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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sich dann am Stadtrand von Mandala. Er atmete tief durch und schaute sich um, ob ihm jemand oder etwas folgte.
    Er hatte noch immer den Knüppel. Er wog ihn in der Hand und inspizierte ihn gründlich, wobei er überlegte, was er damit anfangen sollte, wenn man ihn belästigen würde. Er hängte ihn wieder in den Gürtel, nachdem er zu dem Schluß gekommen war, daß er ihn auf dem langen Weg zurück zu seiner Expolis wohl noch benötigen würde. Hinter ihm setzten sich die Formationen der Fahrzeuge und Stadt-Teile ruckend in Bewegung. Mandala rekonfigurierte sich wieder. Jetzt war der beste Zeitpunkt zur Flucht.
    Er rannte los. Wegen des hohen Grases konnte er nicht sehr schnell laufen, aber er hetzte dennoch weiter, bis er über eine Bodenerhebung stolperte und hinfiel. Er stand wieder auf, rieb sich den Knöchel, diagnostizierte keine Schäden und setzte seinen unbeholfenen Lauf fort.
    Nach einer Stunde legte er im Schatten einer Baumgruppe eine Rast ein. Er lachte still vor sich hin. Die Sonne schien sengend auf die Ebene, und das Gras flimmerte golden in der Hitze. In einer Vertiefung in einem Felsen war eine kleine Pfütze, aus der er trank. Dann machte er ein Schläfchen.
    Er wurde von einem Schuh geweckt, der ihm sachte in die Rippen trat.
    »Jeshua Tubal Iben Daod«, sagte eine Stimme.
    Er rollte sich auf den Rücken und sah in das Gesicht von Sam Daniel dem Katholiken. Zwei Frauen und ein weiterer Mann sowie drei Kinder waren hinter ihm und suchten sich einen Platz im tiefsten Schatten.
    »Hast du dich in der Wildnis abreagiert?« fragte der Katholik. Jeshua setzte sich auf und rieb sich die Augen. Er hatte nichts zu befürchten. Der Kommandeur der Wache war hauptberuflich unterwegs – er befand sich auf einer Expedition und nicht auf einer Verfolgungsjagd. Und außerdem war Jeshua ohnehin auf dem Rückweg zur Expolis.
    »Ich habe mich wieder beruhigt, danke«, meinte Jeshua. »Ich entschuldige mich für meine Handlungsweise.«
    »Es sind gerade erst zwei Wochen vergangen«, sagte Sam Daniel. »Hat sich seitdem denn so viel geändert?«
    »Ich…« Jeshua schüttelte den Kopf. »Du wirst es sicher nicht glauben.«
    »Du kommst aus der Richtung der wandernden Stadt«, stellte der Katholik fest und setzte sich auf den weichen Lehmboden. Er bedeutete dem Rest der Truppe, zu rasten und sich zu entspannen. »Etwas Interessantes dort gesehen?«
    Jeshua nickte. »Warum seid ihr denn so weit draußen?«
    »Aus gesundheitlichen Gründen. Und um die westlichen Bezirke der Expolis Kanaan aufzusuchen, wo meine Eltern jetzt leben. Meine Frau leidet an einer schlimmen Lungenerkrankung – ich vermute, daß es sich um eine allergische Reaktion auf die neue Sorghum-Sorte handelt, die auf den Bergterrassen oberhalb von Bethel-Japhet angebaut wird. Wir werden erst nach der Ernte wieder zurückgehen. Hast du dich in anderen Dörfern in der Nähe aufgehalten?«
    Jeshua schüttelte den Kopf. »Sam Daniel, ich habe dich schon immer für einen vernünftigen und ehrenwerten Mann gehalten. Wirst du dir meine Geschichte unvoreingenommen anhören?«
    Der Katholik überlegte zunächst und nickte dann.
    »Ich bin im Innern der Stadt gewesen.«
    Er hob die Augenbrauen. »In der auf der Ebene?«
    Jeshua erzählte ihm den größten Teil der Geschichte. Dann erhob er sich. »Ich möchte dich unter vier Augen sprechen. Ohne die anderen. Ich habe einen Beweis.«
    Sam Daniel folgte Jeshua hinter die Felsen, und dieser enthüllte zögernd seinen Beweis. Sam Daniel machte große Augen. »Ist der echt?« wollte er wissen.
    Jeshua nickte. »Faß ihn an.«
    Sam befühlte ihn und war gebührend beeindruckt. »Sehr gut.«
    »Ich bin wiederhergestellt. Ich kann nun nach Bethel-Japhet zurückkehren und ein normales Mitglied der Gemeinde werden.«
    »Niemand ist zuvor in einer Stadt gewesen. Seit Menschengedenken nicht.«
    »Es gibt mindestens noch eine zweite Person, ein Mädchen. Sie gehört zu den Stadt-Jägern.«
    »Aber die Stadt hat sich doch selbst zerlegt und ist losmarschiert. Wir mußten unseren Weg ändern, um sie zu umgehen und den ihr folgenden Hooligans auszuweichen. Wie kann jemand in einer Stadt leben, die sich wieder neu zusammensetzt?«
    »Ich habe ihre Demontage überlebt. Es gibt durchaus Möglichkeiten.« Und er berichtete vom Architekten und seinen Nebenstellen. »Ich mußte mich enorm anstrengen, um überhaupt zu begreifen, was ich erlebt habe«, sagte er. »Aber ich bin zu einem Schluß gekommen. Wir gehören nicht in die

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