Die Macht der Macht
Fragen. Das signalisiert Ihrem Gegenüber Interesse – und Sie werden Neues lernen. Bleiben Sie neugierig. Eine gute Bekanntschaft wird länger und tiefer, wenn Sie gut zuhören können.
Flexibel bleiben
Wir verändern uns und Netzwerke verändern sich. Es ist unwahrscheinlich, dass Sie in zehn Jahren noch dasselbe tun und mit denselben Menschen zusammenarbeiten werden. Arbeiten Sie gezielt an der Aktualisierung Ihres Netzwerks.
10 MACHT UND EXPERTEN
Von Kompetenz bis Doktortitel
Echte und unechte Experten
In ihrer mittlerweile klassischen Studie haben die amerikanischen Psychologen John French und Bertram Raven ein Schema von Kategorien entworfen, das die verschiedenen Machtbasen und Ressourcen klassifiziert. Eine dieser Kategorien ist die Macht durch Wissen. Macht durch Wissen kommt vom Wissen des Experten. Er weiß und kann. Wissen ist Macht.
Natürlich gibt es Experten und Experten. Rolf Dobelli berichtet in Die Kunst des klaren Denkens von einer Geschichte, die er seinerseits von dem Investor Charlie Munger gehört hat: »Nachdem er den Physik-Nobelpreis 1918 erhalten hatte, ging Max Planck auf Tournee durch ganz Deutschland. Wo auch immer er eingeladen wurde, hielt er denselben Vortrag zur neuen Quantenmechanik. Mit der Zeit wusste sein Chauffeur den Vortrag auswendig. ›Es muss Ihnen langweilig sein, Herr Professor Planck, immer denselben Vortrag zu halten. Ich schlage vor, dass ich das für Sie in München übernehme, und Sie sitzen in der vorderstenReihe und tragen meine Chauffeur-Mütze. Das gäbe uns beiden ein bisschen Abwechslung.‹ Planck war amüsiert und einverstanden, und so hielt der Chauffeur vor einem hochkarätigen Publikum den langen Vortrag zur Quantenmechanik. Nach einer Weile meldete sich ein Physikprofessor mit einer Frage. Der Chauffeur antwortete: ›Nie hätte ich gedacht, dass in einer so fortschrittlichen Stadt wie München eine so einfache Frage gestellt würde. Ich werde meinen Chauffeur bitten, die Frage zu beantworten.‹«
Zum Chauffeurswissen gehören Abschlüsse light – erworben in einem Rahmen, der die pünktliche und vollständige Zahlung der meist überhöhten Studiengebühren in den Vordergrund stellt. Prominente Beispiele für falsches Expertenwissen sind auch die Doktortitel von dubiosen Hochschulen oder von Förderern einer Promotion gegen Geld. Der Promotionsberater Martin D. vom Institut für Wirtschaftsberatung in Bergisch Gladbach wurde bereits 2008 wegen Bestechung in 61 Fällen zu dreieinhalb Jahren Haft und einer hohen Geldstrafe verurteilt, der Juraprofessor A. der Hochschule Hannover inzwischen ebenfalls wegen Bestechlichkeit in 68 Fällen. Einige der schmierenden Doktoranden durften ihre Titel zunächst weiterführen. Das niedersächsische Verwaltungsgericht zweifelte an, dass sie trotz der hohen Zahlungen von € 20000 oder mehr annehmen mussten, der Titel sei gekauft.
Doktortitel erscheinen vielen als untrügliche Merkmale für Experten. Das macht sich nicht nur gut – das ist auch ein Zeichen dafür, dass sich jemand lange, intensiv und erfolgreich mit einem komplexen Thema beschäftigt hat. Der Doktortitel ist ein klares, wenn nicht das ultimative Attribut der Kompetenz. Höchstens noch übertroffen von einer Professur. Das macht ihn so anfällig für Missbrauch.
Experten üben einen starken Einfluss auf unser Handeln aus. Experten sind Autoritätsfiguren, Ärzte, Hochschullehrer, allgemein Wissenschaftler, aber auch Geistliche und die Angehörigen einiger anderer Berufsgruppen. Sie genießen in unserer Gesellschaft einen hohen Status. In den Medien treffen Sie auf Heerscharen von Experten. Diese erklären dem staunenden Zuschauer die Welt. Wenn ein Flugzeug abstürzt, wollen wir wissen, wie es dazu kommen konnte, uns interessiert, welches die beste Strategie ist, um den Euro zu retten oder wie die aktuelle Regierungskrise am besten bewältigt werden kann. Die dafür kompetenten Fachleute treffen wir in den Medien. Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie auch schwierige Sachverhalte einfach erklären können. Zuschauer lieben diese Experten.
Es handelt sich allerdings nicht immer um echte Experten – also um Wissenschaftler, die aus der Sicht ihres Fachs auch tatsächlich zu den Besten gehören. Meist geht es hier mehr um die mediale Wirkung als um echte Kompetenz. Da sitzen dann häufig Fachjournalisten oder Feuilletonprofessoren, die über Nacht zum Experten für alles werden, was ungefähr mit ihrem eigentlichen Thema in
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