Die Macht der Macht
sich gut, dass Stefan Mappus vorübergehend Ministerpräsident von Baden-Württemberg war und in den wenigen Monaten seiner Amtszeit reichlich heimlich, aber doch erfolgreich den Wiedereinstieg des Landes als Aktionär bei EnBW betrieb, nicht gerade zum Schaden von Morgan Stanley, in deren Vorstand Notheis aufgerückt war. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Electricité de France, der Verkäufer, ebenfalls von Morgan Stanley vertreten wurde.
Das gerichtliche Nachspiel bestätigte die Zweifel am Vorgehen: Der Staatsgerichtshof Baden-Württemberg stellte am 6. Oktober 2011 fest, dass der Kauf des Stromkonzerns EnBW nicht am Landtag vorbei hätte geschehen dürfen. Das Vorgehen war eindeutig verfassungswidrig. Eine Folge dieses Urteils war, dass Stefan Mappus den schon sicher geglaubten Führungsjob bei Merck Pharma in Brasilien aufgeben musste. Der Ministerpräsident a.D. muss im März 2012 einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu EnBW Rede und Antwort stehen.
Nicht nur die Politik wird an manchen Stellen von guten oder zu guten Beziehungen geprägt. In den Augen der Öffentlichkeit haben Versicherungsvertreter einenwenig schönen Job. In Umfragen schneiden sie in der Rangliste der beliebten Berufe meistens schlecht ab, der Beruf wird mit Begriffen wie »Klinkenputzen« oder »Übers Ohr hauen« assoziiert. Die Steigerung zum Versicherungsvertreter ist in den Augen der Öffentlichkeit der »Strukki«, der Mitarbeiter in einem Strukturvertrieb. Und die Strukturvertriebe arbeiten immer wieder an der Unterstützung dieses Vorurteils: So standen beispielsweise im Sommer 2011 die Mitarbeitenden der HMI am Pranger – Aktionen wie gemeinsame Abende mit Prostituierten in Budapest für die besten Verkäufer oder das öffentliche Schnupfen von »Salz« in trauter Runde sorgen nicht gerade für eine Verbesserung des Bildes in der Öffentlichkeit.
Carsten Maschmeyer hingegen, der überaus erfolgreiche Gründer des Strukturvertriebs AWD, ist ein gelungenes Beispiel für Resozialisierung: Ihm ist es gelungen, seinen Reichtum in Kontakte und damit in Macht umzusetzen. Er hat in die richtigen Freunde investiert: Der Exbundeskanzler Gerhard Schröder zählt ebenso dazu wie Guido Westerwelle oder Exbundespräsident Christian Wulff. Letzterer verbrachte direkt nach seiner Wahl den Sommerurlaub 2010 in der Maschmeyer-Villa auf Mallorca und dachte sich nichts dabei. Bert Rürup, einer der renommiertesten und einflussreichsten Wirtschaftsprofessoren Deutschlands, betreibt gemeinsam mit Carsten Maschmeyer eine Beratungsfirma, und der ehemalige Arbeitsminister Walter Riester arbeitet als Berater für Maschmeyers Unternehmen. Nützliche Freunde, gut fürs Image und für gemeinsame Geschäfte. Abgerundet wird das Bild durch seine eindrucksvolle Villa in Hannover – das manager magazin berichtet staunend von 2000 Quadratmetern »Wohnfläche, Privatdisco mit Glasboden und Nebelwerfern sowie einem in monatelanger Kleinarbeit von japanischen Baumeistern errichteten Teehaus in der weitläufigen Gartenanlage«. Und das finale Sahnehäubchen ist dieperfekte Partnerin – liiert ist Carsten Maschmeyer mit der prominenten, erfolgreichen und (natürlich) schönen Schauspielerin Veronica Ferres.
Vitamine sind an vielen Reaktionen des Stoffwechsels beteiligt. Ihre Aufgabe besteht in einer Regulierung der Verwertung von Kohlenhydraten, Proteinen und Mineralstoffen, sie dienen der Energiegewinnung, stärken das Immunsystem und sind unverzichtbar beim Aufbau von Zellen, Blutkörperchen, Knochen und Zähnen. Genau so wichtig ist das Vitamin B im Miteinander. Gute Beziehungen schaden nur dem, der sie nicht hat. Man kennt sich, mag sich und hilft sich. Wenn Sie gute Beziehungen haben, sind nicht ganz so perfekte Qualifikationen kein ganz so kritisch hinterfragtes Thema.
BGHZ 85, 293, das sogenannte Hertie-Urteil, stellt zu den persönlichen Voraussetzungen für Aufsichtsratsmitglieder fest: »Mit diesem Gebot persönlicher und eigenverantwortlicher Amtsausübung sei vorausgesetzt, dass ein Aufsichtsratsmitglied diejenigen Mindestkenntnisse und Fähigkeiten besitzen muss, die es braucht, um alle normalerweise anfallenden Geschäftsvorgänge auch ohne fremde Hilfe sachgerecht beurteilen zu können« (vgl. Dehnen). Da liegt es natürlich nahe, dass Doris Schröder-Köpf, die vierte Frau unseres Exbundeskanzlers Gerhard Schröder, vor dem Hintergrund ihrer Erfahrung aus etwa zehn Jahren journalistischer Tätigkeit (Volontariat bei der
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