Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
beibringen, aber es wäre für dich zu gefährlich, wenn wir beide uns da draußen auf der Piste tummeln.«
»Ich schätze, das wäre keine so gute Idee.«
»Du solltest Tina fragen, ob sie’s dir zeigt. Sie fährt ganz gut.«
»Vielleicht mach ich das. Aber sie wird mich auslachen.«
»Ja, das wird sie.« Er tat es schon wieder - er las die Zukunft.
»Andererseits: Nichts ist so peinlich wie der Skelett-Anzug.«
»Sprich ja nicht schlecht über den Anzug! Den werde ich aufheben und dich anbetteln, ihn bei besonderen Anlässen anzuziehen.«
Ich versetzte mir selbst einen Tritt. Ich durfte mich nicht in diesen Kerl verlieben, aber am liebsten wäre ich in ihn hineingekrochen und für alle Zeit bei ihm geblieben. »Bringst du mir bei, wie man sich abschirmt? Ich will nicht, dass deine Familie jeden Gedanken lesen kann, der mir in den Kopf kommt.«
Er legte einen Arm um mich. »Nein, das wollen wir auf keinen Fall. Ab und zu schnappe ich auch einen auf, weißt du. Ich mag die, in denen du ...« Er flüsterte mir den Rest ins Ohr, woraufhin ich vor Scham beinahe tot umfiel.
»Abschirmen - ich muss lernen, mich abzuschirmen«, sagte ich, als meine Wangen aufhörten zu brennen.
Er lachte. »Okay. Die Technik ist total einfach, aber man braucht Übung. Am besten nutzt man Visualisierung. Stell dir eine Wand vor, dann platzierst du dich dahinter und behältst alle Gefühle, Ideen und Gedanken bei dir hinter dieser Mauer.«
»Was für eine Wand?«
»Es ist deine Wand, du kannst sie dir aussuchen.«
Ich schloss meine Augen und stellte mir die Tapete in meinem Zimmer vor. Türkis.
»Das ist gut.«
»Du kannst sehen, was ich sehe?«
»Ein Echo davon. Wenn sich jemand abschirmt, sehe ich das als eine Leerstelle. Und deine ist blassblau.«
»Meine Zimmerwände.«
»Ja, das ist gut. Das ist dir vertraut, dort fühlst du dich sicher. Wenn du diese Wand zwischen dir und einem Eindringling errichtest, wird er es schwer haben, etwas über dich in Erfahrung zu bringen. Aber sich so abzuschirmen ist anstrengend und hin und wieder vergisst man es auch einfach.«
»Der Savant, der für den Schützen arbeitet ... konntet ihr seine Abschirmung durchdringen?«
Zed schüttelte den Kopf. »Darum wissen wir auch, dass er mächtig ist. Entweder das oder er ist längst über alle Berge. Aber das bezweifeln wir.«
»Werden sie’s erneut versuchen?«
»Wir glauben schon. Das hoffen wir, denn jetzt, da wir mit ihnen rechnen, besteht auch die Chance, sie zu erwischen, und vielleicht entlarven wir dabei dann auch den Maulwurf beim FBI. Aber genau deshalb solltest du natürlich ganz besonders vorsichtig sein, versprochen?« Er strich mit einem Finger sacht über meine Hand und jagte mir damit einen Schauer über den Rücken.
»Versprochen.«
»Keiner weiß von dir. Nicht mal meine Familie. Du bist zu kostbar, als dass ich dich aufs Spiel setzen darf.«
Tina wunderte sich, warum ich nicht Zed bat, mir Skifahren beizubringen. »Du bist mit einem der besten Skiläufer weit und breit zusammen - und im Übrigen bin ich noch immer stinkig, dass du mir diesbezüglich nicht die Wahrheit gesagt hast - und jetzt willst du, dass ich dir das Skifahren beibringe?«
»Genau.« Wir standen zusammen auf dem Parkplatz der Schule an ihrem Auto. Ich schnappte mir einen Eiskratzer und half ihr, die Windschutzscheibe vom Eis zu befreien.
»Warum?«
»Weil Zed gesagt hat, dass du selbst ein Ass auf der Piste bist. Du bist mein Obi-Wan und ich bin dein treuer Lehrling.«
Sie platzte beinahe vor Stolz über das Lob. »Danke. Ich hätte nicht gedacht, dass er Mädchen wie mich überhaupt wahrnimmt.«
»Er ist nicht so, wie du denkst. Er ist nicht so unnahbar, wie er wirkt. Er hat nur das Problem, nicht so locker sein zu können, wenn andere dabei sind.« Und außerdem ist er die meiste Zeit mit seinen Nerven am Ende, da er im Auftrag des FBI ständig Zeuge schwerster Gewaltverbrechen sein muss, aber das brauchte sie wohl nicht zu wissen.
»Und seit unserem Abstecher zum Polizeirevier sind unsere Eltern auch nicht besonders begeistert davon, wenn wir uns treffen.«
»Mensch, das ist ja wie in der West Side Story!«
Ich fand, der Vergleich hinkte gewaltig. Wenn ich mich recht erinnerte, wurde in diesem Musical keine der beiden Hauptfiguren von einem Attentäter mit übersinnlicher Wahrnehmung gejagt.
»Na schön, ich bring dir das Skifahren bei«, fuhr Tina fort. »Und außerdem will kein Mädchen vor den Augen des Jungen, den sie beeindrucken
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