Die Macht der ewigen Liebe
an!«, rief ich.
Sean fuhr auf der Brücke abrupt rechts ran, ohne sich um das Gehupe zu scheren, das er auslöste. Ich sprang aus dem Wagen und rannte zu der kleinen Mauer, die die Fahrbahn begrenzte. Mit meiner freien Hand umklammerte ich denStein, spürte dessen von Wind und Wetter geglättete Kante unter meinen Fingern, sah den Fluss, der sich unter mir entlang schlängelte. Ich starrte ins Wasser und dachte, ich müsste mich übergeben, aber es kam nichts. Als ich wieder normal atmen konnte, holte ich aus und warf das Handy, so weit ich konnte, in den Fluss. Dann stieg ich ins Auto zurück, und Sean reihte sich in den Verkehr ein, als wäre nichts gewesen. Allerdings hatte ich das Handy auf laut gestellt, sodass Seamus, Sean und Asher gehört hatten, wie scharf mein Großvater darauf war, mich zu benutzen.
»Alles okay mit dir?«, fragte Asher.
Ich nickte. Während meines Gesprächs mit Franc waren wir in der Stadt herumgefahren. Dass ich danach das Handy loswerden musste, hatte zum Plan gehört, da wir davon ausgingen, dass Franc den Anruf zurückverfolgen würde. Als wir jedoch anhielten, wusste Asher, dass es um mehr ging: Ich kämpfte mit mir.
Im Wagen wurde es wieder still.
Wir kamen an der Wobbly Bridge vorbei, und ich wünschte, ich könnte meinen Schmerz so einfach wegwerfen wie das Handy. Ich hatten meinen Großvater kennengelernt, wusste, wie skrupellos er war. Und trotzdem: Es tat weh zu hören, wie herzlos er mich für seine Pläne benutzen wollte. Ich schluckte hörbar.
Es war Sean, der Franc am treffendsten charakterisierte. »Auweia, ich muss schon sagen, dein Großvater ist ein Arschloch!«
»Jesus, Maria und Josef, Sean! Hast du denn kein Taktgefühl?«, fragte Seamus.
Ich lachte. »Ach was, er hat ja recht. Franc ist ein Arschloch!«
Seamus, der auf dem Beifahrersitz saß, drehte sich nachhinten. »Glaubst du wirklich, er kommt ohne die Morrisseys?«
»Ja«, erwiderte ich. »Die passen nämlich nicht in seine Pläne. Aber er kommt natürlich nicht allein, wobei Mark und Xavier noch unsere kleinsten Probleme sein dürften.«
Seamus nickte. »Dafür sind wir gerüstet.«
Er drehte sich wieder um, und Asher fragte leise: »Bist du sicher, dass dieser Plan auch funktionieren wird?«
Gabriel hatte ein überraschtes Gesicht gemacht, als ich fragte, ob Asher mich auf dieser Fahrt begleiten könnte, doch er hatte zugestimmt, ohne Fragen zu stellen.
»Na ja, er ist besser als der, den Gabriel und ich hatten, als wir dich befreit haben«, antwortete ich, ebenfalls flüsternd. »Und damit sind wir trotzdem erfolgreich gewesen, oder nicht?«
Asher lächelte. »Heißt das, ihr plant, mit einem Wagen in das Britische Museum zu rasen?«
Sean hatte uns belauscht, und unsere Blicke trafen sich im Rückspiegel. Ich lächelte unschuldig.
Etwas später erreichten wir wieder das O’Malley-Haus. Sean und Seamus stiegen aus, aber ich hielt Asher zurück, bevor er ihnen folgen konnte.
»Kann ich eine Minute mit dir reden?«
Kurz blitzte in seinen Augen Schmerz auf, aber er versteckte ihn schnell. »Klar. Worum geht’s?«
Ich zog ein Bein auf den Sitz, damit ich mich zu ihm umdrehen konnte. »Ich muss dich etwas fragen, und es wird dir überhaupt nicht gefallen, und es ist auch total unfair dir gegenüber, und es tut mir so leid, aber es gibt niemanden sonst, dem ich in dieser Hinsicht vertraue.«
»Und das wäre?« Er runzelte besorgt die Stirn. »Du weißt, du kannst mir alles sagen.«
Der Gedanke war mir gekommen, nachdem ich an diesem Morgen die drei Frauen im Wohnzimmer verlassen hatte. Vielleicht funktionierte es nicht, aber er war der Einzige, an den ich mich klammern konnte. Ich sah in seine grünen Augen, legte all meine Hoffnung in ihn und gab mir einen Ruck. »Ich brauche deine Hilfe. Ich denke, ich weiß, wie ich mich von dem Ganzen befreien kann, aber allein schaffe ich es nicht.«
»Was immer nötig ist, ich bin dabei«, sagte er, ohne zu zögern.
Mir fiel ein Stein vom Herzen, dass ich ihn dazu nicht erst würde überreden müssen. »Okay, also pass auf, ich habe mir Folgendes überlegt.«
An diesem Abend marschierte ich um genau 17:46 Uhr mit Lucy an meiner Seite in den großen Hof des Britischen Museums. Meine Schwester legte den Kopf nach hinten und sah nach oben, und ich folgte ihrem Blick. Ich war noch nie in diesem Museum gewesen, es war Lotties Idee gewesen, diesen Treffpunkt vorzuschlagen. Es war ein öffentlicher Ort, der aber Fluchtwege bot und Stellen, an denen
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