Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
anderen Menschen nicht allzu viel über die Zukunft erzählen darf. Auf diese Weise könnte ich vielleicht genau das bewirken, was verhindert werden soll.«
»Aha - dann sieht meine Zukunft wohl nicht so rosig aus, richtig?«
»Sky, bitte, ich weiß es nicht. Meinst du nicht, dass ich etwas tun würde, wenn es in meiner Macht stünde? Ich weiß nur, dass ich dich in Sicherheit wissen will.«
Es war so frustrierend. Alle diese Andeutungen und schwammigen Warnungen machten mich wahnsinnig. Ein Leben als Savant musste wirklich ätzend sein!
»Ja, das ist es.«
»Du tust es schon wieder! Du liest meine Gedanken! Hör auf damit. Sie gehören mir - die sind Privatsache.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust und rückte ein Stück von ihm ab.
»Ich scheine mich die ganze Zeit bei dir zu entschuldigen, aber es tut mir wirklich leid. Deine Gedanken sind für mich klarer lesbar als die der meisten anderen Leute - irgendwie fließen sie aus dir heraus und in meinen Kopf hinein.«
»Und das soll mich jetzt trösten?« Meine Stimme klang leicht hysterisch.
»Nein, aber es ist eine Erklärung. Du könntest lernen, dich abzuschirmen, weißt du?«
»Was?«
»Das gehört zum Grundlagentraining von Savants. Wenn man in einer Familie von lauter Savants lebt, lernt man schnell, sich abzuschirmen.«
»Aber ich bin kein Savant.«
»Doch, das bist du. Und ich glaube, tief in dir drinnen weißt du es auch.«
Ich wickelte mir eine Strähne um die Finger und ballte meine Hand zur Faust. »Hör auf. Ich will das nicht hören.« Du bist böse. Böse. Machst allen immer nur Kummer. »Nein, das bin ich nicht!« Ich sprach nicht länger zu ihm, sondern zu den flüsternden Stimmen in meinem Kopf.
»Sky.« Zed ergriff meine Fäuste, die ich an meine Schläfen gepresst hielt. Er nahm sie sanft herunter und zog mich eng an sich heran. Seine Hände fingen wieder an, mich zu streicheln, sie strichen durch mein Haar und legten es mir über die Schulter auf den Rücken. »Du bist wunderschön. Und mir ist noch nie jemand begegnet, der so wenig böse ist wie du.«
»Was siehst du, und was weißt du über meine Herkunft?«, fragte ich mit leiser Stimme. »Du hast Andeutungen gemacht. Du weißt Dinge über mich, die ich nicht weiß.«
Ich hörte ein Seufzen in seiner Brust. »Ich sehe keine klaren Bilder. In die Vergangenheit zu schauen ist eher Uriels Ding, nicht meins.«
Ich lachte kurz auf. »Versteh mich bitte nicht falsch, aber dann hoffe ich, dass ich ihm nie begegnen werde.«
Er schaukelte mit mir im Arm leicht hin und her. Es war wie tanzen ohne Musik, wir folgten demselben Rhythmus.
»Willst du wissen, warum ich nicht angerufen habe?«
Ich nickte.
»Ich durfte nicht. Uns wurde eine Sperre auferlegt. Und ich habe noch mehr schlechte Nachrichten.«
»Wie? Etwas noch Schlimmeres, als dass ein Irrer unterwegs ist, der deine Familie umbringen will? Ich wollte wissen, ob es euch gut geht. Ich wollte unbedingt wissen, ob es dir gut geht.«
»Victor hat uns auf Alarmstufe Rot gesetzt. Das bedeutet, dass wir mit niemandem außerhalb der Familie in Kontakt treten dürfen.«
Ich fragte mich, welchen Stellenwert ich bei ihm besaß. Immerhin hatte er behauptet, ich wäre sein Seelenspiegel.
»Wir wissen nicht, wer womöglich unsere Telefonate abhört. Ich hätte dir vermutlich irgendwie eine Nachricht zukommen lassen sollen, aber ich hatte Angst, Telepathie einzusetzen.«
»Warum?«
»Das ist die schlechte Nachricht. Wir vermuten, dass sie in ihren Reihen einen Savant haben. Sie hätten gar nicht in der Lage sein dürfen, uns so nahe zu kommen. Dads Gabe ist es, Gefahr zu spüren. Er hätte wissen müssen, dass da draußen Attentäter unterwegs waren, es sei denn, sie wurden von einem mächtigen Savant abgeschirmt. Mit der richtigen Begabung kann man auch telepathische Gespräche abhören. Und ich wollte sie auf keinen Fall auf deine Spur bringen.«
»Also verfügt nicht nur deine Familie über telepathische Fähigkeiten?«
»Nein, wir kennen einige Telepathen und vermutlich gibt’s da draußen noch viele, von denen wir nichts wissen. Man kann mit seiner Gabe ebenso Böses an-richten wie Gutes. Es ist verlockend, vor allem für diejenigen, die wegen eines fehlenden Seelenspiegels nicht im Gleichgewicht sind.« Er rieb mit seinem Kinn über mein Haar. »Du bist mein Gegengewicht, Sky. Ich war bereits dabei zu kippen, als ich dich getroffen habe. Ich kann dir gar nicht sagen, was es für mich bedeutet, dass mir diese düstere
Weitere Kostenlose Bücher