Die Macht der Steine
Stadtverwaltung«, behauptete Reah und verspannte sich ob dieser Lüge.
Der Homunculus wurde für einen Moment unscharf und stabilisierte sich dann wieder. »Stadtverwaltung -Status, bitte.«
»Pensioniert. Hör zu, die Stadt muß organisiert werden…«
»Das ist der Status«, sagte der Homunculus. »Du mußt diese Einheit entschuldigen. Nicht alle Komponenten funktionieren mehr so, wie sie eigentlich sollten. Welche Archive möchtest du einsehen?«
»Eintragungen über frühere Angehörige der Verwaltung.«
Sie spürte die Anwesenheit eines anderen Wesens hinter sich, erhob sich hastig vom Sitz und schrie auf. Ein schwarzgekleideter Mann materialisierte aus der Wand. Er hob die Hand, bewegte stumm die Lippen und bedeutete ihr, ihm zu folgen.
Die Armee hatte sich gemäß Durragons Anordnungen aufgeteilt. Die erste Gruppe von Stadt-Teilen marschierte auf die Frontlinie zu. Er sah, wie die Jäger hin- und herrannten, wie unaufmerksame Kinder beim Spiel. Große Zugmaschinen mit Ketten lösten sich von der Gruppe und warfen die Marodeure zurück, während die kleineren Teile auf das Zentrum zuhielten.
Die rückwärtigen Linien wurden mit ähnlichen Problemen konfrontiert, aber sie hatten bereits einige Nachzügler isoliert und demobilisierten sie mit Stricken und Stangen. In periodischen Intervallen befreite sich eines der gefesselten Teile, woraufhin ein Haufen Männer darüber herfiel. Das Gewusel erinnerte ihn an eine Formation von Ameisen, die versuchten, einen Wassereinbruch abzudichten. Die belagerte Stadt schien an einigen Stellen über sich selbst hinwegzufahren, und Stücke rekonfigurierten sich zu alptraumhaften Burgen und Türmen, die sich Minuten später wieder in der Menge auflösten. Breetod stand bei Durragon, der an der Flanke des grünen Reittieres lehnte und auf einem süßen Grashalm herumkaute. Beide drehten sich gleichzeitig um, als aufsteigender Rauch in ihr Blickfeld zog.
»Was ist das denn?« fragte Durragon.
»Die Bastarde haben die Prärie in Brand gesteckt«, erkannte Breetod. »Sie versuchen, unseren Vormarsch mit Feuer zu stoppen!«
»Sag dem Rest der Truppen, sie sollen die Nachhut aufrollen. Ich will, daß sie alles herschaffen, was nach Führungskräften aussieht – alles! Isoliert sie von der Formation und bringt sie her. Und wer auch immer das Feuer gelegt hat – auf der Stelle erschießen.«
Breetod rannte los. Nebeki erschien auf seiner anderen Seite; er atmete schwer, und das Gesicht war schmutzverschmiert. Er lächelte, bis er auf einmal die Rauchwolken über der Savanne sah. »Was ist das?«
»Unerheblich. Nimm alle erbeuteten Teile und schaff sie hinaus in die Ebene, weg vom Gras. Bring sie in die Hügel auf der anderen Seite.«
Nach einer Stunde war das Feuer unter Kontrolle. Rauch stieg in den blauen Himmel und zog westwärts. Die Stadt war zum Stehen gekommen. Durragon sah, daß große Sektionen von ihr bereits brannten. Binnen kurzem stand ein Drittel der Gesamtmasse in Flammen, aber die Stadt wich nicht zurück. Breetod kehrte japsend und erschöpft zurück, wobei sein Gesicht rauchgeschwärzt war und Kletten und Grashalme sich im Haar verfangen hatten. »Sir, wir werden die ganze Stadt verlieren. Es gibt keine Verteidiger mehr, die das Feuer löschen. Sie wartet nur noch auf den Tod.«
»Mir nach«, befahl Durragon und trieb das Reittier an.
Die nächsten Stunden waren nur schemenhaft in seiner Erinnerung manifest. Er ritt zwischen den brennenden Stadt-Teilen hindurch, wobei der Rauch ihm Hustenreiz verursachte. Der Nachthimmel wurde verdrängt, und die Ebene und die umgebenden Hügel wurden vom Hauptfeuer erleuchtet. Viele Jäger wurden vom Feuer eingeschlossen und verbrannten oder erlitten so schwere Verletzungen, daß sie von ihren Qualen erlöst werden mußten. Der Rest der Armee trieb gefangene Teile über die Ebene in die Hügel, band sie an die dicksten Bäume und rodete das hinter ihnen wuchernde Gestrüpp, um eine Brandschneise zu schlagen. Breetod wurde fast von einer über ihn hinwegrumpelnden Transporteinheit zermalmt, wobei der Unterboden knapp fingerbreit über seinen Rücken strich.
Als das Feuer nicht schwächer wurde, banden sie die gefangenen Teile los und führten sie noch höher, zwischen die Felsbrocken, die von einigen der steilen Hänge herabgefallen waren.
Durragon streifte zu Fuß durch das Gelände, wobei der Habiru-Lehrer ihm im Abstand von einigen Schritten folgte. Einige verdächtige Teile wurden isoliert und ein Zaun um
Weitere Kostenlose Bücher