Die Macht der Macht
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Wenn Sie schon nicht von Adel sind, können Sie Ihr Netzwerk auf dem Umweg über Verbindungen vielleicht selber organisieren? Studentenverbindungen entstanden im Umfeld der Deutschen Revolution von 1848. Damals waren sie Organisationen mit reformatorischen gesellschaftspolitischen Motiven. Die Verbindungen haben die Zeit überdauert, nicht unbedingt aber die progressive Ausrichtung. Inzwischen hält man es mehr mit der Tradition als mit der Zukunft. Und in den Fuchsenprüfungen sind das Wissen um die Organisationsstruktur der verschiedenen Bünde und die Kenntnis der Trinklieder inzwischen wichtiger als die Arbeit an der Zukunft unserer Gesellschaft. Schon Heinrich Mann hat in seinem Roman »Der Untertan« das Verbindungswesen zu seiner Zeit treffend charakterisiert. Verbindungen tritt heutzutage auch nach Meinung vieler Personalberater jemand dann bei, wenn er sich einem Netzwerk anschließen will, das ihm das berufliche Fortkommen erleichtert (zudem kann man in den Verbindungshäusern günstig wohnen). Es heißt, dass Korporierte leichter einen Weg in den Arbeitsmarkt finden. Altgediente Verbindungsbrüder sind beispielsweise Henning Schulte-Noelle von der Allianz, EU-Kommissar Günther Oettinger oder der ehemalige Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof. Doch inzwischen mögen immer weniger Unternehmen Burschenschaftler und Verbindungsmitglieder als die wahren Aspiranten auf eine Karriere im Unternehmen erkennen. Laut manager magazin gelten die Verbindungen den Personalchefs inzwischen als dubios, sie sehen diese als Sammelbecken für diejenigen, die sich eine Karriere ohne entsprechende Unterstützung eben nicht zutrauen. Und von den Spitzenkräftender deutschen Wirtschaft sind nur noch Hartmut Mehdorn, Henning Schulte-Noelle und Kai Diekmann bekennende Farbenträger.
Die Macht von guten Beziehungen
Wenn Sie weder adlig sind noch einer Verbindung beitreten möchten, kommen Sie vielleicht wenigstens aus dem richtigen Elternhaus. Michael Hartmann, der schon zitierte Professor für Soziologie an der TU Darmstadt, stellt als Ergebnis seiner Forschungen fest, dass fast 80 Prozent der Chefs der 200 größten deutschen Unternehmen ihrerseits aus großbürgerlichen Familien kommen. Dierk Hirschel, Chefökonom beim Deutschen Gewerkschaftsbund, sieht ähnliche Mechanismen als eine wichtige Ursache für Reichtum. In seinen Arbeiten stellte er fest, dass bei den Bewerbungen um eine Spitzenposition letztlich die Herkunft entscheidet. Die Höhe des späteren Einkommens hat mehr mit dem sozialen, kulturellen und ökonomischen Kapital des Elternhauses als mit individueller Leistung zu tun. Bereits im Beruf erfolgreiche Eltern können die Tür für begehrte Praktika öffnen oder durch ihre guten Beziehungen einen attraktiven Einstiegsjob besorgen.
Organisierte Netzwerke können Treffen an gemeinsamen Orten sein – so wie sich die Berliner Politprominenz gerne in Restaurants wie dem Borchardt oder im Einstein trifft. Es kann auch ein Klub sein, natürlich einer von der feineren Sorte, zum Beispiel der noble Golfclub Gut Kaden bei Hamburg mit immerhin 27 Löchern oder der feine »Club an der Alster« in Hamburg, der »China Club Berlin« oder der »Münchener Herrenclub«.
Wir wollen den Menschen vertrauen, mit denen wir arbeiten. Gleiche Wertvorstellungen, ein ähnlicher Hintergrund, vielleicht vergleichbare Erfahrungen aus Studium und Arbeit sorgen natürlich für mehr Vertrauen. Ein wichtiger Faktor ist Nähe. Wenn uns etwas mit anderen Menschen verbindet, sind wir eher bereit, sie zu unterstützen und ihnen unser Vertrauen zu schenken. Dieser Ähnlichkeitseffekt übt eine besondere Wirkung aus. Mitarbeiter, die in einzelnen Merkmalen Ähnlichkeiten mit ihren Führungskräften aufweisen – oder im Lauf der Zeit erlernt haben, diese zu entwickeln –, können eher mit Sympathie und Akzeptanz rechnen als Kollegen, bei denen dies nicht festgestellt wird.
Ähnlichkeit unterstützt die Machtausübung durch Identifikation. Wir wollen uns mit den Eigenschaften und Qualitäten des Machtinhabers identifizieren, wir gewinnen so Befriedigung aus unserer Akzeptanz. Einem geschätzten Vorbild eifert man gerne nach. Dieses Verhalten wiederum verstärkt die Sympathie des Machtinhabers, denn unsere Ähnlichkeit steigert wiederum seine Akzeptanz. Diese Form der Macht besteht in der Fähigkeit, ein Gefühl der Verbundenheit hervorzurufen. Der Machtausübende beeinflusst Einstellungen der Bezugsperson zur Machtperson, also zu sich
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