Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
dieser Einheit verbinden?«
    Eine andere Stimme meldete sich. »Religions-Koordinator. Was können wir für dich tun?«
    Sie saß einige Sekunden lang stumm da und biß sich auf die Lippe. »Welche Funktion hast du?«
    »Planung der Liturgien und Organisation spiritueller Übungen.«
    »Kannst du mir die Kontrolle über die Stadt übertragen?«
    »Diese Einheit ist nicht mehr vollständig und außerdem unmotiviert. Aus diesem Grunde wäre es wünschenswert, eine Einheit oder ein Individuum mit Motivation zu finden. Bist du dafür qualifiziert?«
    »Ich… ja.«
    »Wirst du jene zurückweisen, die nicht den spirituellen Anforderungen der Stadt genügen, die nicht an die Wiederauferstehung und das Leben glauben, an die Ewige Schönheit und die Herrschaft des Allmächtigen Herrn, unseres Gottes?«
    »Ja«, gelobte sie, »aber Allah ist allwissend.« Sie verspürte nicht den geringsten Hauch von Schuld; die Stadt war nämlich wahnsinnig. Da sie selbst einmal wahnsinnig gewesen war, wußte sie, welcher Stellenwert der Wahrung von Diskretion zukam.
    »Du bist ein Pensionär der Stadtverwaltung. Nun bist du wieder im Amt. Die Strafe für Nichteinhaltung der Normen ist Ausweisung. Die Stadt untersteht hiermit deiner Kontrolle.«
    Reah lächelte und wischte sich die feuchten Hände am Kleid ab.
     
    Im Schatten von Wiederauferstehung, nach einem Tagesmarsch in der Hitze, entspannte Durragon sich und trank eine Tasse abgestandenen Wassers, die ihm von Breetod gereicht wurde. Mit einem nachdenklichen Blick überflog er die scheckigen Türme und Mauern und ließ dann den Habiru zu sich kommen. Der Lehrer erschien mit mißtrauischem Blick und hängenden Schultern.
    »Wie viele leben noch dort drinnen, und wie viele sind tot?« fragte Durragon.
    Ezeki zuckte die Achseln. »Ein Viertel ist vermutlich tot.«
    »Wie lange noch, bis alles tot ist?«
    »Jahrzehnte. Oder auch nur wenige Jahre. Relevant ist nämlich nicht der äußere Zerfall, sondern der Kollaps der städtischen Steuerungs- und Regenerationseinrichtungen.«
    »Wäre es einen Versuch wert, hineinzugelangen?«
    »Wenn die Stadt dich nicht hineinlassen will, kommst du auch nicht hinein.«
    »Ich glaube schon, daß es Möglichkeiten gibt«, spekulierte Durragon. »Du hast gesehen, was mit Tomoye geschehen ist. Wir könnten uns mit Feuer einen Weg in diese Stadt erzwingen.«
    »Du… – ich bitte meine Offenheit zu entschuldigen, aber es ist meine Aufgabe, dich vor Schwierigkeiten zu bewahren – du kennst das Potential der Städte nicht. Ich habe sie jahre- und jahrzehntelang beobachtet und mich zudem von Männern unterweisen lassen, die sie noch viel länger studiert haben. Die Stadt verfügt über Verteidigungseinrichtungen, an denen deine Männer scheitern werden. Du hast schon vor Tomoye viele verloren, und die Stadt war geschwächt.«
    Durragon bedeutete Nebeki, ihm eine Karte zu bringen. »Die Stadt ist leer und liegt im Sterben. Diese Stachel können uns nicht lange aufhalten. Eine Gruppe von Männern wird durchkommen – darauf wette ich –, und du wirst zu ihnen gehören.«
    »Es ist früher schon versucht worden.«
    »Ja, bei gesunden Städten. Aber diese hier ist schwach und wankelmütig. Ich kann es riechen, wie einen sterbenden Dschungel. Wir haben die Chance, sie einzunehmen.«
    Der Habiru zuckte die Achseln, ergriff eine Karte und studierte sie. »Du wirst viele Männer verlieren.«
    »Sie sind Jäger. Sie werden sich nicht beklagen, weil ich sie auf Schritt und Tritt begleite. Wie ich gehört habe, enthalten die Städte Wissen, das einem Mann mit meinen Ambitionen nützlich wäre. Solches Wissen könnte mir einen unglaublichen Vorteil verschaffen. Glaubst du nicht auch, daß es nach tausend Jahren Chaos wieder Zeit für einen Führer wird?«
    Der Habiru nickte. »Vielleicht. Aber hast du denn überhaupt das Zeug zu diesem Führer?« Ein Anflug von Angst überkam ihn ob dieser Kühnheit.
    Durragon behielt sein Lächeln bei. »Ja. Wenn das nicht der Fall wäre, hätte ich dich für deine Unverschämtheit nämlich sofort getötet. Aber meine Pläne lassen Raum für Dreistigkeiten. Ich bin nämlich selbst frech. Ich habe vor, ein Zeitalter des Niedergangs zu beenden. Ich verachte die Schwäche meiner Vorfahren.«
    »Der Plan ist auch nicht dümmer als irgendein anderer«, konzedierte Ezeki. »Mein Leben ist auch nicht wertvoller als das eines anderen. Ich werde gehen.«
    »Nur um zu sehen, was sich in der Stadt verbirgt?«
    »Nur deswegen… ja.« Der Habiru

Weitere Kostenlose Bücher