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Die Macht der Disziplin

Die Macht der Disziplin

Titel: Die Macht der Disziplin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Baumeister
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wusch und wachste ihn jahrelang liebevoll. Als er schließlich irgendwann liegen blieb und ausrangiert werden musste, war Soo untröstlich. Das Auto hatte ihr so viel bedeutet, weil sie so viel dafür getan hatte, um es sich zu verdienen.
    Ab einem Alter von sechs Jahren können Kinder lernen, Geld zu sparen, aber es ist nicht einfach, wie die Psychologin Annette Otto feststellte. 153 Otto entwickelte ein Spiel, in dem Kinder für ein Spielzeug sparen, aber das Geld auch für andere Spielsachen und Süßigkeiten verwenden konnten. Viele Sechsjährige gaben ihr Geld zu Beginn des Spiels aus und stellten erst spät fest, dass sie nun vielleicht nicht mehr genug Geld für das erwünschte Spielzeug hatten (ab diesem Punkt sparten sie überhaupt nichts mehr). Einige neun- und viele zwölfjährigeKinder schafften es jedoch, erst auf den erwünschten Betrag zu sparen und dann das übrige Geld für andere Dinge auszugeben. Wenn Eltern diese Zukunftsorientierung unterstützen wollen, können sie ihren Kindern helfen, Sparkonten einzurichten, die Kontobewegungen zu beobachten, sich Ziele zu setzen und sich zu belohnen. 154 Kinder, die ein eigenes Sparbuch haben, sind als Erwachsene erwiesenermaßen die besseren Sparer, genau wie Kinder, die Geldangelegenheiten mit ihren Eltern besprechen.
    Einige Eltern geben ihren Kindern Geld für gute Noten, andere sehen es eher kritisch, ihre Kinder für Dinge zu belohnen, die sie ohnehin tun sollten. Das beste Argument gegen diese finanziellen Belohnungen basiert auf einem Phänomen, das Psychologen als Korrumpierungseffekt 155 bezeichnen: Belohnungen können selbst ein Hobby in Arbeit verwandeln. Wenn wir für Dinge bezahlt werden, die uns Spaß machen, dann betrachten wir diese Aufgabe irgendwann als Last. Das wirft die Frage auf, ob eine finanzielle Belohnung für gute Noten das Interesse der Kinder am Lernen aushöhlen könnte.
    Uns überzeugt dieses Argument allerdings nicht. Erstens handelt es sich ja bei den Noten schon um eine Form der von außen kommenden Belohnung, weshalb das Geld die Kinder in ihrer Wissbegierde nicht zusätzlich demotiviert. Und zweitens ist das Prinzip Geld gegen Leistung eine Tatsache des Erwachsenenlebens, und die finanzielle Belohnung für gute Noten in gewisser Hinsicht eine Vorbereitung darauf.
    Wenn Kinder nur dafür bezahlt werden, dass sie die Schulbank drücken, dann könnte das ihre Motivation schwächen, ohne Entlohnung zur Schule zu gehen (als ob sie das nicht ohnehin müssten). Aber wenn Sie ihnen Geld für zusätzlichen Einsatz und gute Leistungen geben, sehen wir darin kein Problem. Experimente haben unterschiedliche Ergebnisse erbracht 156 : In einigen Versuchen hatte die Belohnung keinen Einfluss auf die Leistung der Kinder, in anderen war sie besonders effektiv. Es kann nichts schaden, es auszuprobieren, und wenn Ihnen das lieber ist, können Sie Ihre Kinder auch in einer anderen alsin der Geldform belohnen. Bedenken Sie jedoch, dass Sie konsequent sein müssen, wenn Sie Disziplin vermitteln wollen. Es reicht nicht, dass Sie willkürlich in den Geldbeutel greifen, wenn Ihr Kind ein gutes Zeugnis nach Hause bringt. Legen Sie daher im Voraus Ziele fest: Wie viel ist welche Note wert, welche Fächer sind die wichtigsten, und so weiter. Bei kleineren Kindern müssen Sie die Zahlung festlegen, aber ältere können Boni und Strafen selbst verhandeln und vielleicht sogar Verträge aufsetzen, die beide Seiten unterschreiben. Die Regeln und Belohnungen ändern sich mit zunehmendem Alter der Kinder, aber es ist wichtig, sich diszipliniert daran zu halten, auch wenn die gefürchtete Pubertät herannaht.
    Das Problem der pubertierenden Jugendlichen – zumindest aus Sicht der Eltern – liegt in der Tatsache, dass sie die Selbstdisziplin eines Kindes und die Wünsche und Bedürfnisse von Erwachsenen haben. Die Harmonie, die sie vielleicht mit neun oder elf erzielt haben, wird durch die biologische Entwicklung gesprengt, die neue sexuelle und aggressive Impulse hervorbringt und in den Teenagern die Lust am Nervenkitzel weckt. Irgendwo wissen sie allerdings, dass sie Hilfe benötigen. Das ist vielleicht einer der Gründe, warum Millionen von ihnen die
Bis(s)
-Romane verschlingen, in denen der Vampir Edward und die Jugendliche Bella wissen, dass sie ihre Menschlichkeit und vielleicht sogar ihr Leben verliert, wenn die beiden ihre Liebe vollziehen. Daher kämpfen sie mit ihren Impulsen:
     
    EDWARD: Schlaf jetzt, Bella.
    BELLA: Bitte, küss mich noch

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