Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
zurück machte. »Schließ auf jeden Fall die Tür hinter dir ab.«
Ich drehte von innen den Schlüssel im Schloss und ging nach oben, um mich umzuziehen. Als ich aus dem Fenster blickte, sah ich, dass er noch nicht fortgefahren war. Er saß da draußen im Jeep. Schob Wache, bis meine Eltern zurückkehrten. Er nahm die Gefahr, in der ich angeblich schwebte, sehr ernst - was einerseits beängstigend, andererseits aber seltsam tröstlich war. Zumindest brauchte ich heute Nacht keine Angst zu haben.
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Kapitel 11
M itte Oktober gab es den ersten leichten Schneefall. Die Wälder sahen atemberaubend aus: Das Laub leuchtete in bunten Farben wie das Konfekt in einer Schachtel Quality Street. Sally und Simon verbrachten ihre Tage im Atelier, überschäumend vor Begeisterung angesichts der neuen Herausforderung, al fresco zu malen. Wenn sie so drauf waren, vergaßen sie oft die Dinge des Alltags, selbst wenn sie versuchten, daran zu denken, wie zum Beispiel den Elternsprechtag in der Schule ihrer Tochter oder wann sie zum letzten Mal mit ihr gemeinsam gegessen hatten. Manchmal konnte es dann ziemlich einsam werden - aber wenigstens stand jetzt ein Klavier bei uns zu Hause, das mir Gesellschaft leistete. In Richmond hatte sich ihr Atelier auf dem Dachboden befunden, hier jedoch arbeiteten sie eine Meile entfernt im Künstlerhaus.
Und so entging ihnen auch das kleine Drama, in dessen Mittelpunkt ich mich wiederfand.
Der Wrickenridge-Highschool-Klatsch-und-Tratsch um die Zed-Benedict/Sky-Bright-Saga lief auf Hochtouren. Ich hielt unbeirrt daran fest, dass wir lediglich miteinander ausgingen; Zed hingegen verfolgte sein Beschütze-Sky-und-sei-ihr-Seelenspiegel-Projekt, aber ich weigerte mich, mit ihm darüber zu sprechen. Es herrschten also stürmische Zeiten. Aber was hatte ich mit einem Jungen wie Zed auch anderes erwartet? Eine Beziehung mit ihm wäre nie unproblematisch.
Tina setzte mich an der Ecke von meiner Straße ab. Den ganzen Weg lang hatte sie mich wegen Zed in die Mangel genommen, da sie mir nicht glauben wollte, dass er durchweg nett zu mir gewesen war, seit er beschlossen hatte, ein neues Kapitel aufzuschlagen und mich davon zu überzeugen, dass wir beide ein gutes Paar abgeben würden.
»Er gibt dir nicht an der Haustür einen Abschiedskuss und geht dann - er gehört nicht zur Sorte ›Netter-Junge-von-nebenan‹«, beharrte sie.
»Tja, aber genau das hat er getan.« Sie ging mir allmählich auf die Nerven. »Er ist viel netter, als man meint.« Wenigstens glaubte ich das.
»Ja, weil er scharf auf dich ist.«
Ich wickelte mir eine Haarsträhne um die Hand und zog ruckartig daran - eine wirkungsvolle Übersprungshandlung, um nicht laut loszuschreien. Jeder, angefangen bei meinen Mitschülern bis hin zu meinen Lehrern, prophezeite, dass meine Beziehung zu Zed in einer Katastrophe enden würde. Nelson war ständig in Sorge um mich und stieß für alle Fälle schon mal finstere Drohungen gegen Zed aus. Mehrere Lehrerinnen hatten mir durch die Blume zu verstehen gegeben, dass ich mich nicht zu Dingen drängen lassen sollte, die ich noch nicht bereit war zu tun. Dabei quälten mich schon selbst genug Zweifel; sie auch noch von anderen zu hören, nagte gehörig an meinem Selbstvertrauen.
»Wieder mal ganz allein zu Haus, Sky?«, rief Mrs Hoffman, als ich von der Schule heimkam.
»Sieht so aus.«
»Möchtest du kurz reinkommen? Ich habe Brownies gebacken.«
»Danke, aber ich muss ... noch Hausarbeiten machen.«
»Dann bringe ich dir was rüber.«
»Das wäre großartig.«
Mittlerweile hatte ich den Bogen raus, wie man mit Mrs Hoffman am besten umging. Man durfte niemals ihr Haus betreten, wenn man nicht mindestens eine Stunde Zeit hatte, da es unmöglich war, sich aus einem Gespräch mit ihr loszueisen, egal, was man auch probierte. Auf eigenem Terrain klappte das hingegen schon besser und Lernarbeiten für die Schule ließ sie als Entschuldigung stets gelten.
Sie verabschiedete sich, als ich mein Aufgabenbuch hervorkramte. Einen ihrer Kekse knabbernd ging ich nach oben in mein Zimmer, um meine Geschichtshausaufgaben fertig zu machen.
Sky, bist du da?
Nach wochenlangem Sträuben hatte ich mir schließlich eingestehen müssen, dass ich ihn tatsächlich in meinem Kopf reden hören konnte. Zed? Ich schaute aus dem Fenster, halb in der Erwartung, draußen sein Auto auf der Straße zu sehen. Wo bist du?
Zu Hause. Willst du vorbeikommen ?
Wie hast du ...? Warte mal: Wieso können wir uns auf diese
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