Die Macht der ewigen Liebe
grimmige Gesichtszüge erschienen über mir. Und ich hatte unvermittelt einen völlig hirnverbrannten Gedanken: Ich hatte vergessen, wie schön Gabriel war.
»Die haben sich aus dem Staub gemacht, nachdem ich ihrem Anführer einen Kinnhaken verpasst habe«, erklärte er.»Halt dich ganz still, Remy. Wir kümmern uns um dich. Du kannst dich jetzt ausruhen.«
Er drückte mich sanft an seine Brust, trug mich mit einer Leichtigkeit, die von seiner Kraft zeugte. Und ich glaubte ihm. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten vertraute ich mich wieder jemand anderem an. Ich ließ los und driftete in die Bewusstlosigkeit, in der Schmerzen nicht existierten.
Wir brachen in ein weiteres Haus ein. Ich schnappte Gesprächsfetzen auf. Man war sich einig, dass wir besser nicht in unser Haus zurückkehrten, bis wir herausbekommen hatten, wie man uns auf die Spur gekommen war. Lottie hatte anscheinend eine Liste von leer stehenden Wohnhäusern in der Nachbarschaft zusammengestellt, die wir als geheimen Unterschlupf benutzen konnten. Wir machten uns auf den Weg zu dem nächstgelegenen Haus, das in Sausalito stand, einer kleinen pseudokünstlerischen Gemeinde, die auf der anderen Buchtseite lag.
Außer dass es möbliert war, bekam ich von dem Haus nicht viel mit. Gabriel legte mich auf die braune Wildledercouch, und die anderen lümmelten auf dem Wohnzimmerboden oder in Sesseln. Lottie schloss die Fensterläden gegen die Sonne. Ich schloss erleichtert die Augen. Während des Kampfes hatte ich meine Sonnenbrille verloren, die Folge waren mörderische Kopfschmerzen. Ich bündelte meine Energie, um mein Herz zu stabilisieren; die Kopfschmerzen blieben, da es im Zimmer aber dunkel genug war, kam ich damit klar.
Mühsam setzte ich mich auf und machte eine Bestandsaufnahme: Lottie, Gabriel und Erin hatten den Angriff anscheinend ohne einen Kratzer überstanden. Lucy hatte eine Schnittwunde an der Stirn, um die sich bereits Erin kümmerte. Ich fragte mich, was sie denken würde, wenn ihr aufging, dass sie sich zusammen mit drei Beschützern in einem Raum aufhielt. Höchstwahrscheinlich würde sie kreischend nach Hause rennen, und wir konnten bestenfalls hoffen, dass wir bis dahin weit weg waren.
Asher saß in einem Sessel am Kamin, die langen Beine von sich ausgestreckt. Er hatte den Kopf an den Sesselrücken gelehnt und betrachtete mich mit unergründlicher Miene. Gabriel saß neben mir auf der Couch, seine Hüfte berührte meine. Sein Haar war inzwischen nackenlang, dunkelbraune Locken fielen ihm in die Stirn. Er hatte dieselben grünen Augen, dieselbe kantige Knochenstruktur und denselben korrekten Akzent wie Asher, aber er war größer und muskulöser. Früher hatte mir seine Größe Angst eingejagt, aber darüber war ich jetzt hinaus. Über seine Schönheit weniger. Der Mann sah einfach sündhaft gut aus. Länger als eine Sekunde konnte ich ihn nicht ansehen. Tat ich es doch, wurde ich unweigerlich rot, auch wenn es dazu gar keinen Grund gab. Auf die Art dachte ich ja gar nicht an ihn.
Gabriel weigerte sich, ignoriert zu werden. »Was zum Teufel ist da im Park passiert?«
Im Raum wurde es mucksmäuschenstill, und alle Blicke wanderten zu mir. Verdammt. Musste Gabriel immer nachbohren?
Ich reckte mein Kinn. »Mir geht’s bestens.«
»Quatsch«, entgegnete er energisch. »Du bist ja schon zu Boden gegangen, bevor der dich überhaupt angerührt hat!«
Erin rutschte unbehaglich hin und her, und ich funkeltesie mit der stummen Warnung an, nur ja den Mund zu halten. Sie konnte mir nicht helfen, und ich würde keinen der anderen darum bitten, ihre Fähigkeiten für mich aufzugeben. Doch Gabriel würde keine Ruhe geben. Also musste ich beweisen, dass alles okay war. Ich stand auf und drückte, als ich zu schwanken begann, schnell die Knie aneinander. Ich setzte einen Fuß vor den anderen und warf einen triumphierenden Blick in die Runde, als ich es ohne zu stolpern bis zu Asher schaffte. Ich setzte mich zu seinen Füßen und war plötzlich froh, dass der Weg so kurz gewesen war. Ich fühlte mich wie ein schwaches Kätzchen.
Ich griff nach Asher, doch Erin glitt zwischen uns. »Lass mich das machen«, flüsterte sie mir ins Ohr.
Ich hatte nichts dagegen. Wenn ich ehrlich zu mir war, wusste ich nicht, ob ich Asher überhaupt hätte heilen können. Es war blödsinnig gewesen zu glauben, ich könnte es. Ich machte ihr Platz und hörte zu, wie sie Asher mit sanfter Stimme bat, seine Mauer zu senken, damit sie ihn heilen könne. Eine Minute
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