Die Macht der Disziplin
die Kinder zu erledigen. »Manchmal komme ich in die Küche und sehe ihre Müsli-Schälchen noch auf dem Tisch stehen«, berichtet sie. »Dann will ich sie instinktiv nehmen und abwaschen. Das ist einfacher, als die Mädchen zu suchen. Aber egal, wo sie stecken, ich muss daran denken, dass ich sie in die Küche holen und den Abwasch selbst machen lassen muss. Das ist der Punkt, an dem ich mich selbst zu disziplinieren habe.«
Womit wir bei der Frage wären, die allen Eltern vertraut vorkommen dürfte: Wie wird und bleibt man selbstbeherrscht? Wie schafft man es, Kinder ruhig und konsequent zu disziplinieren, wenn es oft so viel einfacher ist, ein Auge zuzudrücken? Die Antwort beginnt wie immer mit Zielen und Regeln.
Regeln für Babys und Vampire
Kinder können Selbstdisziplin lernen, lange bevor sie Regeln lesen und Aufgaben übernehmen können. Fragen Sie nur einmal Eltern, dieihre Kinder nach der Ferber-Methode zum Einschlafen erzogen haben. Diese Methode verlangt von den Eltern, gegen ihren Instinkt das Weinen der Kinder zu ignorieren, nachdem sie diese abends ins Bett gebracht und allein gelassen haben. Statt sofort zum Bettchen zu rennen, lassen sie das Kind eine bestimmte Zeit lang weinen, dann trösten sie es, schließlich verlassen sie das Zimmer wieder für eine bestimmte Zeit. Dieser Prozess wird so lange wiederholt, bis das Kind sein Weinen kontrolliert und ohne Hilfe der Eltern einschläft. Es erfordert große Disziplin von den Erwachsenen, das herzzerreißende Schluchzen des Kindes zu ignorieren, doch die Kinder lernen schnell, allein und ohne zu weinen einzuschlafen. Wenn sich das Kind so weit beherrscht, gewinnen alle: Das Kind hat keine Angst mehr, allein einzuschlafen, und wenn es mitten in der Nacht aufwacht, müssen die Eltern nicht mehr die ganze Zeit um das Bettchen herumschwirren.
Die Methode funktioniert auch, wenn Kinder schreien, weil sie Hunger haben. Statt das Kind sofort zu füttern, signalisiert die Mutter, dass sie es verstanden hat, doch sie wartet, bis das Kind sich beruhigt hat, ehe sie ihm die Brust oder das Fläschchen gibt. Auch in diesem Fall fällt es anfangs schwer, das Weinen zu ignorieren, und für viele Eltern klingt die Methode so grausam, dass sie nicht im Traum daran denken würden, sie zu versuchen. Aber sobald das Kind lernt, um sein Essen zu bitten, ohne zu weinen, sind alle Beteiligten ruhiger und zufriedener. Die Kinder lernen, dass sie einen gewissen Einfluss auf das haben, was mit ihnen passiert, dass bestimmte Verhaltensweisen von ihnen erwartet werden und dass jede Handlung Konsequenzen hat – Lektionen, die im weiteren Leben immer wichtiger werden.
Die meisten Experten sind sich einig, dass Kinder klare Regeln brauchen und wollen und dass die Verantwortung für die Einhaltung der Regeln einen entscheidenden Aspekt einer gesunden Entwicklung darstellt. Aber Regeln sind nur dann sinnvoll, wenn Kinder sie kennen und verstehen, das heißt: je klarer die Regel, umso besser. Nanny Deb ruft gern spezielle Familienversammlungen ein, um über die »Hausordnung« zu sprechen, und hängt dann in jedem Kinderzimmer eineListe mit Aufgaben auf. Neben der Liste platziert sie einen Stab, mit dem Buch geführt wird: Wenn Kinder ihr Bett machen oder das Geschirr spülen, wird ein farbiger Ring auf den Stab gesteckt. Jeder Ring bedeutet eine Viertelstunde Fernsehen oder Videospielen, bis zu einer Stunde am Tag. Wenn sich die Kinder schlecht benehmen, erhalten sie erst eine Warnung, und wenn sie nicht hören, nehmen die Eltern einen Ring von dem Stab weg.
Im Namen der Konsequenz müssen sich die Eltern untereinander abstimmen, damit alle wissen, was erwartet wird. Stellen Sie ein System von Belohnungen und Strafen auf, solange Ihre Kinder noch klein sind, und erklären Sie ihnen, wann Sie sie belohnen oder bestrafen. Wenn die Kinder älter werden, ist es sinnvoll, sie nach ihren eigenen Zielen zu fragen. Wenn Sie wissen, was sie erreichen wollen, können Sie ihnen mit den richtigen Anreizen helfen, ihr Ziel umsetzen; zum Beispiel können Sie das Taschengeld von bestimmten Leistungen abhängig machen oder für zusätzliche Arbeit einen Zuschlag versprechen. Aber damit diese finanziellen Anreize wirklich wirken, müssen sich die Eltern ebenfalls disziplinieren. Erinnern Sie sich an die Kims, die ihrer Tochter Soo ein Auto schenkten, nachdem sie die Aufnahmeprüfung zum Medizinstudium bestanden hatte. Ein Toyota Tercel ist vielleicht kein Traumauto, aber Soo liebte ihn und
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