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Die Macht der Macht

Die Macht der Macht

Titel: Die Macht der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reiner Neumann
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Besonderheit des Balkans. Erst unlängst berichtete die Presse von den Aktivitäten der Lobbyorganisation Atomforum. Mit Millionenaufwand und der Unterstützung durch die Agentur Deekeling Arndt Advisors versuchte das Atomforum seit 2008 die öffentliche Meinung zur Atomenergie zu beeinflussen. Es gab Imagekampagnen, die Atommeiler als Klimaschützer darstellten, bekannte Manager priesen Kernkraft in verschiedenen überregionalen Zeitungen und Zeitschriften, für wichtige Journalisten wurde eine Pressereise in die Schweiz organisiert. Sogar der bekannte Jurist und Publizist Prof.em. Dr. Arnulf Baring, immerhin Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und des Großen Bundesverdienstkreuzes, lobte die Kernkraft in einem vielbeachteten Vortrag auf dem 50-Jahres-Fest des Atomforums.
    Meinungsarbeit ist keineswegs ein Privileg der Industrie, auch Organisationen wie Greenpeace, SOS-Kinderdorf oder UNICEF werben mit allen Mitteln, gerne auch mit Einsatz Prominenter, auf allen Kanälen für ihre Ziele. Ihr Einsatz für die gute Sache wird mit lukrativ dotierten Werbeverträgen oder einem sehr großzügig ausgestatteten Spesenkonto als Dankeschön für ihr Erscheinen honoriert.
    Gute Beziehungen basieren oft auf gemeinsamen Erfahrungen. Besonders angelsächsische Hochschulen nutzen diesen Gedanken, um zwischen den Absolventen ein Netzwerk zu schmieden. Den Mitgliedern versprechen Alumni-Netzwerke wertvolle Kontakte, den Hochschulen Spenden erfolgreicher und dankbarer Absolventen. Alumni steht im Lateinischen für »Zöglinge«. Diese Alumni-Vereinigungen existieren schon lange. So wurde beispielsweise die Harvard Alumni Association bereits 1840 gegründet.Der Nutzen dieser Netzwerke ist hinlänglich bewiesen: Für das Fundraising der Princeton-University halten mehr als 100 Mitarbeiter Kontakt zu 65000 Absolventen, 60 Prozent der Betreuten spenden regelmäßig. Die Kontaktpflege bietet den Einzelnen schließlich viele Vorteile. Man kennt sich, man hilft sich. Das Wesen von Netzwerken liegt im Nehmen u n d im Geben. Das ist der ungeschriebene Kodex.
    So versammelte David Cameron, selbstverständlich Absolvent der renommierten Universität Oxford, schon in der Phase seiner Bewerbung um das Amt des Premierministers eine Heerschar sogenannter Oxbridge-Absolventen (das sind Zöglinge der Universitäten Oxford und Cambridge) um sich. Boris Johnson wurde Schattenminister für Hochschulen. Den Exchefredakteur des Wochenblatts The Spectator kannte David Cameron bereits aus Eton und traf ihn dann in Oxford wieder. George Osborne, ebenfalls Oxford-Absolvent und Sohn eines Barons, wurde zum Schatten-Finanzminister, den früheren Eton-Gefährten Zac Goldsmith kürte der jetzige Premierminister zum umweltpolitischen Berater. Insgesamt zählte sein 24-köpfiges Schattenkabinett 15 Oxbridge-Absolventen.
Der Nutzen von reziprokem Altruismus
    Neben dem unmittelbaren Nutzen durch Belohnung spielt die grundsätzliche Hilfsbereitschaft von Menschen eine Rolle, verbunden mit der Reziprozität. In der menschlichen Entwicklungsgeschichte war es immer sinnvoll, uns nahestehenden Menschen zu helfen. Wenn wir die Chancen von uns verwandten Menschen verbessern, verbessern wir damit die Chancen unseres Genpools, sich zu verbreiten. Indem wir anderen helfen, verstärken wir deren Bereitschaft, uns zu helfen: »Wie du mir, so ich dir.« Alvin Ward Gouldner, ein amerikanischer Soziologe, formuliertezu Beginn der 1960er Jahre des letzten Jahrhunderts die wesentlichen Ideen zum Konzept der Reziprozität oder Gegenseitigkeit. Diese Norm bedeutet, dass ich andere so behandeln werde, wie sie mich behandelt haben. Das gilt ebenso für positive wie für negative Konsequenzen. Diese Norm hilft uns, fairen sozialen Austausch und ein gewisses Maß an Verlässlichkeit in unseren sozialen Beziehungen zu erleben.
    Reziproker Altruismus beruht auf der – oft impliziten – Annahme, dass wir durch die Hilfe für andere die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass uns selber in vergleichbaren Situationen ebenso geholfen wird. Selbst unter Nichtverwandten sollte dieses Verhalten im Lauf der sozialen Evolution unsere Chancen deutlich erhöhen, zu überleben und uns notwendige Ressourcen zu sichern. Individuen, die reziproken Altruismus praktizierten, hatten somit bessere Chancen zu überleben. So erhalten beispielsweise Schimpansen, die andere generös an ihren Mahlzeiten teilhaben lassen, ihrerseits ebenfalls eher Anteile an den Malzeiten anderer Schimpansen, selbst wenn

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