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Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Titel: Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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wie ein Bär, der am Eisloch auf der Lauer lag, um sich den nächsten Lachs zu krallen.
    »Magst du ... jede Richtung oder nur Jazz?«
    »Alles querbeet, aber vor allem improvisiere ich gern.« Er klopfte auf den Barhocker neben sich. Ich setzte mich dorthin, ließ aber ein bisschen Abstand zwischen uns. »Ich befreie mich einfach gern aus festen Vorgaben. Improvisation ist für mich wie ein freier Fall mit den Noten als Fallschirm.«
    »Ja, das mag ich auch.«
    »Das ist die Musik der Musiker. Vielleicht nicht ganz so eingängig, aber es lohnt sich, wenn man sich drauf einlässt.« Sein Blick sollte mir zu verstehen geben, dass seine Worte eine tiefere Bedeutung bargen. »Ich meine, man muss schon sehr versiert sein, um ein Solo aus dem Ärmel schütteln zu können, ohne sich dabei zum Idioten zu machen. Jeder macht Fehler, wenn er Dinge überstürzt und das Timing missachtet.«
    »Schätze schon.«
    »Du hast es wirklich nicht gewusst.«
    Oje, jetzt fing er wieder mit diesem Savant-Kram an.
    Er schüttelte den Kopf. »Und du hast nicht den blassesten Schimmer, warum ich dich letztens gewarnt habe. Du glaubst, ich wollte dir einfach nur Angst machen.«
    »Wolltest du doch auch. Dieses Gerede von Messern und Blut ...«
    »So war’s nicht gemeint.« Er rieb mit dem Daumen über die Knöchel meiner Hand, mit der ich die Tischkante umklammerte. »Es ist echt lustig, mit dir zusammenzusitzen. Bei mir kommt so viel von dir an, als würdest du auf allen Kanälen senden.«
    Ich runzelte die Stirn. »Was soll das denn bitte heißen?«
    Er streckte seine langen Beine aus und stieß mich dabei sacht an. »Das ist schwer zu erklären. Tut mir leid, wenn ich gemein zu dir war.«
    »Gemein? Ich hatte einfach den Eindruck, du wärst allergisch gegen Engländerinnen in Miniaturformat.«
    Sein Blick wanderte an mir herunter. »Ach, so nennt man das?«
    »Ähm ... ja.« Ich starrte auf meine Füße. »Ich warte noch immer auf diesen Wachstumsschub, den Sally mir verspricht, seit ich vierzehn bin.«
    »Deine Größe ist super. Ich stamme aus einer Familie von Mammutbäumen, da ist ein Bonsai eine angenehme Abwechslung.«
    Bonsai! Wäre er mir vertrauter gewesen, hätte ich ihm dafür einen Knuff in die Seite verpasst. Doch das wagte ich nicht und ließ es ihm durchgehen. »Du willst mir also nicht erklären, welches Problem du mit mir hattest?«
    »Heute nicht. Ich hab’s schon einmal versaut, da will ich nicht riskieren, es noch mal zu vermasseln, bloß weil ich’s nicht abwerten kann. Dafür ist die Sache zu wichtig.« Er nahm meine Hand und boxte sich damit in die Rippen. »Hier - ich hab’s verdient.«
    »Du bist verrückt.«
    »Ja, das bin ich.« Dennoch erklärte er mir nicht, woher er gewusst hatte, dass ich genau das hatte tun wollen.
    Zed ließ meine Hand los. »Okay, ich hau dann mal ab. Ich will mein Glück nicht überstrapazieren. Es war schön, dich zu sehen, Sky. Bis bald.«

    Ich traute dieser Nummer des geläuterten Fieslings nicht, aber Zed hatte offenbar nicht vor, lockerzulassen. Am Montag wartete er neben Tinas Auto auf mich.
    »Hi Tina, wie läuft’s so?«
    Tina starrte ihn an, dann blickte sie mit erhobener Augenbraue zu mir. »Gut, Zed. Und bei dir?«
    »Super. Sky, bist du so weit, nach Hause zu fahren?« Er hielt mir einen Motorradhelm hin.
    »Tina bringt mich schon.«
    »Es macht ihr nichts aus, wenn ich das übernehme. Ich möchte Sky gern nach Haus bringen. Okay, Tina?«
    Tina machte ein Gesicht, als würde es ihr sehr wohl etwas ausmachen, nicht zuletzt, weil sie Zed genauso wenig über den Weg traute wie ich. »Ich habe schon gesagt, dass ich Sky bringe.«
    Er hielt mir den Helm hin. »Bitte.«
    Zed Benedict sagte ›bitte‹. Es geschahen also doch noch Zeichen und Wunder. Und er bot mir an, meine geheimste Fantasie wahr werden zu lassen: wie ich auf dem Rücksitz einer coolen Maschine von der Schule wegbrauste. Pures Klischee, schon klar, aber es war einfach der Hammer.
    »Sky?«, fragte Tina leicht beunruhigt.
    Ich fand, so viel Demut sollte belohnt werden. »Schon okay. Danke, Tina. Ich fahre mit Zed.« Ich nahm den Helm.
    »Wenn du dir sicher bist ...« Sie warf ihre Dreadlocks zurück, eine mir vertraute Geste, die bedeutete, dass ihr unbehaglich zumute war.
    Na ja, sicher fühlte ich mich nicht wirklich. »Wir sehen uns morgen.«
    »Ja, klar.« Ihr Blick beim Abschied ließ keinen Zweifel daran, dass sie mich später darüber ausquetschen würde, was nach ihrem Verschwinden noch weiter

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