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Die Macht der Macht

Die Macht der Macht

Titel: Die Macht der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reiner Neumann
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Sie schon nicht erwischen wird. Im einfachsten aller Fälle gibt es immer einen zweiten Menschen, der davon weiß. Und fragen Sie sich selbstkritisch, ob Ihr Spaßpartner auch dann noch dichthalten wird, wenn die Affäre vorbei ist oder wenn Sie nicht imstande sind, zu liefern – was auch immer: Gefühle, Geld, Karriere. Oder es muss Ihnen egal sein, was passiert, wenn es rauskommt. Das wird aber in den seltensten Fällen zutreffen.

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MACHT UND HIERARCHIE
    Von Chef bis Führung
Hierarchie ist Macht
    Die Arbeit im Bundesministerium der Finanzen biete viele Chancen mit vielfältigen herausfordernden Verwaltungstätigkeiten, so die Aussage der Website. In einem so hoch qualifizierten Umfeld gehe man respektvoll und freundlich miteinander um. Manchmal allerdings ist die Realität ein wenig rauer: Auch als Top-Beamter kann es Ihnen passieren, dass Ihr oberster Dienstherr, der Minister, Sie vor laufenden Kameras lächerlich macht. Michael Offer war lange Jahre Pressesprecher im Bundesministerium der Finanzen. Am 9. November 2011 ist er von seinem Amt zurückgetreten. Den Grund dafür kann sich jeder auf YouTube anschauen. Alles war bereit für die Pressekonferenz mit dem Minister Wolfgang Schäuble und etwa 50 Journalisten. Die Kameras liefen schon, nur die Pressemitteilung mit den aktuellen Daten zur Steuerschätzung fehlte noch. Daraufhin verließ der Minister die Pressekonferenz abrupt wieder. »Reden Sie nicht, sondern sorgen Sie dafür, dass die Zahlen verteilt werden«, herrscht er seinen MitarbeiterMichael Offer öffentlich an. Einfache Regeln der Höflichkeit würden es jedem Normalsterblichen nach einem solchen Fauxpas nahelegen, sich zu entschuldigen.
    Von Ralph Dommermuth, dem Vorstandsvorsitzenden der United Internet, wird berichtet, wie er als Sportvorstand bei dem United America’s Cup-Team aufräumte. Extra aus dem westerwäldischen Montabaur eingeflogen, feuerte er den Sportdirektor Andreas John direkt nach seinem Eintreffen. John bekam 20 Minuten Zeit eingeräumt, um seine Sachen zu packen und das Gelände zu verlassen. Der Presse erklärte Ralph Dommermuth sein Verhalten folgendermaßen: »Wenn man sich von jemandem trennt, dann sofort. Wir sind kein Gesangs- oder Künstlerverein, sondern eine Profimannschaft. Je höher man da kommt, desto höher sind die Anforderungen. Da ist so ein Schritt ganz normal. Wir sind der Meinung, daß Herr John seine Position nicht richtig ausgefüllt hat«. Natürlich hätte man die Trennung ebenso schnell und effizient ohne ein so großes öffentliches Echo durchziehen können. Nur dann hätte ja niemand von der Entschiedenheit und der Dominanz des Ralph Dommermuth erfahren. Das ist Macht!
    Ihre Macht leitet sich für diese Akteure aus ihrer Position in der Hierarchie ab. Durch ihre Position in der Hierarchie werden der Minister und der Vorstandsvorsitzende ermächtigt, auf die beschriebene Art zu handeln, und durch ihre jeweilige Position sind die Mitarbeitenden gezwungen, sich an den Entscheidungen und am Verhalten der Vorgesetzten zu orientieren.
    Unternehmen haben Ziele, die sie erreichen wollen. Um das zu tun, müssen die Menschen in Unternehmen bestimmte Aufgaben erfüllen. Darum sind Unternehmen strukturiert. Sie sind gezielt und gewollt organisiert – es gibt Abteilungen wie Produktion oder Marketing, Forschung und Entwicklung oder Einkauf. Ebenso gibt es Funktionen wie Referent und Abteilungsleiter oder Vorstand und häufig noch aus der Matrix kommende Strukturen, wie wir sie aus Projekten kennen, beispielsweise einen Lenkungsausschuss oder Projektleiter. Mit diesen Strukturen gibt es in den Unternehmen Menschen, die Verantwortung tragen und Entscheidungen treffen. Um diese Entscheidungen umzusetzen, bedarf es Macht. Organisationen schaffen den Rahmen, um diese Macht auszuüben.
    Nach dem Schema von French und Raven haben wir es hier mit legitimer Macht als Quelle zu tun. Diese wird aus einer Institution oder einer Instanz abgeleitet, die von den Teilhabenden als legitim und relevant akzeptiert wird. Ein Beispiel dafür sind Polizisten, die aufgrund der vom Staat verliehenen Macht über weiter reichende Rechte als der Normalbürger verfügen. Ein anderes Beispiel ist die Führungskraft in einem Unternehmen. Aufgrund meiner Einordnung in die Hierarchie akzeptiere ich, dass mit bestimmten Führungsaufgaben bestimmte Rechte verbunden sind. Die vorgesetzte Führungskraft darf stellvertretend für das Unternehmen in ihrem Verantwortungsbereich Entscheidungen

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