstellen und ihren Kindern zusätzliche Hausaufgaben geben. 150 Die in den Vereinigten Staaten geborenen, europäischstämmigen Mütter wollten ihre Kinder dagegen auf keinen Fall unter Druck setzen. Sie wollten die schulischen Leistungen nicht überbewerten,betonten stattdessen die soziale Entwicklung der Kinder und meinten, Lernen müsse Spaß machen und solle nichts sein, für das die Kinder arbeiten müssten. Ihnen ging es darum, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken – etwas, worauf die chinesischen Mütter nicht den geringsten Wert legten.
    Diese Auffassung vertritt auch Amy Chua 151 , eine ausgesprochen unterhaltsame Vertreterin des »chinesischen Erziehungsstils« und Autorin des Buches
Die Mutter des Erfolgs
. Ihr Erziehungsstil – keine Pyjamapartys, keine Spielnachmittage – mag für unseren Geschmack recht extrem sein, genau wie der dreistündige Geigenunterricht. Aber sie bringt die Schwächen der Selbstbewusstseinsbewegung auf den Punkt, wenn sie schreibt: »Als ich sah, wie amerikanische Eltern ihre Kinder mit Lob überhäufen, weil sie einen Kringel malen oder mit einem Stock in der Luft herumfuchteln, stellte ich fest, dass chinesische Eltern den westlichen in zwei Punkten überlegen sind: Sie haben ehrgeizigere Pläne für ihre Kinder und behandeln sie mit größerem Respekt, weil sie ein Gespür dafür haben, was ihre Kinder aushalten.« Chuas Strategien – klare Ziele aufstellen, Regeln durchsetzen, Scheitern bestrafen und Leistung belohnen – unterscheiden sich nicht sonderlich von denen, mit denen Deborah Carroll aus
Nanny 911
Ordnung in amerikanische Familien bringt: In ihrem Umgang mit amerikanischen Kindern wende sie lediglich die Lektionen an, die sie in ihrer Kindheit in Wales gelernt habe.
    »Als ich in die Schule ging, war es eine tolle Sache, einen silbernen oder goldenen Stern zu bekommen«, erinnert sie sich. »Es war wichtig, das Gefühl zu haben, dass ich mich wirklich angestrengt hatte, um etwas zu erreichen. Wenn ich meinem Opa die Hemden gebügelt habe, hat er darauf bestanden, mir Geld dafür zu geben, weil ich sie so gut gebügelt habe – er hat mir immer gesagt, dass ich es besser mache als meine Oma, und das Gefühl, etwas geleistet zu haben, hat mir sehr gut getan. Daher sollte auch das Selbstbewusstsein stammen, und nicht daher, dass dir jemand sagt, du bist der Größte.« Wie Amy Chua, wie die Kims aus North Carolina und wie so viele andere asiatischeEinwanderer kam Nanny Deb zu demselben Schluss wie das Gremium der Association for Psychological Science: Vergessen Sie das Selbstbewusstsein. Arbeiten Sie an der Selbstdisziplin.
    Nanny Deb und die Drillinge
    Als Deborah Carroll im Haus der Familie Paul in der Nähe von St. Louis ankam, machte sie sich keine Sorgen wegen der Racker, die sie im

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