Die Macht der Macht
Schaden. Macht macht vieles möglich. Auch Dominique Strauss-Kahn konnte seinen Neigungen frönen, ohne dass ihn das in den Augen seiner Frau Anne Sinclair (»Ein erfolgreicher Politiker muss verführen können. Ich bin stolz auf ihn.«) oder in der Öffentlichkeit beschädigt hätte.
Macht macht sexy – Sie haben leichter Zugang zu Sexualpartnern.
Wenn Sie eine intime Beziehung zu einer Mitarbeiterin/zu einem Mitarbeiter haben, gehen Sie davon aus, dass auch andere von ihren Affären erfahren werden.
Kalkulieren Sie ein, dass Ihr Partner Gegenleistungen erwartet.
Wenn Sie moralisch unangreifbar bleiben wollen, lassen Sie lieber die Finger davon.
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz
Es gibt eine sehr unschöne Facette auch vieler öffentlich bekannter Fälle: Von Arnold Schwarzenegger wusste man seit langem, dass er sich Frauen auch unerwünscht näherte und sie ungeachtet ihrer Wünsche körperlich zu manipulieren versuchte. In den Jahren zwischen 1975 und 2000 gab es mehr als ein Dutzend Klagen wegen sexueller Belästigung. Dazu gehörte durchaus Mut, denn diese Frauen riskierten ihre Jobs. War doch die Mehrzahl beruflich im Umfeld der Filmindustrie und der überaus erfolgreichen Schwarzenegger-Filme angesiedelt.
Diese Konstellation scheint nicht nur typisch zu sein für den Darsteller von Conan, dem Barbaren. Es ist auffällig, dass in einer Vielzahl von Fällen deutlich abhängige und unterlegene Personen manipuliert werden. Bill Clinton tat es (unter anderem) mit einer Praktikantin und mit einer Rezeptionistin, Schwarzenegger zeugte ein Kind mit einer Hausangestellten, Strauss-Kahn hatte seine Affären mit Mitarbeiterinnen, beispielsweise im IWF oder mit einer Reinigungskraft im Hotel, Berlusconi lud nahezu minderjährige und nicht sonderlich gut ausgebildete Frauen zu den Partys in seine Villen. Eine Reporterin des Stern berichtet vom Zusammentreffen mit einem deutschen Ministerpräsidenten anlässlich eines Interviews in der Staatskanzlei. Er fragte, ob sie Kinder habe. Als sie verneinte, erklärte er sofort, da könne er abhelfen, und rief seiner Sekretärin zu, sie solle einmal für ein paar Minuten die Tür schließen. Der Bürgermeister der Gemeinde Kaisersesch wurde von 83 Prozent seiner Bürger abgewählt, nachdem er wegen der tätlichen Belästigung einer Mitarbeiterin auf einer Dienstreise zu 18 Monaten auf Bewährung verurteilt worden war. Das Verhalten folgt häufig dem identischen Muster: Es beginnt mit körperlicher Nähe – Berührungen, Umarmungen, kleine Küsse –, dazu kommen bewertendeKommentierungen, erste Einladungen, und wenn das Opfer sich nicht ausreichend deutlich zur Wehr setzt, kommt es schnell zu den eigentlichen Übergriffen.
Sexuelle Belästigung steht unter Strafe, Belästigte können meist innerhalb von etwa drei Tagen erreichen, dass der Delinquent sogar per Schutzanordnung verpflichtet wird, ein Abstandsgebot einzuhalten. Diese Anordnung kann mit einer Androhung von 50000 Euro Strafgeld untermauert werden. In Unternehmen sind die Vorgesetzten arbeitsrechtlich verpflichtet, bei Bekanntwerden solcher Delikte tätig zu werden. Sie machen sich sonst selber strafbar. Auch die Mitarbeitervertretung muss tätig werden, wenn der Beschäftigte um Unterstützung bittet.
Leider ist die Dunkelziffer sexueller Übergriffe recht hoch. Sexuelle Belästigung findet sich am Arbeitsplatz in allen Bereichen und auf allen Ebenen, sowohl Kollegen als auch Vorgesetzte belästigen. Und viele Belästigte trauen sich nicht, den Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Sie haben meist Angst um ihren Job oder um ihre Karriere. Das Bundesfamilienministerium veröffentlichte im Mai 2010 die Ergebnisse der repräsentativen Untersuchung »Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen«. Demnach haben »22 Prozent aller befragten Frauen Situationen sexueller Belästigung in Arbeit, Schule oder Ausbildung seit dem 16. Lebensjahr mindestens ein Mal erlebt – überwiegend durch Männer. Frauen sind überdurchschnittlich häufig von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen, wenn sie keine berufliche Qualifikation oder Ausbildung aufweisen, sich noch in der Probezeit befinden oder erst kurze Zeit im Betrieb sind. Tatsächlich ist in den meisten Fällen ein großes Machtgefälle zwischen Tätern und Opfern zu beobachten, besonders oft werden Abhängigkeitsverhältnisse ausgenutzt.« Natürlich sind auch Männer Opfer entsprechender Attacken, neigen allerdings meist noch weniger als Frauen dazu,
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