Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
Haus voller Savants gibt es zig Möglichkeiten, deshalb wird die Zukunft ganz verschwommen. Und mit dir ist es ganz ähnlich: Je näher ich dir komme, desto weniger kann ich über dich sehen.«
»Heißt das etwa, ich könnte dich jetzt beim Skat schlagen?«
»Vermutlich. Aber wahrscheinlich kann ich dir dann auch nicht mehr beim Torhüten helfen - hat alles eine Kehrseite ...«
»Das macht mir nichts. Es ist sowieso nicht so angenehm zu wissen, dass du die ganze Zeit so viel siehst. Das gibt mir irgendwie das Gefühl ... hm, wie soll ich sagen ... in der Zukunft eingesperrt zu sein.«
»Ja, ich find’s anders auch besser. Fühlt sich normaler an.«
Wir erreichten Tinas Haus. Sie hatte sich mächtig ins Zeug gelegt: In jedem Fenster grinste ein ausgehöhlter Kürbis und die Veranda war flächendeckend mit Spinnen, Fledermäusen und Schlangen geschmückt. Ihre Mutter öffnete als Hexe verkleidet die Tür, mit ewig langen falschen Wimpern und blutrotem Nagellack. Ich konnte Tinas ältere Brüder hinten im Garten sehen, die trockenes Reisig fürs Lagerfeuer sammelten.
»Lass uns reingehen und eine Weile bleiben, dann schleichen wir uns weg«, schlug Zed vor. »Ich möchte so gerne mal wenigstens für eine Stunde mit dir allein sein. Es bringt mich noch um, dass wir uns in der Schule immer nur so kurz und heimlich sehen, und immer mit der Angst im Nacken, dass jemand hereinplatzt.«
»Okay, aber ich kann nicht allzu früh abhauen.«
»Ich werde mich da drinnen von dir fernhalten. Falls mich irgendjemand in dem Kostüm erkennt, wird er sich nichts dabei denken. Schließlich hat Tina mich auch eingeladen.«
Alle versammelten sich in der Küche. Tinas Mutter hatte für uns einen riesigen Kessel mit Popcorn gemacht sowie grünen Wackelpudding, mit dem wir uns mit verbundenen Augen gegenseitig füttern sollten. Mit der Schädelmaske war das nicht möglich und so setzte ich sie ab. Zed hielt sich im Hintergrund und behielt sein Werwolfkostüm an.
Nelson sollte mich füttern, während Tina ihm Anweisungen gab. Zwangsläufig landete mehr auf mir als in meinem Mund.
»Igitt. Ich brauche jetzt eine Dusche!«, krächzte ich, als sich der Löffel in meinen Hals bohrte und der Wackelpudding auf meine Brust platschte.
»Apfeltauchen!«, schlug Tina vor. »Das ist fast so gut wie eine Dusche.«
Ich stellte mich zu ungeschickt an, um meinen Apfel aus dem Wasser zu fischen. Zoe war die Beste von uns allen.
»Das liegt an ihrem großen Mundwerk«, erklärte Tina, woraufhin Zoe sie mit Wasser bespritzte.
Ich sollte um Mitternacht zu Hause sein, und da ich noch etwas Zeit mit Zed verbringen wollte, seilte ich mich unter einem Vorwand um 22 Uhr 30 ab.
»Und du kommst allein nach Hause?«, fragte Tina, während sie ihren iPod programmierte, um die Disco zu starten.
»Ja, ich werde nach Hause gebracht.«
»Okay. Dann bis morgen!«
»Danke für die Party. Es war grandios.«
Sie lachte. »Ich liebe deine britische Höflichkeit, Sky. Es war grandios!«, ahmte sie mich nach. Gackernd vor Lachen stürzte sie sich auf Nelson und zog ihn zum Tanzen in die Mitte der Küche.
Ich trat auf die Veranda hinaus, wo Zed bereits auf mich wartete.
»Fertig?«, fragte er.
»Mhm. Wo gehen wir hin?«
»Lass uns in deine Richtung gehen. Auf dem Weg liegt ein nettes kleines Café, das bestimmt noch offen hat.«
»Sind wir da denn in Sicherheit?«
»Ich denke schon. Wir setzen uns an einen Tisch ganz hinten in der Ecke. Es ist zwar praktisch, dass ich in dem Kostüm nicht weiter auffalle, trotzdem möchte ich nicht den ganzen Abend die Maske tragen.«
Ich hielt ihm den Gipsschädel hin. »Soll ich den jetzt wieder aufsetzen? Irgendwie komme ich mir dämlich vor, wenn ich den aufhabe.«
»Na ja, aber wenn du ihn nicht trägst, könnte man meinen, du möchtest, dass jeder weiß, wer in dem Skelett-Anzug steckt ....«
»Wo du recht hast, hast du recht.« Ich stülpte mir den Schädel über und musste unwillkürlich lachen. »Das ist unser zweites Date, richtig?«
»Genau. Ich hab dir doch versprochen, dass ich das erste toppen würde.« Er verschränkte seine Finger mit meinen: Zottelpfote mit Skelettknochen.
Das Café war rappelvoll mit Eltern, die sich eine Aufwärmpause gönnten, nachdem sie den ganzen Abend mit ihren aufgekratzten Kindern von Tür zu Tür gelatscht waren. Wir mussten warten, bis der Tisch in der Ecke frei wurde.
»Was nimmst du?«, fragte Zed.
»Eine heiße Schokolade mit allem Drum und Dran.«
Als er zurückkam,
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