Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
zu viele Variablen gibt, um ein klares Bild zu erhalten.«
»Wenn sie mich nun dazu benutzen, um an deine Familie heranzukommen? Sie werden doch vermuten, dass Victor zu meinem Schutz parat steht. Womöglich bringe ich meine Eltern und deinen Bruder in große Gefahr.«
»Du hast vergessen, dich selbst zu nennen. Weißt du, ich bin sowieso dagegen, dass du das machst. Wenn du Bedenken hast, ist es noch nicht zu spät für einen Rückzieher.«
»Aber dann würde sich an der Bedrohungslage für deine Familie nichts ändern.«
»Ja, das ist richtig.«
»Das ist nicht fair.«
»Nein, aber ich glaube, dass wir sehr viel Gutes bewirken können, wenn wir unsere Begabungen zusammentun. Es lohnt sich. Kein anderer im Savant-Netzwerk kann das, was wir können.«
Ich stemmte mich auf meinen Ellbogen hoch. »So könnte ich nicht leben.« Ich rutschte von ihm herunter und setzte mich auf die Sofakante. Die Strapazen seiner Arbeit waren mörderisch. Er hatte es zwar nie gesagt, aber ich hätte drauf gewettet, dass ihn Albträume plagten wegen all der Sachen, die er mitangesehen hatte. Was würde er tun, wenn ihm aufginge, dass ich nicht dableiben wollte - dass ich panisch Reißaus nehmen würde, weil mir dieses Seelenspiegel-Konzept noch viel mehr Angst machte als Daniel Kelly.
Offenbar hatte er ein Echo meiner Ängste wahrgenommen, denn er hielt mich am Handgelenk fest, damit ich nicht noch weiter von ihm abrücken konnte. »Ich möchte, dass du glücklich bist. Wir finden einen Weg.«
Nein, werden wir nicht. »Das sagst du jetzt, aber die Menschen lassen einander im Stich, weißt du.« Es sollte eine Warnung an ihn sein, nicht zu viel Hoffnung in mich zu setzen. »Dinge ändern sich. Ich glaube einfach nicht, dass viele Leute mit ihrer Highschool-Flamme zusammenbleiben.«
Seine Miene verdüsterte sich. »Jetzt bist du aber ziemlich unfair, Sky. Ich spüre ja schon seit ein paar Tagen, dass du wegen unserer Seelenspiegel-Verbindung hin- und hergerissen bist, aber Seelenspiegel kann man mit den üblichen Highschool-Flirts doch nicht vergleichen - das geht viel tiefer.«
Wir waren noch immer miteinander verbunden, aber wir bildeten keine Einheit mehr und daran trug allein ich die Schuld, weil ich diejenige gewesen war, die Abstand geschaffen hatte.
Ich versuchte, erwachsen und vernünftig zu klingen. »Ich finde schon, dass ich fair bin. Ich bin eben einfach realistisch.«
»Siehst du mich so?« Zeds Züge wurden hart, was mir ins Gedächtnis rief, dass er nicht umsonst den Ruf weghatte, Ärger zu machen. »Fühlst du denn nicht dasselbe wie ich? Verschließt du dich noch immer vor deiner Gabe?«
Natürlich fühlte ich dasselbe - und das war es ja gerade, was mir eine solche Heidenangst einjagte. »Ich weiß nicht, was normal ist und was nicht. Ich weiß, dass ich dich liebe, aber das hier kann ich einfach nicht ...«, sagte ich und zeigte auf uns beide.
»Ich verstehe.« Er setzte sich auf und rückte ans andere Ende des Sofas. »Tja, während du noch mal darüber nachdenkst, schaue ich mir einfach den Rest des Spiels an.«
»Zed, bitte. Ich muss darüber sprechen.«
Er ließ die Popcorn-Schale in seinen Schoß schweben. »Wir haben darüber gesprochen. Und bis jetzt sind wir zu dem Schluss gekommen, dass ich einfach nur der Junge bin, mit dem du gehst. Du kneifst und läufst vor dem Wunder, dass wir beide uns begegnet sind, einfach davon.«
Ich rang innerlich die Hände. Ich hatte ihn nicht verletzen wollen, aber ich kämpfte doch auch nur um mein emotionales Überleben. Er verstand einfach nicht, was für mich auf dem Spiel stand.
»Schau, Zed, meine Eltern haben sich wegen des Seelenspiegels meiner Mutter gegenseitig umgebracht. Ich möchte nicht, dass sich die Geschichte wiederholt. Ich habe hier drinnen einfach nicht die erforderliche Kraft dafür«, sagte ich und klopfte mir an den Kopf.
Er nickte kurz. »Ich verstehe. Deine Eltern haben die Kontrolle verloren und darum wird uns das auch passieren. Das ist totaler Schwachsinn, aber das weißt du vermutlich selbst. Wenn du mich fragst, haben sich deine Eltern überworfen, weil ihnen das Schicksal einen üblen Streich gespielt und deine Mom deinen Dad daraufhin einfach sitzen gelassen hat. Stattdessen hätten sie gemeinsam nach einer Lösung suchen müssen, um damit klarzukommen, dass sie ihren Seelenspiegel gefunden hatte. Sie haben einen Fehler gemacht und du hast dafür bezahlt.«
Mir gefiel nicht, wie er meine Mutter dafür kritisierte, dass sie
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