Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
Sally und warf Simon einen erfreuten Blick zu.
»Da würde ich gern dran teilnehmen, Mrs Bright.«
»Natürlich, Tina. Und bitte nenn mich Sally.«
»Sally und Simon«, fügte Dad hinzu.
»Okay.« Tina legte das Skizzenbuch hin und vergrub die Hände in ihren Hosentaschen. »Und hat Sky die künstlerischen Gene von Ihnen geerbt?«
»Äh, nein.« Sally lächelte mich leicht verlegen an. So war es immer, wenn Leute nachfragten. Wir hatten vereinbart, dass wir niemals vorgeben würden, etwas anderes zu sein als das, was wir waren.
»Ich bin adoptiert, Tina«, erklärte ich. »Mein Leben war etwas kompliziert, bevor ich zu ihnen kam.«
Im Klartext hieß das: ›komplett verpfuscht‹. Mit sechs Jahren war ich an einer Autobahnraststätte ausgesetzt worden; meine leiblichen Eltern hatte man nie ausfindig machen können. Ich war traumatisiert gewesen und noch nicht mal in der Lage, mich an meinen eigenen Namen zu erinnern. In den darauffolgenden vier Jahren hatte ich ausschließlich über Musik kommuniziert. Keine Zeit, an die ich gern zurückdachte. Tief in meinem Inneren war das quälende Gefühl geblieben, dass mich eines Tages irgendjemand zurückfordern würde, so wie einen bei einer Reise verloren gegangenen Koffer. Ich wollte nicht, dass man mich ausfindig machte.
»Oh, tut mir leid - das war ja wohl ein Fettnäpfchen. Aber deine Eltern sind genial.«
»Schon okay.«
Sie nahm ihre Tasche. »Cool. Ich muss los. Wir sehen uns morgen.« Mit einem vergnügten Winken verschwand sie.
»Ich mag deine Tina«, erklärte Sally und nahm mich in den Arm.
»Und sie findet, ihr seid genial.«
Simon schüttelte den Kopf. »Amerikaner finden Schuhe genial und sie finden jemanden, der sie im Auto mitnimmt, genial: Was machen sie eigentlich, wenn sie auf etwas stoßen, das wirklich von höchster schöpferischer Geisteskraft zeugt? Dann fehlen ihnen die Worte, um das zum Ausdruck zu bringen.«
»Simon, jetzt krieg dich wieder ein.« Sally pikste ihn in die Rippen. »Wie war dein Tag, Sky?«
»Schön. Nein, besser als schön. Genial.« Ich grinste Sally an. »Ich glaube, ich werde hier ganz gut klarkommen.« Solange ich mich von Mrs Greens Cheerleadern fernhielt.
Die Probe für die Jazzband fiel auf das Ende der Woche. In der Zwischenzeit hatte ich keine zufälligen Begegnungen mit den Benedict-Brüdern in der Schule, da unsere Kurse offenbar zu ganz unterschiedlichen Zeiten stattfanden. Einmal sah ich Yves aus der Ferne beim Volleyballspielen, aber Zeds Stundenplan überschnitt sich nicht mit meinem.
Aber Tina sah ihn.
Und Nelson warf ein paar Körbe mit ihm. Tapfer.
Aber ich sah ihn nicht. Nicht, dass ich die ganze Zeit nach ihm Ausschau gehalten hätte, versteht sich.
Mir kam allerdings etliches über ihn zu Ohren. Er und seine Familie zählten zu den erklärten Lieblingsklatschthemen. Drei der Benedict-Jungs - Trace, Victor und jetzt auch der jüngste, Zed - waren berüchtigt dafür, dass sie auf ihren Motorrädern durch Wrickenridge brausten, in den ansässigen Kneipen in Prügeleien gerieten und im Ort jede Menge weiblicher Herzen brachen - indem sie kein einziges Mädchen je um ein Date baten. Die beiden ältesten, Trace und Victor, arbeiteten mittlerweile in einer anderen Stadt - ironischerweise im Polizeidienst - und waren wohl ein bisschen zur Ruhe gekommen, aber das änderte nichts daran, dass man sich immer wieder gerne und mit einem wohlwollenden Schmunzeln an ihre früheren Taten erinnerte.
»Schlimm, aber nicht gemein« schien das allgemeine Urteil zu lauten.
Oder wie Tina es anschaulich auf den Punkt brachte: »Wie belgische Schokolade - unheimlich sündhaft und unwiderstehlich.«
Mit einer gewissen Scham stellte ich fest, dass ich mich viel zu sehr für jemanden interessierte, dem ich erst ein einziges Mal begegnet war, und versuchte mir abzugewöhnen, nach ihm Ausschau zu halten. So verhielt ich mich normalerweise nicht, in England hatte ich mich kaum je für Jungen interessiert - und wenn doch irgendein Kandidat Aussichten gehabt hätte, bei mir zu landen, dann wäre das sicher kein Zed Benedict gewesen. Was gab es an ihm schon groß zu mögen? Nichts, nur sein überhebliches Grinsen.
Dass ich ihn derart anziehend fand, machte mich zu einer richtigen Dumpfbacke. Es sprach ja nichts dagegen, dass er der neue Anti-Held meiner Comic-Fantasien war, aber das machte ihn im wahren Leben noch lange nicht zum geeigneten Fokus meiner Aufmerksamkeit. Vielleicht war es aber auch gerade aufgrund der
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