Die Macht der Macht
dem nicht mehr zu ignorierenden Druck der Eigentümer nach und erklärte seinen Rücktritt auch vom Amt als Vorstandsvorsitzender der Franz Haniel & Cie.
Wenn Berater schon eine solche Macht durch ihre Netzwerke haben, dann ist das Netzwerk an der Spitze der wichtigsten deutschen Unternehmen sicher noch wichtiger. Die Mächtigen der Republik treffen sich häufig. Dassind die Sitzungen der Aufsichtsräte wichtiger Unternehmen oder die Tagungen großer Verbände wie der Bundesverband der Deutschen Industrie. Gesellschaftliche Anlässe sind Festspiele wie Bayreuth, Salzburg oder auch das Weltwirtschaftsforum in Davos. Einen Kern von Mächtigen im Zentrum der relevanten Netzwerke wird es immer geben.
Herr Hunold hat für Air Berlin auch mit den Waffen des Beziehungsmanagements um Einfluss gekämpft. Journalisten werden zu deren Freude von dem Unternehmen schon lange Sonderkonditionen eingeräumt. Und neben Gratisflügen für Prominente aus Wirtschaft, Sport und Kultur (man kann ja nie wissen, Kontakte sind immer gut) gab es jahrelang »Top-Bonus-Karten« für die Abgeordneten des Deutschen Bundestages. Die Ansage war recht eindeutig, enthielt doch das Begleitschreiben zu den Karten nach Presseberichten die mehr oder minder verklausulierte Aussage, dass der Empfänger als politischer Entscheidungsträger wichtig sei für Entscheidungen zur Luftfahrt in Deutschland – und damit relevant für die Fluglinie. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.
Wer solche guten Beziehungen nicht hat, kauft sich Einfluss auf politische Entscheidungen. Dafür gibt es PR-Berater und Lobbyverbände. Die spannt man ein, um den eigenen Vorstellungen in politischen Kreisen und bei Journalisten Gehör zu verschaffen.
Lobbyismus bezeichnet die Vertretung der Interessen einzelner Gruppen in Politik und Gesellschaft. Das Ziel besteht in der Beeinflussung der Gesetzgebung und der Exekutive, insbesondere über persönliche Kontakte und auf dem Umweg über die Medien. Beispiele für solche Lobbyvereinigungen sind Unternehmerverbände, Gewerkschaften oder Nichtregierungsorganisationen. Sie setzen sich für so unterschiedliche Themen wie Urheberrecht, den Schutz der Wale oder RFID (Radio Frequency Identification) ein. Dieser Weg des Netzwerkens muss erfolgreich sein, denn im Juni 2010 waren nur in Deutschland bereits 2136 Verbände registriert. Weil das Ziel der Arbeit sich im Schwerpunkt auf die Beeinflussung der politischen Entscheidungsträger richtet, suchen sich Lobbyorganisationen ihre Geschäftsführer wiederum gerne in den Ministerien. Die sind politisch nämlich bereits bestens vernetzt. Im Mai 2011 beispielsweise erkor sich der Bundesverband der Deutschen Industrie den Leiter der Abteilung für Grundsatzfragen im Bundesfinanzministerium als neuen Hauptgeschäftsführer. »Markus Kerber soll dem BDI verschlossene Türen öffnen«. Kontakte sind alles.
Wie in manchen Fällen robuste Öffentlichkeitsarbeit wirkt, können Sie am Beispiel der Rosia Montana Gold Corporation (RMGC) studieren. In den Bergen rund um das rumänische Rosia Montana vermuten Geologen 300 Tonnen abbaufähiges Gold und 1500 Tonnen Silber im geschätzten Gesamtwert von 17 Milliarden Dollar. Dumm nur, dass man für den Abbau die idyllische Landschaft nahezu vollständig zerstören muss. Daher gab es zunächst breiten Widerstand in der ansässigen Bevölkerung, der Presse und der Kirche gegen diese Pläne. RMGC entfaltete daraufhin eine Reihe von Aktivitäten, um die Bevölkerung von den Vorteilen einer Zusammenarbeit zu überzeugen: Es gibt jährliche Minenarbeitertage und von der RMGC gesponserte NGOs (Nichtregierungsorganisationen), die die Vorteile des Bergbaus für die Region herausstellen. Das Zentrum des Ortes wird auf Kosten der Gesellschaft restauriert, Beschäftigung finden dort bevorzugt natürlich die Angehörigen lokaler Entscheidungsträger oder Anwohner, die ihre Grundstücke bereits an RMGC veräußert haben. Viel Geld wird für Fernseh- und Rundfunkspots ausgegeben sowie für Anzeigen in allen Zeitungen des Landes. Sechs der sieben wichtigsten Blätter berichten inzwischen nicht mehr kritisch über das Vorhaben. Der US-Lobbyfirma Public Strategies soll es sogar gelungen sein, für ein saftiges Honorar positiven Einflussauf Publikationen im Economist und von Bloomberg zu nehmen. Die rumänische Regierung hat inzwischen ein Gesetz durchgewinkt, das Minengesellschaften ein Recht auf Enteignung zubilligt. Netzwerke wirken. Punkt.
Das ist keineswegs eine
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