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Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Titel: Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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wenn ich deswegen einen Aufstand machte. Also biss ich mir auf die Zunge und hielt ab da meinen Schulausweis streng unter Verschluss.
    »Nächste Woche findet ein Aktionstag statt - wir können Rafting wählen«, erzählte mir Nelson am Freitagnachmittag, als er mich nach Hause begleitete. Er war auf dem Weg zu seiner Großmutter, um ihren Rasenmäher zu reparieren. »Magst du mitkommen?«
    Ich rümpfte die Nase, als sich mir das Bild von Robinson Crusoe aufdrängte, der ein paar Baumstämme zusammenschnürte. »Rafting - muss man da etwa ein Floß bauen oder was?«
    Er lachte. »Wir sind hier doch nicht bei den Pfadfindern, Sky. Nein, ich spreche von brodelndem, tosendem Wildwasser-Nervenkitzel auf dem Eyrie River. Stell dir ein Schlauchboot für sechs bis sieben Personen vor. Der Steuermann sitzt hinten am Ruder, der Rest von uns links und rechts an den Paddeln und kann sich nur mehr schlecht als recht festhalten, während wir durch die Stromschnellen schießen. Du musst es einfach ausprobieren, wenn du zu den Coloradianern zählen willst. Der totale Adrenalinkick.«
    Wow, Highschool war tatsächlich etwas anderes als ein Oberstufenzentrum in England - das hier war einfach Extraklasse! Vor meinem geistigen Auge blitzten Bilder auf, wie ich geschickt durch aufgepeitschtes Wasser navigierte, einen Jungen/Hund/verletzten Mann rettete, wie sich die Musik in höchste Höhen schraubte, mit etlichen Streichern unterlegt, spannungsgeladen ...
    Na, klar doch.
    »Gibt’s auch eine Anfängergruppe?«
    »Nee, du musst die kniffligste Route nehmen, ohne Schwimmweste oder Wildwasserführer.« Nelson lachte, als er meinen Gesichtsausdruck sah. »Logisch gibt’s ne Gruppe für Anfänger, du Blödi. Es wird dir gefallen.«
    Das könnte ich hinkriegen: klein anfangen und dann zur Heldin aufsteigen, sobald ich’s richtig draufhatte. »Okay. Braucht man dafür irgendeine spezielle Ausrüstung?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nur ein paar alte Klamotten. Sky, willst du nicht vielleicht Tina fragen, ob sie auch mitkommen möchte?«
    Mein Argwohn war auf der Stelle geweckt. »Warum fragst du sie nicht selbst?«
    »Dann glaubt sie, ich würde auf sie stehen.«
    Ich lächelte. »Und, tust du es nicht?«
    Er rieb sich verlegen den Nacken.
    »Ja, aber ich will noch nicht, dass sie’s weiß.«

    Am Tag des Rafting-Ausflugs war der Himmel wolkenverhangen, die Berge sahen grau aus und es ging ein scharfer Wind. Die Luft war kühl und hin und wieder nieselte es leicht. Ich hatte einen etwas dickeren Kapuzenpulli angezogen, mein Lieblingsstück mit dem Aufdruck ›Richmond Ruderclub‹, was ich ziemlich lustig fand, wenn man bedachte, dass dieser Fluss hier mit der Themse rein gar nichts gemein hatte. Der Minibus holperte den Waldweg hinunter, der zur Rafting-Schule führte. Die ersten goldenen Blätter fielen von den Espen und trudelten ins Wasser, wo sie in den Stromschnellen ein jähes Ende fanden. Ich hoffte, dass das kein Omen war.
    Nach unserer Ankunft in der Rafting-Schule teilte eine Mitarbeiterin Helme, wasserdichte Schuhe und Schwimmwesten an uns aus. Danach versammelten wir uns am Ufer, wo wir von einem groß gewachsenen Mann mit strenger Miene und langem dunklem Haar unterwiesen wurden.
    Er hatte das prägnante Profil eines Indianers, mit breiter Stirn und Augen, die jahrtausendealt schienen. Es war ein Gesicht, das dafür gemacht schien, gemalt oder noch besser in Marmor gemeißelt zu werden. Hätte ich ein Lied für ihn komponiert, wäre es eine eindringliche, schwermütige Melodie geworden, so wie südamerikanische Panflötenklänge, Musik für die Wildnis.
    »Genial - wir haben Mr Benedict gekriegt, den Vater von Zed und Yves. Er ist der Beste«, flüsterte Tina. »Er ist ein richtiger Crack auf dem Wasser.«
    Ich war nicht ganz bei der Sache, denn jetzt, da ich dem reißenden Fluss gegenüberstand, schwand mein Eifer dahin, mich in die Stromschnellen stürzen zu wollen.
    Als er unser Geflüster hörte, warf Mr Benedict uns einen scharfen Blick zu und für einen kurzen Moment sah ich einen Farbkranz, der ihn umgab - silbrig, wie die Sonne auf den verschneiten Gipfeln.
    Nicht schon wieder, dachte ich, und verspürte erneut dieses eigenartige Schwindelgefühl. Ich weigerte mich, Farben zu sehen - ich würde sie nicht wieder an mich heranlassen. Ich schloss meine Augen und schluckte, kappte so die Verbindung.
    »Meine Damen«, sagte Mr Benedict mit sanfter Stimme, die dennoch über das Rauschen des Wassers hinweg zu hören

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