Die Macht der ewigen Liebe
Woods hatte ich nur einen ultrakurzen Blick auf ihn werfen können, da ich mit Bonds Billigkopie beschäftigt gewesen war, aber ich hatte das Muttermal auf seiner Stirn wiedererkannt. Dieser Hüne hatte Baumstämme als Arme.Ich hatte ihn ganz schön angeschnauzt und war im Nachhinein überrascht von meinem Mumm. Wer war ich, dass ich diesen Männern drohte, obwohl sie weit in der Überzahl waren? Trotz seiner Überlegenheit wirkte der Typ plötzlich gedämpft.
Bonds Billigkopie lachte. »Hör auf, Sean zu drohen. Der Mann hat eine Heidenangst vor dir.«
»Und Sie nicht?«, sagte ich und kniff meine Augen zusammen.
Er hob ein Glas Rotwein an die Lippen und nippte daran. »Ich bin nicht dein Feind, Miss O’Malley.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Das sehe ich anders. Sie machen mit Franc Marché gemeinsame Sache, und das macht Sie definitiv zu meinem Feind.«
Er knallte das Glas auf den Tisch, sodass der Wein überschwappte. »Mit diesem Mann mache ich nicht gemeinsame Sache, und ich wäre dir sehr dankbar, mir derlei auch nicht vorzuwerfen«, spuckte er heraus, und seine dunkelblauen Augen funkelten wütend.
Ich beugte mich auf meinem Stuhl nach vorn und das Haar fiel mir über die Schulter. Ich schob es aus dem Gesicht und sah ihn finster an. »Und warum seid ihr Erin dann in den Wald gefolgt? Wie sonst hättet ihr wissen können, dass wir dort sein würden?«
Er hob eine Augenbraue und wirkte verwirrt. »Du irrst dich. Ich habe deine kleine Heilerinnenfreundin nicht verfolgt. Wir haben uns von Paris aus an Gabriel Blackwells Fersen geheftet, und der hat uns zu dir geführt.«
Scheiße! War mir die ganze Sache nicht gleich spanisch vorgekommen? Obwohl die Morrisseys als sadistisch galten, hatten wir kaum Verletzungen davongetragen. Und dieser Mann hatte mich gehen lassen, als ich leicht zu überwältigengewesen wäre. Im Wald hatte er sich gewundert, dass noch jemand fehle. Damals hatte ich gedacht, er würde auf Lottie anspielen, aber von der hatten die Männer meines Großvaters ja gar nichts gewusst. Nein, dieser Mann hatte sich auf Gabriel bezogen und sich gefragt, wo der Mann, dem sie in den Wald gefolgt waren, abgeblieben war.
»Arbeiten Sie mit den Morrisseys zusammen?«, fragte ich sicherheitshalber.
Bonds Billigkopie wollte gerade seine Gabel in den Eintopf tauchen, hielt darin aber inne und zog die schwarzen Augenbrauen drohend zusammen. »Erst Marché und jetzt die Morrisseys. Wenn du versuchst, mich zu beleidigen, dann hast du es geschafft!«
Ein Schauder der Angst überlief mich. Wer zum Teufel war dieser Typ, wenn er nicht für meinen Großvater arbeitete oder für die Männer, die meinen Vater in ihrer Gewalt hatten? Und was wollte er von mir? Mit einem Mal kam es mir sehr viel schlimmer vor, mit einem unbekannten Feind zu tun zu haben als mit einem bekannten. Ich sah mich im Raum um, spähte nach dem Ausgang und rechnete mir meine Chancen aus, lebend zu entkommen.
»Hör mal, Miss O’Malley. Ich glaube, wir hatten einen schlechten Start …«
Ich unterbrach ihn, indem ich meinen Stuhl vom Tisch wegschob. »Sie haben mich auf offener Straße gekidnappt und Sie haben meine Freunde verletzt. Hören Sie also auf, so einen Scheiß zu reden!«
Die Männer hinter mir bewegten sich auf mich zu, und ich überlegte schon mal, wie ich mich am besten verteidigte. Doch Bonds Billigkopie bedeutete ihnen, wieder zurückzuweichen. Er stand auf, streckte einen Arm aus und bot an, mir wieder auf den Stuhl zu helfen. »Lass mich erklären. Bitte …«
Der triefte ja nur so vor Charme. Ja, er verströmte ihn quasi, aber ich traute ihm nicht. Kein bisschen. Trotzdem setzte ich mich wieder. Was blieb mir auch anderes übrig? Auch er nahm wieder Platz und bedeutete mir, etwas zu essen. Ich griff nach meiner Gabel, aß aber keinen Bissen. Die konnten mir ja sonst was ins Essen gemischt haben!
Er seufzte. »Herrgott, bist du dickköpfig! Ich heiße Seamus und die beiden Männer hinter dir heißen Sean und Alec. Schon seit Monaten verfolgen wir Berichte über eine Heilerin aus New York City. Es gab immer mehr Geschichten, dass ernsthafte Krankheiten plötzlich geheilt worden seien. Unter anderem auch über eine Frau mit Krebs, deren schwere Erkrankung eines Tages verschwunden war.«
»Und Sie machen es sich zur Gewohnheit, Heilerinnen zu verfolgen?«, fragte ich. Kein tröstlicher Gedanke. Beschützer jagten Heilerinnen nur aus einem Grund.
»Wenn sie Krebs heilen können? Ja.«
Erin und die
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