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Die Macht der ewigen Liebe

Die Macht der ewigen Liebe

Titel: Die Macht der ewigen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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Leben die Blackwells geführt hatten. Ich schlenderte von Regal zu Regal und entdeckte schließlich ein Buch, das älter aussah als der Rest. Der braune lederne Rücken war brüchig, und es stand kein Titel auf dem Einband.
    »Oh, du bist hier!«, sagte Lucy.
    Ich fuhr herum und hätte beinahe das Buch fallen lassen. Lucy stand mit einer Teetasse in der Hand in der Tür. Sie warf einen Blick zum Kamin, wo auf dem Tisch zwischen denbeiden Sesseln ein Buch aufgeschlagen lag. Das Buch, das ich Alcais gestohlen hatte.
    »Bin schon wieder weg«, meinte Lucy mit finsterem Gesicht und wandte sich um.
    »Lucy!« Sie hielt inne, und ich überlegte krampfhaft, wie ich sie zum Bleiben bewegen könnte. Ich vermisste meine Schwester, und ich wollte Zeit mit ihr verbringen, bevor es zu spät war. Bevor wir unseren Vater fanden und ich sie verlassen musste. Wieder blieb mein Blick an dem Buch hängen. »Und, steht etwas Interessantes drin?«
    Zu Beginn unserer Flucht hatte ich den Inhalt nur überflogen. Eine hasserfüllte Lüge über Heilerinnen und Beschützer reihte sich an die nächste. Sinn des Buches war es, die Leser aufzuwiegeln und ihnen Angst vor den Nachkommen zu machen, die aus einer Vereinigung beider Gruppen hervorgingen. Bei dem Gedanken daran wurde mir kotzübel.
    Lucy zuckte mit den Schultern. »Es ist interessant.«
    »Was genau?« Es war, als müsste man ihr jedes Wort aus der Nase ziehen.
    Sie seufzte. »Spielt das eine Rolle? Hör mal, hast du vor hierzubleiben? Dann suche ich mir gern einen anderen Platz.«
    »Lucy, bitte!«, flehte ich. Ich hatte es so satt, dass wir einen Bogen umeinander machten.
    »Bitte was?«, schnauzte sie und kam ins Zimmer. Klirrend knallte sie die Teetasse auf den Tisch. »Glaubst du etwa, nur weil du versucht hast, Mom zu retten, ist alles wieder in Butter zwischen uns? Versucht und gescheitert, übrigens.«
    Das saß. Wenn sie wollte, hatte meine Schwester eine verdammt fiese Ader. Doch zusammen mit dem Schmerz spürte ich die Wut in mir, und ich kämpfte nicht mehr dagegen an. »Versucht und beinahe ums Leben gekommen, übrigens. Hätte es dich gefreut, wenn dem so gewesen wäre?«
    Lucy stemmte die Hände in die Hüften. »Nein, denn das würde dich glücklich machen. Du bist ja so wild drauf, für jeden um dich herum zu sterben, dass es dir vermutlich sogar einen Kick gegeben hätte!«
    Ich starrte sie entsetzt an. »So denkst du über mich?«
    Sie trat an den Kamin, griff nach einem neuen Holzscheit und warf es hinein. Als sie es mithilfe eines Schürhakens tiefer hineinschob, stoben Funken auf. Sie schwieg, und ich stapfte zu ihr.
    »Na komm, Lucy. Zieh jetzt nicht den Schwanz ein. Du lästerst schon seit Wochen über mich ab, gibst mir für alles, was geschehen ist, die Schuld. Warum spuckst du nicht einfach mal aus, was du zu sagen hast?«
    Sie ließ den Schürhaken fallen, richtete sich auf und schubste mich dann mit beiden Händen an der Schulter. »Du hast alles kaputt gemacht!«, schrie sie und stieß mich erneut. »Bevor du gekommen bist, war alles bestens. Wir waren glücklich! Und nun ist meine Mom tot, mein Dad wird vermutlich gerade irgendwo gefoltert, und ich stecke hier mit dir fest. Kapierst du’s denn nicht? Du bist Gift! Du zerstörst alles um dich herum! Ich hasse dich!«
    Als sie mich zum zweiten Mal schubste, legte sich in mir ein Hebel um. Als sie erneut ansetzte, trat ich, das Buch noch immer an mich gedrückt, betont ruhig aus ihrer Reichweite. Sie stolperte, und ich beobachtete, wie sie sich wieder fing. Ich hatte die Nase so voll davon, mir für alles, was passiert war, die Schuld in die Schuhe schieben zu lassen. Dean, Franc und, ja, Asher und Lucy. Alle hatten sie Ansichten über meine Fähigkeiten. Rette diese Person. Rette diese Person nicht. Setze deine Gaben ein. Setze deine Gaben nicht ein. Dean wollte mit mir Kohle machen. Franc wollte mich als Waffe benutzen. Asher und Lucy wollten, dass ich meine Kräfte nur einsetzte,wenn damit kein Risiko einherging. Jetzt wollte Asher, dass ich sie für mich behielt, und Lucy wollte, dass ich auf das Risiko pfiff, wenn sie entschied, dass jemand es wert war. Und selbst dann bestrafte sie mich. Alle hatten sie Ansichten über etwas, das sie unmöglich begreifen konnten. Und ich wollte mich nicht dafür schuldig fühlen, was und wie ich war.
    Nach ihrem Ausbruch atmete Lucy schwer, ich dagegen hatte mich nie ruhiger gefühlt. »Du benimmst dich wie ein verwöhnter Fratz«, erklärte ich mit fester Stimme.

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