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Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Titel: Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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überfahren. Was würde ich dann tun? Als Mandarine in die Schule gehen, weil er’s so gesagt hatte?
    Nein, das war doch alles nur ein Bluff, damit ich tat, was er wollte.
    Aber was wollte er?

    Ein kribbliger Schauer überlief mich. In mir stieg das unbehagliche Gefühl auf, nicht allein zu sein. Beunruhigt trat ich ans Fenster und zog langsam den Vorhang zurück, schrille Musik à la ›Psycho‹ im Ohr. Das Herz schlug mir bis zum Hals.
    »Aaaahhh!!« Ich sah mich Zed direkt gegenüber. Ich musste mir buchstäblich auf die Zunge beißen, um nicht laut loszuschreien. Er war auf den Apfelbaum vor meinem Fenster geklettert, saß rittlings auf einem Ast und schaute in mein Zimmer. Ich riss das Fenster auf.
    »Was machst du hier?«, zischte ich. »Geh da runter, verschwinde!«
    »Bitte mich herein.« Er rutschte auf dem Ast näher ans Fenster heran.
    »Hör auf - los, runter!« Panisch überlegte ich, nach Simon zu rufen.
    »Nein, hol jetzt nicht deinen Vater. Ich muss mit dir reden.«
    Ich wedelte abwehrend mit den Händen. »Hau ab! Ich will nicht, dass du hier bist.«
    »Ich weiß.« Er ließ davon ab, sich gewaltsam Zutritt zu meinem Zimmer verschaffen zu wollen. »Sky, warum weißt du nicht, dass du ein Savant bist?«
    Kurz erwog ich, das Fenster zuzuknallen und damit dieser Romeo-und-Julia-Szene ein Ende zu machen. »Wie soll ich das beantworten, wenn ich die Frage nicht verstehe?«
    »Du hast gehört, als ich mit dir gesprochen habe in deinem Kopf. Du hast es Wort für Wort verstanden.«
    »Ich ... ich ...«
    Du hast mir geantwortet.
    Ich starrte ihn an. Er machte es schon wieder - Telepathie, so nannte man das, oder? Nein, nein, das waren alles nur Projektionen von mir - das passierte nicht wirklich.
    »Alle Savants können das.«
    »Ich höre rein gar nichts. Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Offensichtlich. Aber wieso nicht?«
    Ich war vollkommen verstört. Die einzige Strategie, die mir einfiel, war, alles abzustreiten. Ich musste ihn irgendwie von diesem Apfelbaum herunterkriegen. »Ich bin mir sicher, dass das Ganze sehr faszinierend ist, aber es ist spät und ich möchte gern schlafen. Also gute Nacht, Zed. Lass uns ein andermal drüber reden.« Besser gesagt niemals.
    »Du willst dir noch nicht mal anhören, was ich zu sagen habe?« Er verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Warum sollte ich?«
    »Weil ich dein Seelenspiegel bin.«
    »Hör auf! Ich verstehe nicht, was du damit meinst. Du bist nichts für mich. Du bist grob, kaltschnäuzig, du kannst mich noch nicht mal ausstehen und hast keine Gelegenheit ausgelassen, mich niederzumachen.«
    Er vergrub die Hände in seinen Taschen. »So denkst du also über mich?«
    Ich nickte. »Keine Ahnung, vielleicht ist das hier ja dein neuester Versuch, mich zu verarschen - so zu tun, als wärst du hinter mir her.«
    »Du kannst mich wirklich nicht leiden, stimmt’s?« Er lachte gequält. »Na super, mein Seelenspiegel kapiert überhaupt nichts von mir.«
    Ich verschränkte die Arme, um mein Zittern zu überspielen. »Was gibt’s da groß zu kapieren? Blödmänner sind leicht zu durchschauen.«
    Aus Frust über meine kompromisslose Abfuhr machte er eine Bewegung auf mich zu.
    Ich wich zurück. »Verschwinde aus meinem Baum.« Mein Finger zitterte, als ich aufs Gartentor zeigte.
    Zu meiner Überraschung stellte er nicht auf stur; er musterte mein Gesicht und nickte. »Okay. Aber das ist noch nicht das Ende, Sky. Wir müssen uns unterhalten.«
    »Hau ab.«
    »Ich geh ja schon.« Mit diesen Worten ließ er sich zum Boden hinab und verschwand in die Nacht.
    Vor Erleichterung schluchzend schlug ich das Fenster zu und ließ mich aufs Bett fallen. Fest in die Bettdecke gewickelt, kauerte ich mich zusammen und fragte mich, was hier eigentlich vor sich ging.
    Und was ich dagegen tun wollte.

    In dieser Nacht kam der Traum wieder, diesmal aber in deutlich mehr Einzelheiten. Ich erinnerte mich an den Hunger - bevor sie mich aussetzten, hatte ich tagelang kaum etwas gegessen, außer Chips und Schokolade. Und davon war mir speiübel. Meine Knie waren schmutzig und meine Haare auf der Seite, auf der ich am liebsten schlief, völlig verfilzt. Mein Mund fühlte sich wund an, meine Lippe war an der Stelle, wo sie innen aufgeritzt war, ganz geschwollen. Wie ich da so im Gras saß, fühlte ich nichts mehr, nur noch die Angst, eine gärende Panik in meinem Magen, die ich nur niederkämpfen konnte, indem ich mich auf die Gänseblümchen konzentrierte. Sie waren so

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