Die Macht der ewigen Liebe
aus dem Zimmer in Richtung Treppe. Er schien weniger eifersüchtig zu sein als verletzt. Dass er glaubte, Asher und ich wären wieder zusammen, musste ich sofort klarstellen.
»Nur zu deiner Information: Das war ein Abschiedskuss, Gabriel. Er weiß von uns und möchte, dass wir glücklich werden.«
Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Wie angewurzelt blieb er auf den Stufen stehen. Ich konnte nur die untere Hälfte seiner Beine sehen, aber als ich meine Sinne öffnete, konnte ich hören, wie schnell sein Herz schlug, wie leidenschaftlich und erregt es gegen seine Rippen pochte. Er war ein Meister darin, seine Gefühle zu verbergen, weil er daran gewöhnt war, andere vor sich selbst zu stellen. Bis ich dahergekommen war. Ich wollte gern diejenige sein, die er sich schnappte. Die eine Person, bei der er seine Beherrschung verlor.
Diese Vorstellung gefiel mir. Also legte ich noch mal nach und hoffte, das würde ihn endgültig auf die Palme bringen. »Weißt du, für jemanden, der getönt hat, er würde mir mitallem hinterherjagen, was er hat, lieferst du eine ziemlich lahme Show ab, muss ich sagen. Ich habe mehr von dir erwartet!«
Huch! In Nullkommanix hatte er sich in Bewegung gesetzt, und ich hätte ihm ohne meine neuen Fähigkeiten unmöglich ausweichen können. So aber war ich, als er dort ankam, wo ich gestanden hatte, schon weggewirbelt und stand nun selbst auf der Treppe. Wir hatten die Positionen getauscht, und er hatte nichts davon mitgekriegt!
Mit vor Schock geweiteten Augen schwang Gabriel herum. »Wie hast du das gemacht?«
Noch nie war ich schneller gewesen als er. Immer hatte er mich überwältigen können, bis ich meine »speziellen« überfallartigen Gaben einsetzte. Mich ergriff freudige Erregung. Das versprach spaßig zu werden.
Los geht’s.
»Weißt du, was ich mir gedacht habe, als sie mich gestern entführt haben?«, fragte ich im Plauderton.
Er schüttelte den Kopf und musterte mich, als würde er angestrengt nach einer Schwäche suchen. Fast konnte ich ihn denken hören, wie er Herausforderung angenommen sagte. Ich liebte das an ihm, die Art, wie er auf Konfrontationskurs zu mir ging und mich gleichzeitig zum Lachen brachte.
»Mir wurde klar, dass ich dich vielleicht nie wiedersehen würde, und diese Vorstellung tat so weh. Und weißt du, was mein nächster Gedanke war?«
Er verschlang mich mit seinen Blicken, sagte aber kein Wort.
»Ich habe bedauert, dich nicht geküsst zu haben«, gestand ich ihm. »Ich habe darüber nachgedacht. Oft. Wie das mit dir sein wird.«
Gabriels Gesicht wurde durch ein Lächeln erhellt, und seine Muskeln spannten sich an. Ich hätte schwören können,dass ihm Dampf entströmte. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis er sich auf mich stürzte.
»Komm her, Remington, und wir finden es heraus«, flüsterte er, und ich erschauerte.
Ich nahm die nächste Stufe. »Das glaube ich nicht. Du sagtest, du wolltest mich jagen«, hauchte ich ein wenig stärker, da ich mich an den Augenblick in dem Weingewölbe erinnerte. »Jag mich, Gabriel, und ich verspreche, dass ich mich fangen lasse.«
Ich blieb lange genug stehen, um das Feuer in seinen Augen auflodern zu sehen. Dann konnte die Jagd beginnen.
Ich schoss die Treppe hinauf, und Gabriel folgte auf dem Fuße. Es nutzte nichts, dass ich mich wirklich, wirklich fangen lassen wollte. Ich war mir über meine Gefühle für Gabriel gar nicht wirklich klar gewesen, bis er mich zur Rede gestellt hatte, doch nun kam es mir vor, als seien sie schon immer da gewesen und würden ständig weiter wachsen. Dennoch, als seine Finger in der Eingangshalle meine Taille streiften, packte mich der Ehrgeiz, und ich jagte auf der Flucht vor ihm die nächste Treppe hoch.
Japsend stellte er einen Fuß auf die unterste Stufe, während ich im oberen Flur zögerte. Ich lächelte befriedigt. Dieses Spiel konnte jeder von uns gewinnen, und die Vorfreude verstärkte meine Sinne. Von meinem Standort aus konnte ich seinen würzigen Duft einatmen, und ich malte mir aus, wie er wohl schmecken würde.
»Na, gibst du auf?«, höhnte ich.
»Keine Chance«, versetzte er. Sein Gesicht war von Gefühlen geschärft. »Du bist schneller als früher.«
»Und ich kann besser hören. Dein Herz wummert.«
Er schien stumm zu lauschen. Dannlächelte er so feurig, dass mir ganz anders wurde. »Deines auch!«, sagte er, und die Jagd ging weiter.
Noch ein Stockwerk höher schaffte ich es, ihn abzuhängen. Viele der Räume waren mehrtürig,
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