Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
möchte, in einer Tour auf den Hintern fallen.«
Da war in der Tat was dran. Vielleicht wäre es ja wirklich besser, wenn sie es mir zeigte.
»Gesprochen weise, Obi-Tina.«
Sie lachte. »Nix da! Ich bin derjenige, der rückwärts spricht ... nein, weder noch! Das macht doch dieser grüne kleine Kerl ... Master Yoda!«
Ich schlug mir gegen die Stirn. »Du hast recht. Da bleibt mir also nur, zu schmollen und rumzuzicken, während du versuchst, mir irgendwas beizubringen.«
»Versuch mal lieber, einen auf Luke statt auf Anakin zu machen - dann kommt am Ende was Besseres raus. Ich nehme dich Sonntagmorgen mit auf die Piste, wenn du willst, gleich nach der Kirche. Wir sind so gegen elf fertig, also hole ich dich um Viertel nach ab.«
»Super.«
»Hast du irgendwas an Ausrüstung?«
»Nein. Was brauche ich denn?«
»Ach, mach dir keinen Kopf. Du kannst meinen alten Skianzug haben. Aus dem bin ich schon vor Jahren rausgewachsen. Und Skier und Stiefel kannst du dir im Sportgeschäft leihen.«
»Ich kann's kaum erwarten.«
»Du bist bestimmt ein Naturtalent.«
»Ähm.«
»Klar doch. Spüre die Macht, Sky.«
Ich war kein Naturtalent im Skifahren - nicht im Geringsten. Aber ich war sehr begabt darin, auf die Nase zu fallen. Mein Gleichgewichtssinn ließ jedenfalls sehr zu wünschen übrig. Ich war ja schon des Öfteren mit Bambi verglichen worden, aber heute fühlte ich mich tatsächlich so wie das Rehkitz in der Szene, als es sich zum ersten Mal auf die Hufe stellt und seine Beine in alle Richtungen weggrätschen.
»Hast du nicht manchmal auch diese Tagträume«, keuchte ich und spuckte eine Ladung Schnee aus, die mir bei meinem letzten Sturz aufs Gesicht in den Mund gekommen war, »wo du etwas Neues ausprobierst und feststellst, dass du ein verborgenes Talent hast?«
Tina tätschelte mir tröstend den Rücken. »Ständig.«
»In der Realität ist es allerdings nie so ...«
Wir standen noch immer am Fuß des Babyhangs. Wie ich sehen konnte, brachte die Seilbahn im Dauerbetrieb die geübten Skifahrer bis an den Gipfel. Am Ticketschalter saß Xav. Es war der perfekte Tag fürs Skifahren - blassblauer Himmel, der Schnee glitzerte verheißungsvoll, die Gipfel lockten. Die Berge waren mild gestimmt und das Wetter zeigte keinerlei Anwandlungen, sich schlagartig zu ändern.
Tina folgte meinem Blick. »Zed ist vermutlich ganz oben. Mr Benedict bezahlt seine Jungs dafür, dass sie die Wochenendschicht übernehmen.«
Wenigstens war er nicht hier, um meine Schlappe mitzukriegen. Ich sorgte schon bei Xav für genug Belustigung.
»Okay, lass uns weitermachen. Denk immer dran, Sky: Es ist gerade mal deine erste Stunde.«
Verzweiflung stieg in mir auf, als ich eine kleine Vierjährige sah, die auf Miniskiern an mir vorbeisauste. Sie benutzte noch nicht einmal Stöcke.
»Du kannst dich nicht mit ihr vergleichen. Sie fällt nicht besonders tief und außerdem sind sie in diesem Alter noch nahezu unzerstörbar. Na komm, noch einmal. Ja, genau so! Skier schön parallel halten. Nein, nein, nicht grätschen!«
»Autsch!« Meine Oberschenkel protestierten unter Schmerzen, als ich beinahe einen Spagat machte.
»Das war gut ... Besser.«
»Besser als was?«
»Besser als das Mal davor. Hast du für heute die Nase voll?«
»O ja.«
»Macht’s dir etwas aus, wenn ich jetzt mal von ganz oben abfahre?«
»Natürlich nicht.«
»Du kannst ja mitkommen.«
»Machst du Witze?«
»Du könntest mit der Gondel wieder runterfahren. Der Ausblick da oben wird dir gefallen ...«
Ich grinste und freute mich, dass sich Tina inzwischen mit der Vorstellung angefreundet hatte, dass Zed und ich ein Pärchen waren. Sie verkniff sich ihre düsteren Prophezeiungen und hatte die Gefahrenstufe von ›Rot‹ auf ›Gelb‹ gesetzt. »Ja, vielleicht ist das eine gute Idee.«
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Kapitel 16
M it geschulterten Skiern stapften wir hinüber zur Warteschlange an der Seilbahnstation. Xav warf Tina einen panikerfüllten Blick zu, als er mich sah.
»Sky, Süße, meinst du nicht, dass es noch ein bisschen verfrüht für eine Gipfelabfahrt ist?«, fragte er.
»Nö, ich hab einfach Lust darauf.« Ich unterdrückte ein Grinsen.
»Tina, du musst ihr das ausreden. Sie kann sich das Genick brechen.«
»Bleib locker, Xav. Sie glaubt, sie hätte verborgenes Talent.«
Er legte eine Hand auf das Ticket. »Du kriegst von mir keins, Sky.«
Ich verdrehte die Augen. »Mann, Xav, ich bin doch nicht total bescheuert. Ich will da nur hoch und die Aussicht
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