Die Macht der Macht
Ausgeprägtes Selbstbewusstsein führt zu geringerer Konformität. Ebenso wird eine Person, die sich ihrer Rolle in der Gruppe sicher ist, weniger stark auf den Druck der Mehrheit reagieren.
Am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig führten Daniel Haun und Michael Tomasello eine Studie zur Konformität mit 96 Vierjährigen durch. Diese Experimente bestätigten, dass der Effekt auch bei Vorschulkindern wirkt. Auch sie folgen oft wider besseres Wissen der Mehrheitsmeinung.
Gründe für konformes Verhalten sind in der Regel Furcht vor Strafe, Spott der Gruppe oder Hoffen auf Belohnungen wie Akzeptanz oder Lob. In Situationen, in denen der Sachverhalt unklar ist, gewinnt die Meinung der Mehrheit eine größere Bedeutung, Menschen verhalten sich also leichter konform.
Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch den Einfluss einer Minderheit auf die Mehrheit. Dieser kommt zum Tragen, wenn eine klare Position bezogen und sehr nachdrücklich vertreten wird, wenn der Einzelne oder die Minderheit ihre abweichende Meinung betont, diese konsistent äußert und bereit ist, ihre Position mit Nachdruck zu vertreten. In solchen Situationen können Einzelne oder eine Minderheit starken Einfluss auf eine Gruppe ausüben, also Macht gewinnen.
Die gute und die schlechte Leistung von Gruppen ist im Wesentlichen von der Struktur und der Qualität der Beziehungen abhängig. Die Identität von Teams bestimmt sich durch eigene Traditionen und informelle Normen, Symbole der Zugehörigkeit und die Abgrenzung zu anderen Gruppen. Es gibt Regulative für die Aufnahme neuer Mitglieder. Regeln und Normen in Gruppen erleichtern das Zusammenleben und die Zusammenarbeit. Gruppennormen entwickeln sich durch den Import bekannter Normen, durch die Orientierung an Beispielen und durch die Entwicklung eigener Regeln. Nach einer Erprobung in der Gruppe werden Normen akzeptiert und gelebt. Es gibt Konsequenzen, die die Einhaltung der Normen belohnen und einen Verstoß sanktionieren. Übliche und hilfreiche Normen in Gruppen sind Fairness, Gegenseitigkeit, Rücksichtnahme, die Erfüllung der Rollenerwartungen, vernunftgeprägtes Verhalten und Regelungen für den Konfliktfall. Einen erheblichen Einfluss auf die Gruppe können Sie immer dann ausüben, wenn es Ihnen gelingt, die Normen in einer Gruppe zu prägen oder überhaupt erst zu verankern.
Ein Team, viele Rollen
Zwischen den Mitgliedern einer Gruppe gibt es natürlich Unterschiede in Macht und Status. Sie bestimmen den Einfluss des einzelnen auf die Entwicklung der Gruppe. Relevante Faktoren sind Ausbildungsstand, Geschlecht, Erfahrung, Status und Führungsebene. Eine Sonderposition nehmen ausgewiesene Experten für Spezialthemen ein. Ein allgemein anerkannter Indikator für die Position in der Gruppe ist die Anzahl der Interaktionen. Je häufiger Sie auf andere zugehen (können) und je häufiger andere an Sie herantreten, desto größer ist Ihr Einfluss in der Gruppe. Sie können durch eine spürbare Steigerung derInteraktion mit anderen Mitgliedern des Teams Ihren wahrgenommenen Status in der Gruppe beeinflussen.
In jeder Gruppe gibt es formale Rollen – das ist dann beispielsweise der Projekt- oder der Teilprojektleiter. Diese Rollen entsprechen in ihren Möglichkeiten zur machtvollen Ausgestaltung den Aspekten der formalen Hierarchie. Daneben gibt es in jeder Gruppe informelle Rollen, die ihrerseits durchaus wirkungsvoll sein können. Diese Rollen bieten zumeist nur informelle Macht – können aber trotzdem von erheblichem Einfluss auf das weitere Zusammenwirken in der Gruppe sein.
Die wichtigste formelle Rolle hat der Projektleiter inne. Der Projektleiter ist daran zu erkennen, dass er Probleme definiert und Vorgehensweisen zur Lösung vorschlägt. Leiter konzentrieren Diskussionen auf das anstehende Thema. Sie bemühen sich, die Arbeit der Gruppe zu beschleunigen und zum Ziel zu führen. Aufgabenorientierte Leiter konzentrieren sich dabei auf Zahlen, Daten, Fakten. Sie bevorzugen die Analyse und logisch-rationale Wege zur Lösung. Sie leisten häufig selber viel fachlichen Input. Personenorientierte Leiter konzentrieren sich auf beteiligte Personen und darauf, wie sie zur Lösung beitragen können. Ihr Input besteht hauptsächlich in der Zusammenführung der beteiligten Menschen und der Unterstützung der Arbeit am Problem.
In Gruppen übernehmen die Mitglieder meist relativ schnell die unterschiedlichen Rollen. Ein Beispiel für informelle Rollen ist der
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