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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Städte, genauso wenig wie sie uns verdient haben.«
    »Unsere Schande ist in ihnen.«
    »Dann müssen sie zerstört werden.«
    Sam Daniel sah ihn durchdringend an. »Das wäre Blasphemie. Sie sind da, um uns an unsere Sünden zu gemahnen.«
    »Wir wurden nicht wegen unserer Sünden ins Exil geschickt, sondern wegen dessen, was wir sind – menschliche Wesen! Würdest du denn einen Hund vor die Tür setzen, nur weil er während des Passahfestes jagen will – oder zur Fastenzeit? Warum sollte dann eine Stadt ihre Bewohner nur wegen ihrer Gedanken vertreiben? Oder wegen der Handlungen einer Minderheit? Die Moral, auf der sie errichtet wurden, ist zu starr, um alltagstauglich zu sein. Sie sind schlimmer als der herzloseste Priester oder Richter, wie kleine Kinder in ihrer Selbstgerechtigkeit. Sie haben uns ohne Not leiden lassen. Und solange es sie gibt, erinnern sie uns an eine Minderwertigkeit und Schuld, die keine sind! Wir sollten sie einreißen und den Boden mit Salz bestreuen.«
    Nachdenklich rieb sich Sam Daniel die Nase zwischen zwei Fingern. »Das läuft allem zuwider, wofür die Expolis stehen«, meinte er. »Die Städte sind perfekt. Sie sind autonom, und wenn sie selbstgerecht sind, dann steht es ihnen auch zu. Gerade du solltest das doch wissen.«
    »Du hast nicht verstanden«, sagte Jeshua und lief dabei hin und her. »Sie sind eben nicht perfekt, nicht ewig. Sie wurden von Menschen errichtet…«
    »Papa! Papa!« schrie da ein Kind. Sie rannten zu der Gruppe zurück. Eine riesige schwarze Zugmaschine mit einem eckigen, vogelähnlichen Kopf und fünf Armen hockte leise tickend bei den Bäumen. Sam Daniel versammelte seine Familie im Mittelpunkt des Wäldchens und schaute Jeshua gleichermaßen furchtsam und zornig an. »Ist es wegen dir gekommen?«
    Er nickte.
    »Dann geh mit ihm.«
    Jeshua trat nach vorne. Er sah den Katholiken nicht an, als er zu ihm sprach: »Sag ihnen, was ich dir gesagt habe. Sage ihnen, was ich getan habe, und was in meinen Augen getan werden muß.«
    Ein Junge stöhnte leise.
    Die Maschine hob Jeshua vorsichtig mit einem mandibelbewehrten Arm in die Höhe und setzte ihn auf ihrem Rücken ab. Dann wendete sie, wobei Schmutz und Gras aufspritzten, und nahm lautlos wieder Kurs über die Ebene auf Mandala zu.
    Als sie ankamen, hatte die Stadt ihre Rekonfiguration fast abgeschlossen. Ihr Erscheinungsbild war das gleiche wie vor der Demontage, kam ihm nun aber häßlich vor. Er bevorzugte die menschliche Asymmetrie von Steinhäusern und Mauern. Ihre Geräusche verursachten ihm Übelkeit. Dieses Gefühl verstärkte sich wie der Dampfdruck in einem Kessel, und seine Muskeln verspannten sich wie eine Schlange, die kurz vor dem Zubeißen stand.
    Die Maschine setzte ihn auf der untersten Ebene der Stadt ab. Dort wurde er schon von Thinner erwartet. Jeshua sah das Mädchen auf einer Plattform bei der kreisförmigen Konstruktion im Schacht warten.
    »Laß dir eins sagen: wir hatten nichts mit dieser Rückholaktion zu tun«, versicherte Thinner.
    »Laßt euch eins sagen: auch ich hatte nichts mit meiner Rückkehr zu tun. Wo werdet ihr mich diese Nacht einschließen?«
    »Nirgends«, erwiderte Thinner. »Du kannst dich frei in der Stadt bewegen.«
    »Und das Mädchen?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Was erwartet sie?«
    »Du bist ziemlich unlogisch«, kommentierte Thinner.
    »Erwartet sie, daß ich bleibe und das Beste aus der Sache mache?«
    »Frage sie doch selbst. Wir kontrollieren sie nämlich auch nicht.«
    Jeshua ging an den Cyborgs vorbei und marschierte über die runde Konstruktion, die jetzt wieder verzerrt war. Das Mädchen sah ihn beim Näherkommen unverwandt an. Er blieb unter der Plattform stehen und schaute zu ihr hoch, wobei er die Fäuste in die Hüften stemmte.
    »Was willst du an diesem Ort?« fragte er.
    »Freiheit«, antwortete sie. »Wählen können, was ich bin und wo ich bin.«
    »Aber die Stadt läßt dich nicht gehen. Du hast gar keine Wahl.«
    »Doch, ich kann die Stadt verlassen, wann immer ich will.«
    »Sobald die Stadt sich völlig rekonfiguriert hat, kannst du auch wieder gehen«, rief Thinner durch die Halle. »Das Inventar wird nur während der Wanderung beaufsichtigt.«
    Jeshua ließ die Schultern hängen, und seine Gereiztheit ließ nach. Es gab jetzt nichts, was er hätte bekämpfen können, zumindest nicht im Moment. Dennoch blieben die Fäuste geballt.
    »Ich bin durcheinander«, sagte er.
    »Bleib noch bis zum Abend«, empfahl sie ihm. »Dann werden sich

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