Die Macht der ewigen Liebe
Gabriel, Asher, Lottie und Lucy stellten sich hinter mir in einem Halbkreis auf und boten mir stumm Unterstützung an. Das sagte viel darüber aus, wie eng wir in diesen Monaten zusammengewachsen waren. Gabriel verschlang seine Finger mit meinen, und ich spürte, wie seine Liebe mich erdete. Ich spürte sein Lächeln und drückte seine Hand.
Dann wandte ich mich wieder Seamus zu, und sein grimmiger Gesichtsausdruck beruhigte mich irgendwie noch mehr. Seit Jahren hatte er die O’Malleys und diese Frauen verborgen gehalten, weil sie das Potenzial hatten, Phönixe zu werden. Dafür zollte ich ihm Respekt, aber es war eine Sache, denSchützengraben zu nutzen, um sich neu zu gruppieren, und eine ganz andere, sich darin wie ein Feigling zu verstecken.
»Es würde nichts bringen, gegen sie zu kämpfen«, beharrte er. »Das muss doch in deinen Kopf! Sagt es ihr!«, forderte er Gabriel und die anderen auf.
Meine Freunde schwiegen, und Seamus fluchte.
»Es tut mir leid«, sagte ich ihm in freundlicherem Ton. »Mir ist schon klar, dass ihr untergetaucht seid, um das, was von den O’Malleys übrig geblieben ist und Frauen wie uns zu beschützen.« Ich deutete von mir auf Edith, Brita und Ursula. »Aber der Zeitpunkt kommt, wo man Stellung beziehen muss. Letzte Nacht haben Francs Männer meine Familie angegriffen und eine Freundin von uns ermordet. Das können wir nicht zulassen. Ich hoffe, ihr schließt euch uns an, denn wir könnten eure Hilfe weiß Gott brauchen. Wenn ihr aber nicht mit an Bord kommen könnt, na dann … dann geht uns aus dem Weg. Wir werden Lucys und meinen Vater befreien, und wir werden Franc, den Morrisseys und allen anderen, die uns verfolgen, zeigen, dass wir uns wehren, wenn sie uns zu zerstören suchen!«
Ich drehte mich um zu »meiner Familie«. Lucy fand meine freie Hand und ergriff sie. Asher legte seinen Arm um Lotties Schulter, und sie berührte Gabriels Arm. Wir standen als geschlossene Front da, bereit, noch tiefer in die Hölle hinabzusteigen, wenn wir damit endlich der Angst und den Qualen ein Ende bereiten konnten. Dafür würden wir gemeinsam kämpfen und einander Rückendeckung geben.
Die Stille hielt an, als hoffte Seamus, dass uns die verstreichenden Sekunden dazu bewegen könnten, es uns noch anders zu überlegen. Doch unser Entschluss wankte nicht. Gemeinsam machen wir fünf uns auf den Weg zur Tür.
»Warte!«, rief Seamus. Ich hielt inne und sah zurück.Seamus betrachtete mich mit widerwilligem Respekt. »Also gut, dann kriegst du halt deinen Willen! Ich kann zwar nicht für alle meine Männer sprechen, aber meine Unterstützung hast du, wenn du sie wünschst.«
»Und meine.« Breiter lächelnd und fast stolz, trat Sean vor.
Eine nach der anderen boten auch Brita, Edith und Ursula ihre Hilfe an. In meinem Hals bildete sich ein Kloß. Diese Leute, die ich kaum kannte, würden an unserer Seite kämpfen!
Seamus funkelte mich an. »Wir sind dabei, aber ich behaupte immer noch, dass wir unseren ursprünglichen Plan vergessen können. Und ich gehe nicht davon aus, dass ihr einen Plan B parat habt.«
Ich wechselte mit Gabriel einen kurzen Blick, und er nickte mir ermutigend zu. »Doch, den haben wir!«
»Hallo?«, meldete sich mein Großvater nach dem dritten Läuten.
Ich holte tief Luft. »Hallo, Franc!«
»Remy? Was für eine schöne Überraschung!«, sagte er.
Er klang weder so herzlich noch so gut gelaunt wie bei meinem letzten Anruf, und auch über seine wahren Gefühle verriet seine ruhige Stimme nichts. Ich bekam Herzflattern, und mit einem Mal brach mir der Schweiß aus. Ein feiger Teil von mir hatte gehofft, ich würde nur die Ansage des Anrufbeantworters zu hören bekommen. Pech gehabt! Na dann: Augen zu und durch! Ich stellte mir Laura und Erin vor, die beide dem Ehrgeiz meines Großvaters zum Opfer gefallen waren. Das reichte, um meinem sinkenden Mut wieder Aufwind zu geben.
»Ist es denn eine Überraschung?« Meine Stimme war ätzend vor bitterer Traurigkeit. »Ich hatte gedacht, das wünschst du dir.«
»Was genau meinst du mit das? «, wollte er wissen. »Das letzte Mal, als du angerufen hast, geschah das nicht ohne Hintergedanken.«
Na bitte, dachte ich. Er klang wütend, seineruhige Fassade bekam schon Risse. » Das bedeutet, dass ich mich geschlagen gebe«, sagte ich.
Etliche Sekunden hörte ich nur seine Atemzüge. »Warum das denn jetzt?«, fragte er schließlich.
»Ich habe es satt, Franc. Satt, wegzurennen und zu beobachten, wie Menschen, die
Weitere Kostenlose Bücher