Die Macht der Macht
Bekanntschaften sind. Sie haben große soziale Netzwerke, kennen also viele Menschen und verbinden diese gerade auch über natürliche Schranken wie Beruf, sozialen Status oder Nationalität hinweg. Dann nennt er den Typ des »Maven«, Menschen, die über viele Informationen verfügen und diese ständig mit anderen teilen. Dazu verfügen diese »Maven« über eine soziale Ader, die sie immer wieder dazu treibt, anderen zu helfen. Der dritte Typ, die Verkäufer (»Salesmen«), haben ein Talent, andere Menschen durch ihr Verhalten noch mehr als durch ihre Botschaften zu überzeugen – schauen Sie dazu gerne in das Kapitel »Macht und Charisma«.
Diese Typen sind nun besonders geeignet, sich in den Mittelpunkt von Gruppenaktivitäten zu stellen. Damit gelingt es ihnen häufig, die in einer Gruppe vorhandenen Verhaltenstendenzen über eine gewisse Schwelle hinweg zu befeuern. Dadurch werden aus Absichten Handlungen, zusätzlich unterstützt durch förderliche Aspekte der Umwelt und die besondere Qualität der Botschaft (»stickiness« und »the power of context«). Die Kombination dieser Faktoren führt dann zur Aktion der Gruppe. Gladwell nennt das »tipping point«, vielleicht gut mit dem Begriff »Kipppunkt« zu übersetzen. Oder wir sprechen von dem Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Ihre Möglichkeiten und ihr Handeln verleihen ihnen echte Macht.
Neue Medien liefern
neue Möglichkeiten zur Kommunikation
neue Organisationsformen
und damit neue Dimensionen des Handelns.
Der Einfluss der Menge auf Unternehmen und Politik wächst dynamisch
... und wird deutlich schneller.
Im Internet kann jeder virtuelle Gruppen mobilisieren.
Wie Systeme funktionieren
Wir kennen dieses Phänomen aus dem Kontext der Systemtheorie und der Chaosforschung. Die Systemtheorie kann uns helfen, ein besseres Bild unseres Umfelds zu schaffen, da die Wahrnehmung unserer Realität als System sich der Wirklichkeit stärker annähert und uns bessere Handlungsansätze erkennen lässt: Einzelne Elemente in unserer Umwelt existieren demnach nie für sich alleine und lassen sich auch nicht allein aus sich oder aus der Kenntnis der einzelnen Elemente heraus begreifen. Schon Wasser ist mehr als die Atome von Sauerstoff und Wasserstoff. Sobald sie zusammenwirken, entsteht eine neue Qualität. Ein Mensch verhält sich unterschiedlich, je nachdem, mit welchen Menschen er zusammentrifft, sein Verhalten wird zudem beispielsweise vom Kulturkreis und vom Gesellschaftssystem geprägt.
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile: Systeme sind Einheiten aus Elementen, die auf der Ebene dieses Systems über mehr und andere Eigenschaften verfügen als die bloße Summe der einzelnen Elemente hätte. Die Eigenschaften des Systems lassen sich dementsprechend nicht aus der Kenntnis der einzelnen Elemente ableiten. Es kommt zu Wechselwirkungen. Bereits die Veränderung eines einzelnen Elements kann wenig vorhersehbare Auswirkungen auf das System haben. Systeme lassen sich wegen der grundsätzlich hohen Komplexität nie vollständig verstehen und damit auch nicht verlässlich steuern. Alle Zusammenhänge lassen sich nie erkennen, die Komplexität von Systemen ist zu groß. Allerdings ist es oft schon ausreichend, nach wesentlichen Variablen und Wechselwirkungen Ausschau zu halten.
Systeme können sehr empfindlich auf Störungen reagieren und dadurch schnell in einen chaotischen Zustand übergehen. Damit beschreibt man Zustände, die sich nichtverlässlich vorhersagen und somit kaum steuern lassen. Eine langfristige Vorhersage der Entwicklungen ist nicht möglich. Beispiele für solche Systeme sind das Wetter, Wirtschaftskreisläufe oder eben auch das Verhalten von Gruppen. Gerade für das Verhalten von Gruppen sind Informationen und Nachrichten entscheidende Determinanten. In der Kommunikationswissenschaft wird beispielsweise die Chaosforschung verwendet, um die Auswahl, die Gestaltung und Ausbreitung von Nachrichten besser zu erklären.
In diesem wissenschaftlichen Kontext ist auch die Idee der Gruppen- oder Schwarmintelligenz angesiedelt. Gemeinsames Überlegen und Handeln vieler Einzelner kann in der Kombination zu intelligentem und in der Leistung überlegenem Handeln der Gruppe führen. Bei aller Begeisterung für dieses Thema dürfen wir allerdings nicht aus den Augen verlieren, dass keineswegs jedes Gruppenhandeln intelligenter oder besser sein muss als die Entscheidung oder das Tun Einzelner. Die potenziell größere Leistungsfähigkeit einer
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