Die Macht der ewigen Liebe
hatte.
»Bist du bereit für die heutige Nacht?«, fragte ich, um ihn abzulenken.
Er zog argwöhnisch die Brauen hoch. »Hast du Angst, ich raste aus, wenn ich Franc sehe?«
Ich hob eine Schulter. »Er kehrt in anderen das Schlimmste hervor.«
Asher schob seine Schüssel weg. »Das kriege ich schon hin. Was ist mit dir? Bereit, dir Alcais vorzuknöpfen?« Als er Alcais’ Namen aussprach, schürzte er hasserfüllt die Lippen.
»Mit dem werde ich schon fertig«, sagte ich, und das war nicht geprahlt. Bislang hatte ich ihn bei unseren Zusammenstößen immer locker in die Tasche gesteckt.
Asher brachte seine Schüssel zum Abwaschbecken und spülte sie ab. Auf dem Weg zurück an den Tisch drehte er in meine Richtung ab, als könnte er der einstigen Anziehungskraft zwischen uns nicht widerstehen. Das Handtuch fiel mir aus der Hand, als er daran zog, und ich verhielt mich ganz still, als er mir die Haarsträhnen trocknete. Dabei atmete ich seinen Duft ein und schwelgte in den vertrauten Gerüchen. Einen Augenblick lang neigte ich den Kopf und genoss es, durch das Handtuch hindurch seine warmen Hände zu spüren. Er hatte so etwas schon einmal getan, damals war ich an Grippe erkrankt und konnte mich nicht selbst heilen; allemeine Gaben hatte ich zeitweilig kurzgeschlossen. Asher hatte sich so süß um mich gekümmert, und ich hatte mich auf der Stelle noch mehr in ihn verliebt. Die Erinnerung an diese Zeit tat so weh, dass ich mich abrupt aufrecht hinsetzte und ihm das Handtuch entriss.
»Bitte, mach das nicht. Das verwirrt mich nur.«
Ashers Gesichtsmuskeln spannten sich an, aber er nickte, weil er verstand. Er hatte aus Gewohnheit gehandelt. Wenn ich aber zuließ, dass er sich mir näherte, nur um erneut einen Rückzieher zu machen, würde es tausendmal mehr wehtun. Wir hatten nur eine Chance, wenn ich mir sicher sein konnte, dass er mich wirklich wollte.
Lucy rettete uns davor, noch etwas sagen zu müssen, als sie hereinkam, gähnte und sich ausgiebig streckte. »Ich könnte einen ganzen Ochsen verdrücken!«
Ich stand auf, um zwei Schüsseln mit Choco Crispies zuzubereiten, und nahm den Gesprächsfaden über Alcais wieder auf, als hätte es die letzten Minuten nicht gegeben.
»Alcais hält sich für unschlagbar. Er geht Risiken ein, und wenn wir geduldig warten, macht er irgendwann einen Fehler.«
Dieser grausame Typ hatte Heilerinnen wie Pflaster eingesetzt. Er hatte bewusst Risiken auf sich genommen, nur damit ihn seine Schwester Erin wieder heilte. Immer und immer wieder. Dadurch erinnerte er an meinen Stiefvater, und das, bevor ich herausgefunden hatte, dass er einer von Ashers Folterknechten gewesen war. Alcais war es auch, dem Gabriel gefolgt war, um Asher zu finden, nachdem ich von Erin erfahren hatte, dass er noch lebte. In Francs Heilergemeinde war sie meine einzige Freundin gewesen, ohne sie hätten wir Asher nicht entdeckt. Mein Großvater wusste, dass sie uns half, und ich betete zu Gott, dass er sie dafür nicht bestrafthatte. Ich hatte sie schon so viele Male anrufen wollen, doch immer befürchtet, ich könnte sie dadurch in noch größere Schwierigkeiten bringen.
Während ich meine Schüssel und meinen Löffel abwusch, meinte Lucy: »Ich habe euch ja noch gar nicht erzählt, dass ich Lottie angerufen habe, ehe ich mich hingehauen habe. Sie hat erwähnt, dass sie gestern mit Gabriel telefoniert hat.«
»Ach ja?«, fragte ich und spürte Ashers Blick in meinem Rücken.
»Japp. Der ist irgendwo in Europa. Hängt vermutlich mit alten Beschützerfreunden rum und versucht herauszufinden, ob einer von ihnen schon mal von so jemandem wie dir gehört hat. Nach dem Motto, dass es jemanden geben muss, der etwas weiß, aber es sagt keiner etwas darüber. Er wird dort noch ein Weilchen bleiben, um zu sehen, was er in Erfahrung bringen kann.«
Vielleicht setzte Gabriel aber auch einfach alles dran, sich Asher und mich vom Leib zu halten. So etwas in der Art hatte er mir jedenfalls bei unserer letzten Begegnung gesagt. Lucy wusste davon nichts, deshalb sagte ich: »Ich hoffe, er kriegt etwas raus. Wir können jede Info brauchen.«
Nach unserem Müslimahl schauten wir in die Garage. Lottie hatte uns einen neuen fahrbaren Untersatz organisiert. Asher würde weiter mit dem Pick-up fahren, während Lucy und ich den schwarzen Mercedes nehmen würden, den Lottie gekauft hatte. Außerdem hatte sie für jeden von uns neue Handys besorgt, die wir nun einsteckten.
Lucy setzte sich auf den Beifahrersitz des
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