Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
man es toll findet, jeden Moment tot sein zu können!«, schrie ich zurück.
In diesem Moment blieb die Nase des Bootes zwischen zwei Felsen stecken und der Druck des Wassers schob uns zur Seite. Wellen schwappten über den Rand ins Raft.
»Ich werde uns wieder losmachen!«, rief Mr Benedict. »Alle Mann auf die rechte Seite!«
Er hatte uns dieses Manöver an Land gezeigt - alle mussten sich auf einer Seite des Rafts zusammendrängen, damit sich das Boot ein Stück aus dem Wasser hob. Ich wurde zwischen Nelson und Zed platt gedrückt, während sich Nelsons Paddelstange in mein Kinn bohrte.
»Links!«
Auf sein Kommando hin sprangen wir alle auf die andere Seite. Das Raft kam frei.
»Alle wieder zurück an die Plätze!«
Auf wackligen Füßen versuchte ich der Anweisung zu folgen, als Zed mich unversehens packte und zu Boden riss. »Halt dich fest oder du fällst rein«, brüllte er mir ins Ohr.
Wasser drang in meine Nase, in Panik strampelte ich mich von Zed frei, genau in dem Moment, als das Raft über eine Stromschnelle schoss. Mit Wucht wurde ich gegen die Seite des Bootes geschleudert, suchte vergebens Halt und glitt über die Kante hinweg ins Wasser.
Kälte - brausendes Wasser - Schreie - Pfiffe. Ich strampelte mich zurück an die Oberfläche. Das Boot war bereits zehn Meter hinter mir, als ich wie ein Espenblatt durch den Teufelskessel gewirbelt wurde.
Lass dich treiben! Der Befehl hämmerte sich in mein Hirn - die Stimme in meinem Kopf klang wie Zed.
Mir blieb nichts anderes übrig, als mich der Strömung hinzugeben. Ich ließ mich möglichst flach im Wasser treiben, damit meine Beine nicht gegen unter Wasser liegende Felsen schlugen. Etwas kratzte an meiner Wade; mein Helm knallte kurz an einen Stein. Schließlich spuckte mich der Strom an einer Stelle mit ruhigem Stauwasser wieder aus. Ich klammerte mich an einen Felsbrocken, mit halb erfrorenen Fingern, die aussahen wie eine weiße Spinne auf dem schroffen Stein.
»Oh Gott, Sky! Alles in Ordnung?«, kreischte Tina.
Mr Benedict steuerte das Boot ganz dicht an mich heran, sodass Zed und Nelson mich aus dem Wasser fischen konnten. Japsend lag ich rücklings auf dem Boden des Bootes.
Zed untersuchte mich kurz auf Verletzungen. »Ihr fehlt nichts. Ein paar Schrammen, aber sonst ist alles in Ordnung.«
Für den Rest der Fahrt war unsere Stimmung merklich gedrückt, der Spaß war zusammen mit mir über Bord gespült worden. Ich fror, hatte kein Gefühl in den Gliedern. Und ich war wütend.
Hätte Zed sich nicht auf mich geworfen, wäre das alles nicht passiert.
Mr Benedict navigierte uns zum Anleger, wo bereits ein Jeep mit Anhänger wartete, um das Boot wieder flussaufwärts zu transportieren. Ohne Zed auch nur ein Mal anzusehen, kletterte ich zurück an Land.
Am Ufer angelangt, nahm Tina mich in den Arm. »Sky, ist wirklich alles in Ordnung?«
Ich rang mir ein Lächeln ab. »Ja, schon okay. Wessen tolle Idee war das noch mal? Und was für eine Schulaktion ist das eigentlich - wir töten eine Engländerin, oder was?«
»Ich dachte schon, wir hätten dich verloren.«
»Weißt du was, Tina: Ich bin für diesen Outdoor-Quatsch von euch Coloradianern einfach nicht gemacht.«
»Klar bist du das. Du hattest einfach nur Pech.«
Mr Benedict und Zed waren mit dem Verladen des Rafting-Boots fertig und kamen zu uns herüber.
»Alles okay mit dir, Sky?«, fragte Mr Benedict.
Ich nickte nur.
»Was ist eigentlich genau passiert?« Die Frage war an Zed gerichtet.
Aber ich polterte als Erste los. »Er hat mich einfach umgerissen und ich konnte mich nicht mehr halten.«
»Ich hab kommen sehen, was passieren würde. Ich hab versucht, sie zu warnen«, konterte Zed.
Ich funkelte ihn böse an. »Wegen dir ist es doch überhaupt erst passiert.«
»Ich hab versucht, es zu verhindern, aber ich hätte dich einfach machen lassen sollen.« Er musterte mich finster, seine Augen waren so kalt wie der Fluss.
»Ja, das hättest du vielleicht tun sollen. Dann würde ich jetzt wenigstens nicht den Kältetod sterben.«
»Schluss jetzt!«, ging Mr Benedict dazwischen. »Sky, steig in den Jeep, bevor du dich erkältest. Zed, wir haben ein Wörtchen zu reden.«
Ich saß in Handtücher eingehüllt da und beobachtete, wie Vater und Sohn miteinander diskutierten, bis sich Zed plötzlich umdrehte und barfuß in Richtung Wald davonstürmte.
Mr Benedict nahm hinterm Lenkrad Platz. »Das Ganze tut mir sehr Leid, Sky.«
»Schon okay, Mr Benedict. Ich weiß nicht, warum,
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