Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
Gefahren. Mom sieht in die Zukunft und kann die Gedanken anderer Menschen lesen - sie und ich sind uns am ähnlichsten. Durch die Potenzierung ihrer Kräfte als Seelenspiegel können meine Eltern das Haus perfekt beschützen. Trace kann Gegenstände lesen; wenn er etwas berührt, kann er die Person oder das Ereignis sehen, durch die der Gegenstand an seinen Standort gelangt ist.«
»Ganz schön praktisch für einen Cop wie ihn.«
»Allerdings. Für Cops oder Archäologen. Uriel kann in die Vergangenheit sehen, ich glaube, das sagte ich bereits. Victor kann die Gedanken anderer Menschen beeinflussen ...«
»Was?!«
»Ja, er steuert Emotionen und Gedanken. Nicht so toll, wenn man sich plötzlich einverstanden erklärt, den Abwasch zu machen, obwohl er an der Reihe ist. Xav ist ein Heiler. Und Yves beherrscht Energien, er kann Dinge explodieren lassen, Feuer fangen und so.«
»Verdammt! Yves sieht so ... na ja, so harmlos und brav aus.«
»Mom sagt, es war echt beängstigend, als er noch klein war, aber jetzt hat er's im Griff.«
»Wie kommt es, dass deine Familie alle diese Sachen kann?«
»Wir können’s einfach. Das ist so, als würde ich dich fragen, warum du blaue Augen hast.«
Die Frage war wie ein Eiswürfel, der an meinem Nacken hinabglitt. »Ich denke mal, ich habe sie von meinen leiblichen Eltern geerbt, aber so genau weiß ich's nicht, richtig? Sie haben mich ausgesetzt.«
»Tut mir leid, das war blöd von mir. Ich habe so was in deinen Erinnerungen gesehen.«
»Sally und Simon konnten keine eigenen Kinder bekommen und so haben sie mich bei sich aufgenommen, als alle anderen dachten, ich wäre zu gestört, um für eine Adoption infrage zu kommen. Vier Jahre lang habe ich kein Wort gesprochen, bis sie mich gerettet haben. Sie haben mich mit viel Geduld aus meinem Schneckenhaus hervorgelockt.«
»Sie sind ganz besondere Menschen.«
»Ja, das sind sie.«
»In vielerlei Hinsicht sind sie jetzt deine richtigen Eltern - ich kann Wesenszüge von ihnen in dir erkennen.«
»Was denn zum Beispiel?«
»Du bist so menschenfreundlich wie deine Mom und mit deiner Dickköpfigkeit schlägst du ganz nach deinem Dad.«
»Gut.« Mir gefiel die Vorstellung, dass ich Simons Charakterstärke geerbt hatte. »Er stammt aus Yorkshire. Es wird ihn freuen zu hören, dass es ansteckend ist.«
»Du brauchst dich nicht davor zu fürchten, was du von deinen leiblichen Eltern mitbekommen hast. Wenn ich dich anschaue, sehe ich nichts, dessen du dich schämen müsstest.«
»Dann sieh bloß nicht allzu genau hin.« Ich verschränkte die Arme.
»Mindestens einer von ihnen muss ein Savant gewesen sein.« Er nahm eine meiner Haarlocken und drehte sie spielerisch zwischen seinen Fingern. »Meine Familie stammt mütterlicher- und väterlicherseits von Savants ab. Dads Familie ist teils Ute - das ist ein Indianerstamm. Mom sagt, in ihrer Herkunftslinie gäb’s alles Mögliche ... Zigeuner und ein paar Iren und einen großen Anteil Mexikaner. Wir Kinder hatten da gar keine andere Chance, als Savants zu werden.«
»So läuft das also?«
»Ja. Meine Eltern haben innerhalb des Savant-Netzwerkes eine tragende Funktion - das ist so was wie das World Wide Web für diejenigen, die eine Gabe besitzen. Mithilfe von Moms Gabe werden Neuzugänge überprüft, um sicherzugehen, dass sie auch aus den richtigen Gründen beitreten wollen.«
»Schurken brauchen sich also nicht zu bewerben?«
Er schüttelte den Kopf. »Daran haben sie wohl auch kein Interesse. Ziel des Netzes ist es, unsere Gaben zum Wohle anderer einzusetzen. Wir halten uns zwar bedeckt, damit wir so normal wie möglich leben können, aber das hält uns nicht davon ab zu helfen, wo wir können «
»Und du glaubst wirklich, dass ich auch ein Savant bin?«
»Ja, allerdings.«
»Aber ich kann keine Gegenstände mittels Gedankenkraft bewegen.«
»Hast du’s schon mal versucht?«
»Ähm, nein. Ich wüsste gar nicht, was ich machen müsste. Ich dachte, ich hätte mal solche Farbkränze gesehen ... Ich glaube, man nennt sie Auren ... Aber das tu ich schon lange nicht mehr.« Und wenn, würde ich es nicht zugeben.
Wir saßen eine Weile Händchen haltend da und starrten aus dem Fenster. Der Himmel war mit dichten, bleigrauen Wolken verhangen. Es fing an zu schneien, dicke Flocken. Der Wind stieß in Böen hinein, trieb sie in die Schräge, bevor sie weiter zu Boden schwebten.
»Da ist er endlich«, sagte Zed. »Der erste richtige Schnee. Ich würde dir so gern das Skifahren
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