Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
glaube nicht, dass für dich irgendeine Gefahr besteht, solange wir uns außerhalb der Schule nicht zusammen blicken lassen. Ich habe noch nicht mal meiner Familie von dir erzählt. Ich glaube, die einzige Möglichkeit, dich zu schützen, besteht darin, Abstand von dir zu halten. Wenn dieser Savant-Verbrecher wüsste, dass du mein Seelenspiegel bist, würdest du zur Zielscheibe werden.«
»Das habe ich nicht gemeint. Ich habe Angst, dass du verletzt wirst.«
»Wir haben die Sache jetzt unter Kontrolle.«
»Aber ihr müsst euch weiterhin verstecken, stimmt’s?«
»Darüber will ich nicht nachdenken.«
»Kann ich irgendwie helfen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nur, indem du deine Gabe freisetzt, und wie ich bereits gesagt habe, halte ich das zum jetzigen Zeitpunkt für keine gute Idee.«
»Meine Gabe freisetzen? Was meinst du damit? Ihr Savants sprecht echt in Rätseln.«
Er lachte. »Wir Savants meinst du wohl. Und wenn du deine Gabe schon freigesetzt hättest, würdest du dich so erleuchtet fühlen wie ich, wenn ich mit dir zusammen bin.«
Ich schmiegte mich eng an ihn, ließ meine Hände über seine Brust wandern und hatte das Gefühl, dabei Feuerspuren auf seiner Haut zu hinterlassen. Sein Herz schlug schneller. »Mir geht’s aber schon ziemlich blendend.«
Er küsste mein Haar, eine so zärtliche Geste, dass mir Tränen in die Augen traten. »Das ist gut - aber wenn wir nicht aufpassen, geraten wir noch beide in Schwierigkeiten.« Er umfasste meine Hände und drückte sie fest an sich.
»Zed, ist das alles wirklich wahr?«
»Ja, das ist es. Deine Gabe wartet nur darauf, dass du sie ergreifst.«
»Ich habe Angst davor.«
Er legte sein Kinn auf meinen Kopf. »Ich weiß. Aber ich kann warten - so lange, wie es nötig sein wird. Komm, setz dich mal für einen Moment auf meinen Schoß.«
Er führte mich zum Schlagzeug hinüber und nahm auf dem Hocker Platz.
»Du willst, dass ich mich hier auf deinen Schoß setze? Da fall ich ja runter.«
»Nicht, wenn du dich mit dem Gesicht zu mir hinsetzt.«
Ich lachte, aber es klang irgendwie traurig. »Das ist doch albern.«
»Vielleicht. Aber mir gefällt’s.«
Ich setzte mich so auf seinen Schoß, dass ich meinen Kopf an seine Brust legen und ihn mit den Armen umschlingen konnte.
»Halt dich gut fest, hörst du?«
»Mhm, mhm.«
Er nahm die Drumsticks und begann den Schlagzeug-Part des Songs zu spielen, den wir als erstes Stück zusammen mit der Jazzband gespielt hatten. Ich summte die Melodie mit.
»Jetzt fehlt eigentlich noch der Klang eines Klaviers, aber ich möchte nicht, dass du dich von der Stelle rührst«, flüsterte er in mein Ohr.
»Wir können es uns ja einfach vorstellen.«
Der Beat war langsam und hypnotisch. Beruhigend. Ich schloss meine Augen und lauschte, als er leise die Worte »Halleluja« sang. Er hatte eine schöne Stimme -Tenor, die perfekte Stimmlage.
»Willst du hier einfach nur rumsitzen oder singst du mit?«, fragte er.
»Ich will hier einfach nur sitzen.«
»Bist du heiser, oder was?«
»Nein, ich singe nicht. Das mache ich nie ... es ist jedenfalls schon lange her.«
»Ach komm, außer mir ist doch keiner hier. Und ich werde nicht lachen.«
Mein ganzes Leben lang war Singen ein absolutes No-go gewesen. Ich wollte damit jetzt nicht diesen wundervollen Augenblick zerstören. »Ich höre dir einfach nur zu.«
»Okay. Aber ich werde dich schon noch zum Singen bringen.«
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Kapitel 14
D ie folgenden Wochen waren für uns beide frustrierend. In der Schule erhaschten wir lediglich ein paar flüchtige Momente, in denen wir allein waren, doch richtig Zeit verbrachten wir nicht miteinander. Wir waren darauf bedacht, nicht als Pärchen aufzutreten, für den Fall, dass irgendwelches Gerede nach außen drang und Zeds Verfolgern zu Ohren kam. Und so log ich, geplagt von schlechtem Gewissen, meine besten Freunde an, wenn sie wissen wollten, was los war. Und dann war da noch Zeds Vorahnung, die Anlass zur Sorge gab - er war wütend, weil er nicht bei mir sein und mich nicht entsprechend beschützen konnte, und ich war nervös und schreckhaft, sobald ich mich draußen im Dunkeln aufhielt. Die ganze Situation setzte uns beiden ziemlich zu.
»Ist irgendwas zwischen Zed und dir vorgefallen, Sky?«, fragte mich Tina eines Tages, als wir den Kursraum für Halloween schmückten.
Ich hängte gerade eine Girlande mit Kürbislampions über dem Whiteboard auf. »Nein.«
»Es hatte echt so ausgesehen, als würde sich zwischen euch
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