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Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Titel: Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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passiert war.
    Zed führte mich zu seinem Motorrad. Wir zogen von allen Seiten erstaunte Blicke auf uns.
    »Ich bin noch nie auf ’nem Motorrad gefahren«, sagte ich, als ich hinten aufstieg.
    »Der Trick ist, sich gut festzuhalten.«
    Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber ich hätte schwören können, dass er breit grinste. Ich rutschte ein Stück nach vorne und legte meine Arme um seine Taille, meine Beine berührten leicht seine Hüften. Er rollte langsam vom Parkplatz und fuhr den Hügel hinauf. Als er aufs Gas drückte, klammerte ich mich fest an ihn. Ich spürte, wie er kurz meine Hand streichelte - eine beruhigende Geste.
    »Alles klar da hinten?«
    »Alles gut.«
    »Magst du noch ein bisschen weiter fahren? Wir könnten hoch in die Berge. Eine halbe Stunde lang ist es noch hell.«
    »Ja, vielleicht noch ein kurzes Stück.«
    Er fuhr an der Abzweigung, die zu meinem Haus führte, vorbei und die Straße hinauf, die in eine Spitzkehre mündete. Hier oben gab es so gut wie keine Bebauung mehr, nur ein paar Jagdhäuschen und eine Handvoll abgelegener Almhütten. Er bremste an einem Felssporn, an dem sich ein Blick über das ganze Tal eröffnete. Vor uns ging die Sonne unter, tauchte alles in ein buttergoldenes Licht, das trotz der Kälte die Illusion von Wärme schuf.
    Als er die Maschine geparkt hatte, half er mir beim Absteigen und ließ mich für ein paar Minuten die Aussicht genießen. Frost bedeckte schon einige im Schatten liegende Stellen, das Laub, vom Reif weiß berändert, knirschte unter den Füßen. Ich konnte meilenweit sehen - die Berge, die ich den ganzen Tag lang nicht wahrgenommen hatte, drängten sich wieder in mein Bewusstsein und erinnerten mich an meine eigene Bedeutungslosigkeit im Vergleich zu ihnen.
    »Und, Sky, wie war dein Tag?«
    Eine derart alltägliche Frage von Zed war eine Überraschung: Verwandelte sich Wolfman in einen Pantoffeln apportierenden Pinscher? Wohl kaum. Es fiel mir schwer, ihm zu vertrauen, wenn er sich so normal benahm. »Gut. In der Mittagspause habe ich ein bisschen komponiert.«
    »Ich habe dich am Klavier sitzen sehen.«
    »Und du bist nicht hereingekommen?«
    Er lachte und riss die Hände hoch. »Ich bin einfach nur vorsichtig bei dir. Sehr, sehr vorsichtig. Du bist ein beängstigendes Mädchen.«
    »Ich?«
    »Überleg doch mal. Du reißt mich auf dem Parkplatz vor meinen Freunden in Stücke, parierst meinen besten Elfmeterschuss, verjagst mich aus eurem Apfelbaum - ja, du bist furchterregend!«
    Ich lächelte. »Klingt gut.« Supersky.
    Er grinste. Er hatte doch wohl nicht meine Gedanken erraten, oder?
    »Aber was mir am meisten Angst macht, ist die Tatsache, dass so viel von unserer Beziehung abhängt, und du weißt es noch nicht mal.«
    Ich atmete laut seufzend aus. »Okay, Zed, probier noch mal, es mir zu erklären. Diesmal höre ich dir zu.«
    Er nickte. »Ich schätze, du weißt nichts über Savants?«
    »Über Fußball weiß ich mehr.«
    Er musste lachen. »Ich werde dir für den Anfang nur ein paar Dinge darüber erzählen. Lass uns hier mal kurz hinsetzen.«
    Zed hob mich hoch, sodass ich mich auf einen umgestürzten Baumstamm setzen konnte und wir auf gleicher Augenhöhe waren.
    Seit der Rafting-Tour hatten wir nicht mehr so dicht beieinandergestanden, und mit einem Mal nahm ich sehr bewusst wahr, wie seine Augen über mein Gesicht wanderten. Ich konnte es förmlich auf meiner Haut spüren, beinahe so, als würden mich seine Finger und nicht sein Blick berühren.
    »Bist du dir sicher, dass du’s hören willst? Denn wenn ich’s dir erzähle, musst du es zum Schutz meiner Familie für dich behalten.«
    »Wem sollte ich davon erzählen?« Ich klang seltsam kurzatmig.
    »Keine Ahnung. Dem National Enquirer vielleicht. Oprah. Dem parlamentarischen Ausschuss.« Er lächelte schief.
    »Ähm, nein, nein und ganz sicher nicht.« Ich zählte es an meinen Fingern ab und lachte.
    »Okay.« Er lächelte und strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn. Er schien vor Anspannung zu beben, so als müsste er sich beherrschen, als hätte er Angst, loszulassen.
    Aus Nervosität griff ich zu meiner üblichen Distanzierungstaktik, indem ich versuchte, mir unsere Begegnung als Comic-Episode vorzustellen, aber diesmal wollte es nicht gelingen. Zed hielt mich im Hier und Jetzt fest, meine Wahrnehmung war wie scharf gestellt. Die Farben - seine Haare, Augen, Klamotten - waren brillant, mehrtonig und hatten einen leichten Glanz. In meinem Kopf lief alles in High Definition

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