Die Macht der ewigen Liebe
hatte ich noch nicht genau bestimmen können, was.
Ich runzelte die Stirn. »Asher, woher hat Gabriel eigentlich gewusst, wo er uns findet?«
Asher, der mit seinem Handy beschäftigt war, legte es beiseite und sagte: »Er hat Lottie angerufen. Und dann war er schneller in den Muir Woods als wir und hatte vor unserer Ankunft das Gebiet bereits abgecheckt.«
Ich rutschte auf meinem Platz hin und her und ließ jenen Tag noch einmal vor meinem inneren Auge ablaufen. Irgendetwas passte nicht.
»Wieso?«, fragte Asher.
»Och, nur so.« Ich zögerte, doch das nagende Gefühl wollte einfach nicht verschwinden. »Es macht einfach keinen Sinn.«
»Warum denn?«
»Ihr habt die Morrisseys alle als brutale Killer beschrieben, die es auf mich abgesehen haben.«
»Richtig.«
»Hast du diese Beschützer in den Muir Woods denn erkannt?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin denen noch nie zuvor begegnet. Hör mal, ich weiß, worauf du hinauswillst. Diese Männer gehörten nicht zur Morrissey-Familie, aber das heißt noch lange nicht, dass sie nicht mit ihnen zusammengearbeitet haben.«
»Aber warum haben sie uns nicht angegriffen?«
»Haben sie doch. Ich war dabei, vergessen?«
Ich dachte an den Zusammenstoß zurück. »Nicht wirklich. Ich habe zuerst angegriffen, als sie nicht von dir ablassen wollten. Davor hat ihr Anführer gesagt, er tue uns nichts, er wolle mit uns reden. Das klingt so gar nicht nach den Morrisseys, wie ihr sie beschrieben habt. Wenn diese Männer für sie gearbeitet haben, dann hätten sie sich doch mehr ins Zeug gelegt, um mich fertigzumachen.« Ich beugte mich vor. »Asher, dieser Mann hatte mich in seinen Händen. Bevor Gabriel aufgekreuzt ist, stand mein Herz kurz davor zu versagen. Dieser Mann wusste, dass ich am Ende war, und er hat es nicht ausgenutzt!«
Nachdenklich hob Asher den Kopf. »Wenn man es recht bedenkt, hatte er auch nicht vor, mir den Arm zu brechen, glaube ich. Ich bin einem von denen hinterher, und der hat sich verteidigt. Ich glaube, er ging davon aus, dass ich meine ganze Kraft einsetzen würde.« Er lächelte trocken. »Ich schätze, er wusste nicht, wie er mit meiner neuen, schwächeren Version umgehen sollte.«
Ich dachte an unsere gestrige Versammlung im Wohnzimmer zurück. »Und außer dir und Lucy mit ihrer kleinen Schnittwunde ist ja auch niemandem was passiert, oder? Kommt dir das nicht komisch vor, wenn man bedenkt, wie brutal die Morrisseys drauf sind?«
Er spannte den Kiefer an. »Jetzt schon.«
Ich versuchte zu verstehen, was das zu bedeuten hatte. Wenn jene Männer in den Woods nicht für die Morrisseys arbeiteten, wer waren sie dann? Arbeitete Franc inzwischen mit mehreren Beschützergruppen? In diesem Fall ging er ein hohes Risiko ein, denn für seine Gemeinde konnte das verheerende Folgen haben. Ein paar Beschützer mochten ja bereit sein, mit meinem Großvater gemeinsame Sache zumachen, wenn sie dafür Zugang zu einem beschränkten Angebot an Heilerinnen erhielten. Brachte man jedoch weitere Beschützer ins Spiel, verringerte sich das Angebot. Eine einfache Rechnung. Das Ganze konnte katastrophal enden, ganz zu schweigen davon, dass seine Leute ihn hängen würden, wenn das herauskäme.
Ich linste zu Erin, deren blonder Pferdeschwanz über die Sitze hinweg zu sehen war. Auf einmal war ich froh, dass sie beschlossen hatte, mit uns zu kommen. Ich traute ihrem Bruder nicht zu, dass er auf sie aufpassen würde, wenn sich die Beschützer nicht ausreichend versorgt fühlten. Und Franc war durchaus imstande, sie den Beschützern zum Fraß vorzuwerfen, wenn sie ihm keine Hilfe mehr dabei war, mich zu fangen. Sobald wir unseren Vater gefunden hatten, musste ich ihr dabei helfen, einen sicheren Zufluchtsort zu finden, an dem sie bleiben konnte. Danach würde ich mich nach einem für mich umsehen müssen. Seufzend schob ich die Gedanken an die Zukunft beiseite.
»Ich hasse es, nicht zu wissen, wer hinter uns her ist!«, sagte ich. »Sind wir in London denn sicher?«
»So sicher, wie wir es je sein können. Wir haben noch nie jemandem von diesem Haus erzählt. Wir wollten einen kleinen Unterschlupf haben für den Fall, dass etwas passiert.«
Bei dem Wort »klein« stöhnte ich auf. Wie sollten wir uns zu sechst in ein winziges Haus quetschen?
Ich würde mit Asher mal ein ernstes Wort über sein Augenmaß sprechen müssen. Der »kleine« Unterschlupf seiner Familie entpuppte sich als ein riesiges, im viktorianischen Stil erbautes Reihenhaus in der
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