Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
weiß, sogar im Dunkeln leuchteten sie im Gras, die Blütenblätter eingerollt. Ich umschlang meine Knie, verschloss mich wie eines von ihnen.
Der Geruch hier war ekelhaft - Hunde, Autoabgase und Müll. Und ein Lagerfeuer. Ich hasste Feuer. Die Autobahn dröhnte in einem fort; der Verkehr klang verärgert und gehetzt, keine Zeit für ein verlorenes kleines Mädchen.
Ich wartete.
Dann veränderte sich der Traum. Diesmal war es keine Frau mit Kopftuch, die zu mir kam - es war Zed. Er ragte über mir auf und streckte mir die Hand hin.
»Du bist mein«, sagte er. »Ich bin gekommen, um dich zu holen.«
Ich erwachte mit hämmerndem Herzen, gerade als hinter den Bergen der Morgen graute.
Die nächsten Tage in der Schule waren die reinste Tortur. Verglichen mit den ersten Wochen, in denen ich ihm fast nie begegnet war, lief ich Zed jetzt ständig über den Weg. Sein grüblerischer Blick lag auf mir, wenn ich durch den Speisesaal oder über die Flure ging. Ich flehte Tina an, mich mit dem Auto nach Hause zu bringen, und kaum angekommen, ging ich sogar nach nebenan zu Mrs Hoffman, nur damit ich nicht allein im Hause war. Zed machte mich zu einer Gefangenen. Es war eine Sache, den Wolfman von ferne anzuschmachten, aber etwas völlig anderes, festzustellen, dass er mich regelrecht ins Visier genommen hatte.
Am Samstagmorgen klopfte es früh an der Tür. Simon und Sally lagen noch im Bett und so ging ich, in der Erwartung, dass es eine Lieferung fürs Atelier war, mit einem Becher Tee in der Hand hinunter, um aufzumachen.
Es war Zed, mit einem Riesenblumenstrauß in der Hand. Er drückte ihn mir in die Arme, noch ehe ich ihm die Tür vor der Nase zuknallen konnte.
»Lass uns noch mal ganz von vorne beginnen.« Er streckte mir seine Hand hin. »Hallo, ich bin Zed Benedict. Und wer bist du?«
Ich kämpfte noch mit den Blumen; sie hatten meine Lieblingsfarben, violett und blau.
»Na komm schon, dieser Teil ist doch kinderleicht. ›Ich bin Sky Bright und ich komme aus England.‹« Der Akzent, den er aufgesetzt hatte, klang so albern, dass ich spürte, wie mein Widerwille sich in schallendem Gelächter aufzulösen drohte.
»So höre ich mich aber nicht an.«
»Und ob! Also, mach schon.«
»Hallo, ich bin Sky Bright. Ich komme aus Richmond in England.«
»Und jetzt sagst du: ›Wow, die Blumen sind bezaubernd. Wie wäre es mit einer Tasse Tee?‹«
Dieser Akzent musste weg. Ich warf einen Blick über meine Schulter, ob Sally oder Simon schon im Anmarsch waren.
»Sie schlafen.« Zed wies mit einem Nicken ins Haus. »Und?«
»Tja, das sind wirklich bezaubernde Blumen.« Vielleicht mussten wir uns tatsächlich mal unterhalten. Hier zu Hause war es besser als in der Schule. Ich trat beiseite und gab den Weg frei. »Kaffee?« Er schien mir nicht der Typ für eine gepflegte Tasse Tee zu sein.
»Wenn du drauf bestehst.« Er lächelte, für seine Verhältnisse einen Tick nervös, und trat ein.
»Komm mit in die Küche.« Geschäftig hantierte ich mit dem Wasserkocher herum und suchte nach einer Vase für die Blumen. »Warum bist du hier?«
»Liegt das nicht auf der Hand? Ich habe Mist gebaut. Ich möchte mich entschuldigen.«
»Die Blumen sind schon mal ein guter Anfang.« Ehrlich gesagt war es das erste Mal, dass mir jemand Blumen geschenkt hatte. Ich fühlte mich am helllichten Tag und in dem Wissen, dass meine Eltern nur eine Etage über mir in ihren Betten lagen, viel sicherer. Ich wäre diesem Gespräch gewachsen, wenn er sich denn unbedingt entschuldigen wollte. Tina würde bestimmt eine Eilmeldung draus machen wollen, dass der überragende Zed Benedict vor einem Mädchen zu Kreuze kroch.
Zed schwenkte die Cafetière. »Und wie funktioniert dieses Ding?«
Ich nahm sie ihm aus der Hand und zeigte ihm, wie viel Kaffeepulver man hineingab. »In der Küche kennst du dich wohl nicht so gut aus?«
»Jungs-Familie«, sagte er, als wäre damit alles erklärt. »Wir haben eine Kaffeemaschine - macht super Filterkaffee.«
»Und sie heißt Mum.«
Er lachte. »Vergiss es. Sie lässt sich von hinten bis vorne bedienen.«
Okay, das würde ich hinkriegen: ein normales Gespräch über ganz normale Dinge.
Er nahm seinen Becher und ließ sich am Küchentresen nieder. »Also, erzähl mir was von dir. Ich spiele Schlagzeug und Gitarre. Und du?«
»Klavier, Saxofon und Gitarre.«
»Siehst du, wir können uns unterhalten, ohne dass du in Panik gerätst.«
»Ja.« Ich schaute verstohlen zu ihm hinüber; er beobachtete mich
Weitere Kostenlose Bücher