Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
Meinung hören oder meine?«
»Deine.«
Ich betrachtete lächelnd die Spitzen meiner neuen Schuhe, bevor ich einen Blick in sein Gesicht riskierte. Mir flatterten die Knie, aber ich sagte es trotzdem. »So wie’s aussieht, ist mein Typ groß, arrogant, aufbrausend und insgeheim sehr lieb.«
»Nee, so jemanden kenne ich nicht.« Seine Augen funkelten.
»Sky, nicht wahr? Wie geht’s dir?« Mr Benedict unterbrach uns, nahm meine Hand in seine riesigen Hände und hielt sie für einen Augenblick fest. Seine Hände fühlten sich warm an, tüchtig, von der Arbeit ganz rau. Falls es ihn erstaunte, dass er mich nach unserer letzten gemeinsamen Unterhaltung mit seinem Sohn zusammen sah, so ließ er es sich nicht anmerken. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass sein Gesicht ohnehin nur selten verriet, was er fühlte. Im Gegensatz zu ihm war seine Frau Karla ein regelrechtes Energiebündel, mit großen dunklen Augen, einem ausdrucksstarken Gesicht und mit der Körperhaltung einer Flamenco-Tänzerin. Von ihr hatten die Benedict-Jungs auch das südländische Aussehen. Die Art, wie Mr Benedict seinen Arm um sie gelegt hatte, ließ erkennen, dass die beiden eine ganz besondere Kraft verband und sie stille Freude aneinander empfanden.
»Sky.« Zeds Mutter unterbrach meine Gedanken; lächelnd tätschelte sie mir das Handgelenk.
»Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs Benedict.«
»Hat sich unser Junge schon bei dir dafür entschuldigt, wie er beim Raften mit dir gesprochen hat?«
Ich warf ihm einen Blick zu. »Auf seine Art schon.«
»Wie ich sehe, weißt du ihn zu nehmen. Das ist schön. Es ist nicht leicht für ihn.« Mrs Benedict berührte sacht meine Wange, bevor ihre Augen durch mich hindurchzuschauen schienen und sich ihr Blick verschleierte. »Aber du hast so was ja schon selbst gesehen, es sogar mit eigenen Augen miterlebt, was ja noch viel schlimmer ist. Das tut mir schrecklich leid.«
Mir stockte das Herz.
»Mom«, sagte Zed warnend. »Hör auf.«
Sie wandte sich ihm zu. »Ich kann nicht anders, ich sehe es einfach.«
»Doch, du kannst«, sagte er barsch.
»So viel Traurigkeit in solch jungen Jahren.«
»Karla, Sky ist hier, um sich zu amüsieren.« Mr Benedict zog seine Frau von mir fort. »Komm uns besuchen, wann immer du willst, Sky. Du bist stets bei uns willkommen.«
Ich wollte hier weg. Diese Leute bewirkten, dass ich gewisse Dinge wieder sehen musste. Das hielt ich nicht aus. Ich hatte diese Gefühle - die Farben - tief in meinem Inneren in einer Kiste verschlossen. Was wollte ich eigentlich ausgerechnet mit Zed Benedict? Wem wollte ich denn etwas vormachen? Ich kam mit Liebesbeziehungen einfach nicht klar - ich hätte es erst gar nicht auf einen Versuch ankommen lassen sollen.
»Tut mir leid wegen eben.« Zed nestelte nervös an seinem Kragen. »Wollen wir ein bisschen frische Luft schnappen gehen?«
»Sie ist wie du.« Ich spürte, wie ich anfing zu zittern. »Sie hat mich einfach so gelesen; sie weiß zu viel über mich - wie du.«
»Ist ja schon gut.« Er trat näher an mich heran, um mich von den anderen Gästen abzuschirmen. »Denk da nicht weiter drüber nach.«
»Was bin ich eigentlich für euch? Ein offenes Buch?«
»Nein, so ist es nicht. Es ist nicht nur bei dir so.«
»Ich glaube, ich möchte jetzt lieber nach Hause.«
»Ich fahre dich.«
»Nein, schon okay. Ich frage Tina, ob sie mich bringt.« Gerade wollte ich keinen der Benedicts in meiner Nähe haben.
»Es ist nicht okay. Wenn du gehen willst, dann bin ich derjenige, der dich nach Hause bringt. Ich bin jetzt für dich verantwortlich. Ich muss dich beschützen.«
Er gab mir allerdings nicht gerade das Gefühl von Beschütztsein. Ich wich vor ihm zurück. »Lass mich einfach allein. Bitte.«
Tina hatte offenbar den ganzen Abend lang ein waches Auge auf mich gehabt, denn sie war sofort zur Stelle. »Was ist los, Sky?«
»Ich ... ich fühl mich nicht so gut.«
Zed schob sich zwischen uns. »Ich wollte sie gerade nach Hause bringen.«
»Ich kann sie fahren«, sagte Tina hastig.
»Nicht notwendig. Ich pass schon auf sie auf.« Er war sichtlich sauer, dass ich vor ihm weglaufen wollte.
»Sky?«, fragte Tina.
Ich schlang die Arme um den Körper. Es war leichter, nicht zu widersprechen. Ich wollte einfach nur so schnell wie möglich nach Hause, selbst wenn das hieß, ein paar Minuten neben Zed im Auto sitzen zu müssen.
»Zed bringt mich. Ich sag nur schnell meinen Eltern Bescheid.«
Ich fühlte mich wie unter Schock, was
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