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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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wurde erschaffen, um die Errichtung der Städte zu leiten. Mandala war die erste Stadt, und wir wurden hier stationiert, um die Bauleitung zu entlasten. Aber jetzt ist uns jegliche Kontrolle entglitten. Nach einem Jahrhundert der Bautätigkeit und erfolgreicher Erprobung haben wir die städtischen INST-Computer auf Gemeinschaftskontrolle umprogrammiert. Wir schleiften die alten Städte, als es genügend neue gab, in denen das Volk von Gott-der- Schlachtenlenker Unterkunft finden konnte. Die Probleme kamen erst dann auf, als alle lebenden Städte in einen umfassenden Plan integriert wurden. Sie fingen an, ›Notenkonferenzen‹ abzuhalten, in einer Art Lautsprache.«
    »Sie waren der Ansicht, daß die Menschlichkeit abnahm.«
    »Einfach ausgedrückt. Eine der ursprünglichen Direktiven der Städte besagte, daß sozial schädliche Menschen – solche, die nicht gemäß ihrem Glauben als Juden oder Christen lebten –, entweder zu läutern oder zu vertreiben waren. Die Städte registrierten ständig alle menschlichen Aktivitäten und Geisteshaltungen. Nach wenigen Jahrzehnten gelangten sie zu der Erkenntnis, daß auf die eine oder andere Art jeder ein Sozialschädling war.«
    »Wir sind alle Sünder.«
    »Hier entlang«, dirigierte Thinner. Sie erreichten den um den Zentralschacht verlaufenden Rollsteig und betraten ihn. »Die Städte waren nicht imstande, das menschliche Gleichgewicht von Gut und Böse zu realisieren. Als das Problem erkannt wurde, war es bereits zu spät. Die Städte gingen auf Notversorgung und isolierten sich, weil jede Stadt meldete, daß sie nur von Asozialen bevölkert wurde. Die Vernetzung zwischen ihnen wurde nie wieder hergestellt. Nur Menschen wären in der Lage, die interurbanen Verbindungen zu reaktivieren.«
    Jeshua musterte Thinner skeptisch und versuchte, den Wahrheitsgehalt der Geschichte zu ergründen. Das war ein harter Brocken – tausend Jahre Selbstanklagen und Elend, nur wegen einer schlampigen Konstruktion! »Warum sind die Schiffe vom Himmel verschwunden?«
    »Diese Welt war an einen Kolonialvertrag gebunden und wurde nur solange unterstützt, wie sie auch etwas produzierte. Die Produktion ging indessen drastisch zurück, so daß kein Gewinn mehr erzielt wurde, die Kosten und Gefahren eines weiteren Kontaktes jedoch stiegen. Es gab hier Dutzende Millionen verzweifelter Menschen. Irgendwann wurde Gott-der- Schlachtenlenker dann als Verlust abgeschrieben.«
    »Dann waren wir also keine Sünder und haben nicht gegen die Gebote Gottes verstoßen?«
    »Nicht mehr als jedes andere Lebewesen.«
    Jeshua spürte, wie langsam Haß ihn ihm aufkeimte. »Es gibt noch andere, die das erfahren müssen«, sagte er.
    »Tut mir leid«, erwiderte Thinner. »Du mußt zunächst einmal hierbleiben. Wir werden später gehen.«
    »Ich will aber kein Gefangener sein«, sträubte Jeshua sich.
    »Das ist keine Frage der Gefangenschaft. Die Stadt bereitet sich auf einen neuen Zug vor. Sie hat versucht, sich des Architekten zu entledigen, aber ohne Erfolg – sie wird es nie schaffen. Es würde nämlich einer Direktive hinsichtlich der Integrität der Stadt zuwiderlaufen. Und dagegen würdest auch du verstoßen, wenn du jetzt versuchtest zu gehen. Was auch immer direkt vor einer Wanderung zum Inventar der Stadt gehört, wird katalogisiert und von Observierungseinheiten sorgfältig bewacht.«
    »Wie könntet ihr mich überhaupt aufhalten?« fragte Jeshua mit einem Gesichtsausdruck, als ob er auf einem unnachgiebigen Stück Stahl herumhämmerte. Er entfernte sich vom Schachtausgang und fragte sich, was Thinner jetzt wohl unternehmen würde.
    Der Boden warf sich auf, und er fiel auf Hände und Füße. Braunes und grünes Lametta kroch sich windend und krümmend über eine Wand in der Nähe. Die Wand neigte sich, erzitterte wie im Todeskampf und kippte dann um. Die daran anschließenden Sektionen taten es ihr nach, bis ein modularer Raum sich selbst desintegriert hatte. Sein Inventar wurde von wuselnden Kleiderständern ordentlich verpackt, die jeder über eine Reihe Arme und ein stabileres Gestell für Lasten verfügten. In der gesamten Peripherie des Zentralschachtes wurden Wände demontiert und Räume abgebaut. Thinner kniete sich neben Jeshua auf den Boden und schlug ihm auf die Schulter.
    »Du folgst am besten dieser Einheit und gehst den Problemen hier aus dem Weg. Ich kann dir sicheres Geleit garantieren, bis die Stadt sich rekonfiguriert hat.«
    Jeshua zögerte, und als er dann aufschaute, sah er einen

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