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Die Macht der ewigen Liebe

Die Macht der ewigen Liebe

Titel: Die Macht der ewigen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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hindurch. In meinen Plänen für diesen Tag kam er nicht vor, ich konnte mich nicht auch noch mit ihm befassen. Er schluckte und zog seine Hand weg.
    »Sie können zu ihr gehen. Nacheinander«, sagte der Arzt, dann war er auch schon fort.
    Lucys Schluchzen wollte nicht enden, aber es wurde leiser. Zitternd lehnte sie sich an mich, hatte einen Schluckauf und schwitzte wie ein überdrehtes Kind. Ich löste mich ein wenig von ihr und betrachtete ihre roten Augen und ihre geschockte Miene.
    »Lucy, möchtest du als Erste zu ihr?«
    Sie nickte.
    »Komm«, meinte Lottie ungewohnt sanft und freundlich. »Ich zeige dir, wo sie liegt.«
    Sie schenkte mir einen mitfühlenden Blick, und ich erinnerte mich, dass sie an einem einzigen Tag ihre Eltern und einen Bruder verloren hatte. Sie nahm Lucy am Arm und führte sie weg, und ich blieb allein mit Asher zurück. Ich zog mich auf einen blauen Sessel zurück. Eine lustig gestreifte Tapete bedeckte die Wände, und vor mir hing ein für Krankenhäuser so typisches Gemälde, das eine bunte Blume zeigte. Wer glaubte im Ernst, dass das Bild einer Blume Trost bieten konnte, wenn man gleichzeitig an nichts anderes dachte als daran, dass ein geliebter Mensch es nie mehr aus dem Krankenhaus zurück ins Leben schaffen würde? Idioten!
    »Remy?« Asher wiederholte meinen Namen, bis ich zu ihm hinsah. »Alles okay?«
    Vermutlich hatte er meine Gedanken gelesen, also brachte es nichts zu lügen. »Meine Stiefmutter liegt im Sterben, weil ich bin, was ich bin. Nein, Asher, nichts ist okay.«
    Trotz meiner schroffen Worte klang ich ausdruckslos. Erverfiel in Schweigen, und ich war froh darüber. Stille machte es einfacher, im Nichts zu versinken. Schließlich kam Lucy zurück, der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie suchte sich einen Stuhl in Ashers Nähe aus.
    Ich stand auf, um Lottie zu folgen, und fuhr zusammen, als Asher meinen Arm berührte. »Sei vorsichtig. Ich weiß, sie ist deine Mom, aber … pass gut auf.«
    Ich machte einen Schritt zurück, sodass er seine Hand fallen lassen musste, und marschierte davon. Ein Stück den Flur entlang war Lottie vor einer Tür stehen geblieben. Ich ging an ihr vorbei, und die Tür fiel mit einem Wusch hinter mir ins Schloss. Nun waren da nur noch ich, meine Stiefmutter und die unnatürlichen Geräusche der Apparate, die sie am Leben hielten. Ich nahm Laura zwar wahr, doch in Wirklichkeit sah ich meine Mutter. Lauras Gesicht wurde durch Annas verblühte Gesichtszüge ersetzt, alte Prellungen verfärbten ihren Kiefer, in ihren Augen stand blankes Entsetzen.
    Er wird hinter dir her sein, hatte Anna mich gewarnt . Er weiß Bescheid. Alles meine Schuld.
    Ihre letzten Worte waren Beichte und Warnung zugleich gewesen: Mein Stiefvater würde mir nach dem Leben trachten! Sie war gestorben – und ich war völlig machtlos.
    Verdammt noch mal!
    Ich zwickte mich in die Hand, um mich nicht in den Erinnerungen zu verlieren. »Nein«, flüsterte ich. »Das ist Laura, und nicht Anna!«
    Zögernd trat ich an Lauras Bett mit den weißen Laken und der rosa Decke. Ihre roten Locken waren länger geworden, sie umrahmten ihr Gesicht und betonten ihre Blässe. Sie hatte so viel abgenommen. Ohnehin von zierlicher Statur, wirkte sie nun unglaublich zerbrechlich. Ich beugte mich vor und schnupperte. Die Umarmungen meiner Stiefmutter warengrundsätzlich von einer Wolke blumigen Parfüms begleitet worden, hier roch sie ganz leicht nach Schweiß und Desinfektionsmitteln.
    Ich hatte vorgehabt, mich nicht von meinen Gefühlen überwältigen zu lassen, da war es schon mit meiner Fassung vorbei. Diese Frau hatte mich herzlich bei sich aufgenommen. In wenigen Monaten hatte sie mir mehr Liebe gezeigt als meine Mutter in meinem ganzen Leben. Ihre Zuneigung hatte ich uneingeschränkt genießen dürfen, auch wenn wir nicht blutsverwandt waren. Halt suchend umklammerte ich den Bettrahmen. Was hatte ich getan? Ich hätte mich von ihr fernhalten müssen.
    »Es tut mir so leid, Mom.«
    In der Stille des Raums klang mein heiseres Flüstern laut. Ich schickte meine Energie in die Luft. Vielleicht irrten sich die Ärzte ja! Ich machte Anstalten, sie am Arm zu berühren, wurde jedoch unvermittelt hochgehoben und vom Bett entfernt.
    »Lass mich los!«
    »Nein!«, erwiderte Lottie und hielt mich in stählernem Griff.
    Sie schüttelte den Kopf, und ihr kinnlanger Bob schwang mit. Als ihr Blick Laura streifte, trat Trauer in ihre Augen, und das schockierte mich. Sie hatte mich nur Asher

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